Die EU öffnete mit einer Verordnung aus 2011 die Türen für den „Olivenöl-Betrug“. Seither landen auch minderwertige Öle als „extra vergine“ im Verkaufsregal. Echten Oliven-Bauern stößt dies sauer auf!
EUROPA/BUCH i. T. (aw) Als „extra vergine“ oder „extra nativ“ bezeichnet man ein Olivenöl höchster Qualität. Eine Qualität, die nur dann erreicht wird, wenn die Oliven noch halb- bis gerade reif gepflückt und binnen weniger Stunden ausgepresst werden.
Von wegen „jungfräulich“
In Europa wird bei der Olivenöl-Herstellung jedoch immer häufiger getrickst! Munter wird ein kleiner Teil „echtes, natives“ Olivenöl mit anderen Ölen gestreckt oder minderwertige Ware verarbeitet. „Viele Billighersteller verwenden Netze, um das was auf den Boden fällt zu verwerten. Diese Oliven sind natürlich überreif“, verrät Walter Papek aus Buch in Tirol. Papek bewirtschaftet seit zwölf Jahren eine eigene Oliven-Plantage in Griechenland. Auf einer Fläche von 6.000 m2 besitzt Papek 100 Oliven-Bäume, aus deren Früchten der Bucher pro Jahr etwa 300 bis 400 Liter Öl gewinnt.
Auf der kleinen Plantage wird die Ernte handbearbeitet, es gilt außerdem die Bäume sauber zu halten und das Schnittwerk zu entsorgen. Viel Arbeit für Papek und seine Helfer. Ein Grund, warum sein Olivenöl pro 750 ml 17,– EURO kostet. „Mein Olivenöl ist nur für den Eigenbedarf, doch für gewinnorientierte Oliven-Bauern ist es bei dem Aufwand unmöglich, mit den Preisen der Handelsketten mitzuhalten“, unterstreicht Papek.
Brisant wird die Angelegenheit, wenn das minderwertige Billig-Öl auf eine Stufe mit dem echten „extra vergine“ gestellt wird. Die EU fasste Anfang 2011 nämlich den Beschluss, dass jedes Olivenöl als „extra vergine“ deklariert werden darf, wenn es einen Alkyl-Ester-Wert von 150 mg/kg nicht überschreitet.
Extra minderwertig
Alkyl-Ester sind chemische Verbindungen, die durch fehlerhafte Herstellung oder die Verwendung minderwertiger Früchte im Endprodukt vorkommen. „Es ist erwiesen, dass derartige Öle nur zustande kommen, wenn minderwertige Ware verarbeitet wird“, erklärt der Oliven-Bauer Walter Papek. Denn ein Öl aus frisch gepressten Oliven enthält lediglich 10 bis 15 mg Alkyl-Ester pro Kilogramm. Der Verbraucher hat in dieser Beziehung kaum Vergleichsmöglichkeiten, denn der Alkyl-Ester-Wert muss nicht auf der Inhaltsangabe abgedruckt werden.
EU öffnet Tor für Olivenöl-Betrüger
Vor der EU-Verordnung wurde ein „extra natives“ Olivenöl sensorisch ermittelt. Es musste aus erster Pressung sein und hohe Qualitätsstandards erfüllen. Doch 2011 öffnete die EU allen Olivenöl-Betrügern Tür und Tor. „Es wird quasi zu Beimischungen aufgefordert. Die Bezeichnung ,extra vergine‘ sagt überhaupt nichts mehr aus“, ärgert sich Papek. Die Beweggründe sollen wirtschaftlicher Natur sein. Denn nur so kommt die Handelskette zu überschaubaren Preisen an einen Liter Olivenöl und kann diesen für ein paar EURO an den Verbraucher weiterverkaufen. „Etikettenschwindel“ sagen die einen, „Betrug“ die anderen...
Einige Olivenöl-Experten, aber auch der Kärntner Nationalrats-Abgeordnete Josef Jury machten Landwirtschafts-Minister Nikolaus Berlakovich bereits auf die Missstände aufmerksam. Der Staat muss sich allerdings den Verordnungen der EU beugen. Der Verbraucher ebenso? „Man kommt als Konsument immer schwerer an das wahre ‚extra vergine‘ ran“, weiß Papek. Eine Senkung des Alkyl-Ester-Wertes auf geforderte 30 mg/kg würde daran wohl nichts ändern. Genauso wenig an der „Geiz ist geil“-Mentalität vieler Verbraucher. Allerdings würde eine Senkung der Bezeichnung „extra vergine“ wieder einen Wert geben und die Ehre vieler Oliven-Bauern wiederherstellen...
AKTUELLE NACHRICHTEN
Amazon: Retour-Ware landet oft im Müll!: Das ZDF-Magazin Frontal 21 berichtete kürzlich, dass der Online-Riese Amazon Miss Amerika künftig im Kamelhaar-Mantel?: Man stelle sich vor: Die Wahl zur Miss Amerika läuft Kurz: "Müssen illegale Migration weiter eindämmen!": Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) warnt vor dem Sommer vor Mehr Mikro-Plastik in heimischen Böden als im Ozean!: Bilder von Plastik-Müll an Stränden kennt jeder. Das ist weit England und Frankreich verlangen "Zucker-Steuer"!: Nur über den Geld-Beutel kommt man großen Konzernen bei. Weil Tierschützer Moser: "Artgerecht kann nur die Freiheit sein!": Es ist billiger Tiere leiden zu lassen, als Kunst-Pelz herzustellen. GREENPEACE: "Klima-Gipfel der Mutlosigkeit!": Die Klima-Konferenz in Bonn ist beendet. Das Ergebnis ist für Plastik: Ausgerechnet Kenia macht vor, wie es geht...: Die Regierung von Kenia ergreift nun harte Maßnahmen gegen Plastik-Sackerln. Plastik: Aus den Regalen in die Welt-Meere: Jährlich werden in Österreich etwa vier Milliarden Getränke in Wegwerf-Flaschen, Nach TTIP ist vor JEFTA: Dieses Mal mit Japan?: Ende Juni veröffentlichte Greenpeace wieder geheime Dokumente. Dieses Mal geht