Seit vielen Jahren komme ich regelmäßig mit Gästen nach Rattenberg um einige gemütliche Stunden im Geiste der Ursprünglichkeit, Ruhe und Besinnung während der Vorweihnachtszeit ganz nach dem Konzept von Anders Linder zu genießen. Zur Sicherheit erkundigte ich mich im Internet was in Rattenberg am Donnerstag, den 5. Dezember los sei. Dort fand ich Perchtenlauf ist am 6. Dezember. Also fuhr ich mit ca. 70 Gästen am frühen Nachmittag in das historische Städtchen um zu flanieren, einige Einkäufe zu tätigen, die Stadtpfarrkirche, die Grotte, den Malerwinkel und die romantische Atmosphäre zu genießen.
Wir spazierten an der Uferpromenade durchs Inntor zum Geburtshaus der heiligen Notburga und da bot sich uns ein grausliches Bild im besten Sinn des Wortes:
Straßen und Gehsteige waren mit skurilsten Masken, unzähligen leeren Bierdosen und –flaschen übersät, überall lungerten „Perchten“ umher, einige konnten sich am frühen Nachmittag wegen des Alkoholpegels kaum noch auf den Beinen halten, kleine Krampusse liefen kreischenden Frauen nach um sie zu schwärzen usw. usf.
Die umherliegenden Masken und Lärminstrumente (ausrangierte Benzintanks) machten ein Durchkommen beinahe unmöglich. An der Pfarrkirche hing ein Zettel mit der lapidaren Mitteilung: „Wegen Perchtenlauf geschlossen“. Dieser eher an Fasching erinnernde Klamauk,- Hörner von afrikanischen Langhornrindern, bengalische Feuer, ohrenbetäubender Krawall, Masken aus Horrorfilmen mit Blut verziert, nur unterbrochen von Signalen der Martinshörner von Polizei und Rettung,- steht sicher im krassen Gegensatz zum Konzept von Anders Linder.
Von so viel authentischem Tiroler Brauchtum und adventlicher Stimmung überwältigt, verließen wir enttäuscht die Stadt.
Hotelier Franz Waldhart
Letzte Änderung am Mittwoch, 25 Dezember 2013 19:54