Wir leben in einer Demokratie, so wird behauptet. Die Realität schaut anders aus. Wir leben in der Diktatur des anonymen Finanzkapitals. Der beste Beweis dafür ist das anstehende TTIP-Abkommen zwischen der EU und den USA. Amerikanische Konzerne, so ist durchgesickert, sollen künftig bei Benachteiligung ihrer Interessen sogar über empfindliche Finanzstrafen und/oder diplomatische Interventionen in die Gesetzgebung von souveränen Staaten eingreifen können. Genaueres weiß man deshalb nicht, weil die Verhandlungen geheim sind. Nicht einmal gewählten Parlamentariern ist ein Einblick in Roh-Entwürfe gestattet. Das ist doch Diktatur in Reinkultur! Und die Drahtzieher dieser Mafia bleiben verborgen, verschanzen sich hinter besoldeten Managern. Man hütet sich aber, die Scheindemokratie, die wir haben, anzutasten! Die Wahlen sollen bleiben, nur die direkte Demokratie wird erschwert und zahnlos gehalten. Etablierte Parteien und Institutionen werden gekauft oder korrumpiert und damit gefügig gemacht. So bleiben die Interessen dieser Clique gewahrt. Wie weit jene heute schon in unserer Regierung eine Rolle spielt, zeigt sich grad in Österreich sehr gut. Die Schulden, die uns unserer Regierung beschert und immer weiter vermehrt, stehen denen in Griechenland in nichts nach. Und auch bei uns geht es primär um Banken und Spekulationen. In die bankrotte Hypo-Bank in Kärnten sind Milliarden an Steuergeldern gepumpt worden, weitere Milliarden wurden verprozessiert und jetzt ist eine „Vergleichszahlung“ von über einer Milliarde noch zu entrichten. Da hat man das Geld. Dafür spart man unten: Bei den Sozialleistungen, bei den Pensionen, für deren weitere Entwertung und Ausdünnung sich der Herr Mitterlehner und der Herr Schelling eifrig den Kopf zerbrechen, bei der Kinderbetreuung, bei den Schulen, bei den Krankenhäusern und besonders bei den Pflegekosten. Für „unwertes Leben“ will man schon gar keine Steuermittel akzeptieren. In Tirol wird bereits wieder ein Konzept angedacht, das ich als Sippenhaftung bezeichnen möchte. Denn beim Regress gegen Vor- und Nachfahren von Behinderten wird es kaum bleiben. Wenn sie Geschwister haben, wäre es bei der sozialen Einstellung unserer Landesregierung durchaus denkbar, dass man auch sie und deren Nachfahren in den Regress einbindet. Voila! Am besten wäre es ohnehin, die unnützen Alten und die noch unnützeren Behinderten zu entsorgen. Ansätze in dieser Hinsicht gibt es bereits. Allen Ernstes wird die Legalisierung der Euthanasie angedacht. Natürlich nur auf eigenen Wunsch! Dass dieser manipuliert werden kann, nicht zuletzt mit Drogen für deren „Liberalisierung“ man sich stark macht, wird geflissentlich verschwiegen. Trotz aller „Vergangenheitsbewältigung“ droht sich die Geschichte zu wiederholen. Und das macht mir als Betroffener Angst. Mit 72 gehöre ich zu den „Alten“ und bin zudem stark bewegungseingeschränkt und gehbehindert. Ich möchte nicht irgendwelchen latent ins Auge gefassten „Endlösungen“ zum Opfer fallen! Zumal die Hochfinanz gnadenlos ist und grausam. Ethik, Humanität und Gewissen werden verhöhnt, das Wort „Gutmensch“ ist zum Schimpfwort geworden und der Idealismus wird nur zugelassen, wenn er in die Kanäle von „ehrenamtlichen“ Tätigkeiten gelenkt wird, mit denen sich Behörden und Institutionen eine Menge an bezahlten Arbeitskräften ersparen. Zwar würden letztere Steuern und Abgaben erbringen und durch Konsum die Wirtschaft beleben, außerdem Pensionsansprüche erwerben, aber für die Finanzmafia zählt das nicht. Für sie gibt es an Werten einzig Kapital, Spekulation, Gewinnmaximierung, Reichtum und Macht. Nur: Nichts währt ewig. Es sind schon Weltreiche untergegangen, von denen man das nie gedacht hätte. Das kann auch in unserer Zeit passieren. Ich will es hoffen. Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Damit verbleibe ich Ihre treue Leserin
Edeltraud Brandner
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