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Zu wenig Platz in Bussen: Thema im Landtag

Ein aktuelles Foto aus einem Schulbus im Tiroler Unterland: Das Verhältnis von Steh- zu Sitzplätzen ist hier etwa 1:1. Ein aktuelles Foto aus einem Schulbus im Tiroler Unterland: Das Verhältnis von Steh- zu Sitzplätzen ist hier etwa 1:1. Foto: Praxmarer
Das Thema ist fast so alt wie das Schul-System der II. Republik. In Österreichs Schulbussen fahren teils doppelt so viele Kinder mit, wie es Sitzplätze gibt. Gurte fehlen. Eltern protestieren. Dennoch: Unfälle gibt es kaum und eine Umstellung würde Millionen kosten...

TIROL (cm/ce) Unter dem Titel „Mehr Sicherheit für unsere Kinder: Jedem Kind sein Sitzplatz im Schulbus!“ startete die LISTE FRITZ in den November-Landtag.
Dazu Klub-Obfrau Dr. Andrea Haselwanter-Schneider: „Gemeinsam mit vielen Eltern in Tirol mache ich mir große Sorgen um die Sicherheit unserer Kinder. Wenn Schulbusse täglich überfüllt sind,  viele Kinder nur einen Stehplatz statt eines Sitzplatzes haben und damit nicht angeschnallt sind, dann wird der Weg zur Schule gefährlich.“
Besonders absurd sei das, weil Kinder zugleich in einem Privat-PKW angeschnallt sein müssen. Selbst wenn man ein Kind am falschen Platz (vorne) unterbringt oder den falschen Kindersitz verwendet, gäbe es bis zu 72,– EURO Strafe, gibt die FRITZ-Abgeordnete zu bedenken.

Im Schnitt 29 Unfälle und 51 Verletzte pro Jahr

Laut dem Koratorium für Verkehrssicherheit (KfV) gab es in Österreich zwischen 2003 und 2013 insgesamt 290 Unfälle mit Schulbussen und 515 verletzten Schülern zwischen 6 und 15 Jahren. Tote gab es in diesem Zeitraum zum Glück keine.
Dazu Bildungs-Landesrätin Dr. Beate Palrader (ÖVP): „Wir sind der Überzeugung, dass die Sicherheit unserer Kinder auf dem Weg zur Schule bestmöglich gegeben sein muss. Nicht zuletzt deshalb hat der Tiroler Landtag in der letzten Landtagssitzung einstimmig beschlossen, dass der Antrag zum Thema „überfüllte Schulbusse“ dringlich zu behandeln ist. Allerdings fußt die Sitzplatzproblematik in den Schulbussen auf einem Bundesgesetz, zuständig ist allen voran SPÖ-Verkehrsminister Alois Stöger. Auch wenn der Tiroler Landtag wollte, könnte er gar keine gesetzliche Änderung der derzeitigen Situation herbeiführen. In Tirol können wir beispielsweise dahingehend ansetzen, dass sich der Verkehrsverbund Tirol bereits vor Beginn des jeweiligen Schuljahres mit den zuständigen Verkehrsunternehmen und den Schulen bezüglich der nötigen Kapazitäten abstimmt. Das passiert bereits...“
Alle befragten Parteien und Vereinigungen unterstützen (eigentlich) die schon recht alte Forderung „jedem Kind einen Sitzplatz“. Die ÖBB-Postbus begegnet dem Problem mit Bus-Zügen. Das sind Anhänger, die an Busse angekoppelt werden können. Diese Anhänger werden ausschließlich zu den Stoßzeiten bei Schulbeginn oder Schulende verwendet.
Da man aber kaum ganz genau sagen kann, wann und wo wie viele Kinder zusteigen, um zu einer der angefahrenen Schulen zu gelangen, wäre die Forderung vermutlich nur mit Überkapazität zu erfüllen.


