Wissenschafler warnen seit Jahren vor sorglosem Umgang mit Mobilfunk und kritisieren die Grenzwerte für Österreich. Der Schwazer Stadtrat hat auf einer Schule eine Sende-Anlage genehmigt und muss sich nun mit Anrainer-Beschwerden beschäftigen...
SCHWAZ (rr/lias) In der Gemeinderats-Sitzung Ende Oktober thematisiert LA Edi Rieger (FPÖ) Anrainer-Sorgen zum Thema „Mobilfunk“. Ein Anrainer, dessen Haus Luftlinie geschätzte 20 Meter entfernt steht, sieht seine Gesundheit durch Sende-Anlage auf der Polytechnischen Schule gefährdet.
Doch der Großteil des Schwazer Stadtrates hatte in der letzten Gemeinderats-Sitzung wenig Verständnis dafür. Umwelt-Stadtrat Hermann Weratschnig (GRÜNE) schwieg zu diesem (Umwelt-)Thema. „Dabei müsste er die Errichtung der Anlage als Stadtrat eigentlich mit genehmigt haben“, sagt Edi Rieger (FPÖ) und ergänzt: „Für einige Mitglieder im Gemeinderat ist das Thema offenbar lächerlich. Ich frage mich aber, wer von denen gerne 20 Meter neben so einer Sendelage leben möchte.“
Zitate aus Info-Material der Landes-Regierung von Salzburg
Die Salzburger Landesregierung schreibt in ihrer „Info-Mappe Elektrosmog“ zum Thema Mobilfunk bereits 2008 über Menschen, die auf Mobilfunk-Strahlung mit Kopfschmerzen reagieren. Prominentes Beispiel sei die ehemalige Direktorin der WHO, Gro Harlem Brundtland, die daher in ihrem Büro (laut Info-Mappe) ein Handyverbot verhängte. Die Info-Mappe zitiert das britische Gesundheitsministerium wie folgt: „Wenn Eltern ihre Kinder vor möglichen Risiken ... schützen wollen, sollten Sie ihre Kinder Mobiltelefone nicht nutzen lassen.“
Grenzwerte: Österreich fast 100 x schlechter als Russland!
Die österreichischen „Grenzwerte“. Hier orientiert man sich offenbar an einem Vorschlag der ICNIRP (eine int. Strahlenschutz-Kommission) aus dem Jahre 1999. Der Wert beträgt laut Broschüre „Elektrosmog im Alltag“, S.41:
10 Millionen (10.000.000) Mikro-Watt/m2 (µW/m2) für UMTS. Ein paar Zahlenspiele: Für Russland und China werden Grenzwerte von 100.000 µW/m2 (100 x weniger) angegeben, allerdings als SUMME aller auftretenden hochfrequenten Strahlungen. Die Empfehlung in Salzburg/Ratgeber „Elektrosmog im Alltag“ lautet: 1 µW/m2 im Innenbereich. Das ist immerhin 10 Millionen Mal weniger...
...Eine absurde Situation: 10 Millionen Mikro-Watt/m2 als Grenzwert und ein Mikro-Watt/m2 als Empfehlung von namhaften Umweltmedizinern, in einem offiziellen Ratgeber der Salzburger Landesregierung. In der Broschüre „Elektrosmog im Alltag“ (11/2013) ist am Ende von Seite 41 zu lesen: „Die Behauptung, es gäbe keine belegbaren, relevanten biologischen Effekte unterhalb der Grenzwerte, kann als wissenschaftliche Falschinformation angesehen werden.“ Auf der Internet-Seite
www.mobilfunkstudien.org seien Aufstellung veröffentlicht, die die umfangreiche Studienlage in Bezug auf gesundheits-schädliche Effekte hochfrequenter Strahlung auch unterhalb der Grenzwerte übersichtlich darstellen würden.
Die Broschüre „Elektrosmog im Alltag“ basiert u.a. auf Material von Dr. Gerd Oberfeld, Umwelt-Referent der Österr. Ärztekammer. Das Forum Mobil-Kommunikation widerspricht. Es ist die Vertretung der Mobilfunk-Indurstrie in Österreich. Denn jenseits jeglicher Markt-Konkurrenz ist man sich auf www.fmk.at sinngemäß einig: „NEIN! Mobilfunk ist überhaupt nicht schädlich...“ Seit Jahren präsentiert die Mobilfunk-Industrie immer wieder Studien, die ihren Standpunkt unterstützen.
Dr. Gerd Oberfeld, Umwelt-Referent der Ärztekammer dazu im ROFAN-KURIER-Interview 2014: „Ich kann nur empfehlen: Gespräche mit Mobiltelefonen kurz und selten! Das Handy nicht eingeschaltet direkt am Körper führen. WLAN deaktivieren. Bei Fenstern reduzieren metallbedampfte Scheiben die Belastung (durch Sendeanlagen) um das 100 bis 1.000-fache. Notebooks und Laptops mit LAN-Kabeln und nicht mit WLAN betreiben. Schnurlos-Telefone am besten überhaupt vermeiden. Schlafbereich: Nie Handys eingeschaltet neben dem Bett liegen lassen...“
Letzte Änderung am Montag, 03 November 2014 12:01
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