1971 ließ Peter Turrini mit einem Proteststück aufhorchen. In "Rozznjogd" zeichnete der Autor eine von Kapitalismus geprägte Wirklichkeit, prangerte die Konsumgesellschaft an. Regisseur Markus Plattner transformierte dies österr. Kultstück in die Gegenwart.
Schwaz - Eine junges Paar trifft sich nachts auf einer Mülldeponie, um sich intimer kennenzulernen. Mitten im menschlichen Abfall treiben sich Ratten herum, die beiden entwickeln ein gemeinsames Feindbild. Wer dem zivilisierten System entkommen will, muss sich entblößen, seinen Körper, seine Seele. Aber ist es möglich, so gesellschaftlich demaskiert, zu überleben?
"Rozznjogd" aktueller denn je
Regisseur Markus Plattner lässt das junge Paar sich freischälen von allen Konventionen, ablegen, was unecht ist und sich zu ihrer Nacktheit bekennen, weil nur in dieser Wahrheit steckt. Eine spirituelle, buddhistisch geprägte Idee mit Symbolkraft. Doch zugleich wird auf alles geschossen, was anders ist. Wer sind nun die Guten, wer die Bösen? Und wieso erscheinen die Ratten menschlich? Die Antwort scheint komplex und schwierig.
Markus Plattner stellt sich in unvergleichlicher Bildsprache und neuer Textinterpretation dieser Auseinandersetzung. In purer Inszenierung gibt er Raum für Auseinandersetzung und schafft Platz für zeitgenössische Interpretation. "Ein Kunstwerk der Spannung, Exzessivität und Schauspielkunst" so der Regisseur. Die Nachwuchsschauspieler Eva Ritzer und Matthias Rankov malen in starker Darstellung ein aussagekräftiges, unter die Haut gehendes Bild und verleihen so dem Stück eine neue, feurige Dynamik. Im Konzept von Barbara Hölzl verschmelzen die Ebenen von philosophischer Symbolik und anarchistischer Gewalt.
Aufführungen gibt's noch am 2., 3., 10. und 11. Dezember, jeweils um 20:15 Uhr im "Theater im Lendbräukeller" Schwaz. (gmk)
Letzte Änderung am Montag, 28 November 2016 11:48
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