         
Peter Retter, Elternvereine: „Wir werden Eltern aktuell auf die Möglichkeit verweisen, die Online-Petition zu unterschreiben. Wie schon gesagt, freuen wir uns, wenn Parteien das Thema aufgreifen, unterstützen das Thema an sich, aber lassen uns nicht von Parteien vereinnahmen. Um die extremen Kapazitätsspitzen kurz vor 08:00 Uhr abzuflachen, könnten wir uns geschichtete Beginnzeiten in ausgewählten Schulen vorstellen, da uns die Kosten- und Kapazitätsprobleme der Verkehrsunternehmen durchaus bewusst sind. Gurte sollten selbstverständlich, Buskapazitäten in einem Tourismusland wie Tirol verhandelbar sein.“

LA Mag. Thomas Pupp (SPÖ):  „Wir unterstützen den Antrag der Liste FRITZ und rufen auch dazu auf, die Online-Petition zu unterschreiben. Wir selbst haben schon 2011 einen ähnlichen Antrag gestellt. Unser Vorschlag zur Lösung: Wir lassen den Unterricht um 9:00 Uhr beginnen, öffen aber die Schulen ab 7:15 Uhr, oder 7:30 Uhr für die Schüler um zum Beispiel Hausübungen zu machen. So würden nicht alle gleichzeitig im Bus fahren.“

LHStv Ingrid Felipe (GRÜNE): „Wir sind gemeinsam mit dem VVT bemüht, ausreichende Kapazitäten, besonders in von SchülerInnen benutzten Bussen, zu schaffen. Im Linienverkehr ist das aber in der Umsetzung in der Form einer Sitzplatzgarantie nicht machbar.“

Mag. Markus Abwerzger (FPÖ): „Der Vorschlag der Liste FRITZ ist nicht neu, wir haben bereits im Parlament eine derartige Initiative eingebracht, natürlich werden wir diesen Antrag auf Landesebene unterstützen.“

Landesschulsprecher Johannes Schretter (AHS): „Als Landesschulsprecher ist es mir natürlich ein Anliegen, dass jedes Schulkind sicher und pünktlich zur Schule kommt. Das sollte im Idealfall durch einen Sitzplatz in den Schulbussen sein. Den Vorschlag gestaffelter Beginnzeiten in Schulen finde ich nicht sinnvoll. Aus diesem Grund unterstütze ich auch den Antrag der Liste Fritz nicht. Dennoch finde ich es gut, dass eine politische Partei dieses Thema aufgreift.“
Regionalleiter Wolfram Gerri (ÖBB Post Regionalbus): „Wir sehen die Problematik und vor allem, dass die Busse meist ein oder zwei Haltestellen vor den Schulen sehr voll sind. Aber gesetzlich ist das gedeckt. Mehr Busse würden viel mehr kosten. Im Herbst braucht es Zeit, bis es sich einspielt und wir alle Busse richtig einteilen können. Als sehr gute Möglichkeit zur Entspannung haben sich unsere Anhänger bewährt. Diese können nach den Stoßzeiten bei Schulen stehen bleiben und Mittags wieder in Betrieb gehen. Wir sind übrigens die einzigen, die diese elf Anhänger in Österreich einsetzen. Leider könne wir nicht jedem Kind einen Sitzpltz versprechen, gestaffelte Beginnzeiten der Schulen würden aber sicher helfen.  In Tirol fahren morgens täglich 300 Busse, volkswirtschaftlich wäre es sehr teuer noch mehr Busse einzustetzen.“

Mag. Martin Hoffer (ÖAMTC): „Natürlich will der ÖAMTC, dass jedes Kind einen Sitzplatz  hat, aber realistisch ist das nicht, da eine so massive Umstellung wahrscheinlich nicht finanzierbar ist. Vielleicht verringern die Ganztagsschulen die Stosszeiten.“ Letzte Änderung am Dienstag, 02 Dezember 2014 11:01
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