Die Regierung von Kenia ergreift nun harte Maßnahmen gegen Plastik-Sackerln. Mit den härtesten Anti-Plastik-Gesetzen weltweit will man dort die Verbreitung der umweltschädlichen Plastik-Tüten stoppen.
International - Mit dem weltweit schärfsten Gesetz gegen Plastik-Sackerl will Kenia die Verbreitung des umweltschädlichen Materials stoppen. Das berichtet die Nachrichten-Agentur Reuters kürzlich. Gemäß einem neuen Gesetz drohen Herstellern, Verkäufern und sogar Nutzern von Plastiktüten Haftstrafen von bis zu vier Jahren oder Geldbußen von 40.000,– DOLLAR. Umweltministerin Judy Wakhungu schränkte aber im Gespräch mit Reuters ein, dass es vorerst um die Produzenten und Verteiler von Plastik-Taschen geht. Der End-Kunde, der noch eine Plastik-Tasche benützt, würde vorerst nicht bestraft.
Dem Gesetz zufolge kann die Polizei aber gegen jeden vorgehen, der eine Plastiktüte mit sich trägt. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) schätzt, dass Supermärkte in Kenia bislang jedes Jahr hundert Millionen Plastiktüten ausgeben. UNEP-Chef Erik Solheim begrüßte die neue Gesetzgebung als "riesigen und wichtigen Schritt" nach vorn.
Verbot von Plastikflaschen
Das Verbot der Plastiktaschen war im Februar angekündigt worden. Den Geschäftsinhabern und Kunden wurde eine sechsmonatige Frist zur Gewöhnung an die neue Regelung eingeräumt. Die kenianische Umweltbehörde Nema startete eine Anzeigenkampagne in der Presse. In dem ostafrikanischen Land waren weggeworfene Plastiktüten bislang fester Bestandteil des Straßen- und Landschaftsbilds. Sie sammelten sich am Straßenrand und hingen in Bäumen und Büschen. Die Tüten blockierten Abflüsse und wurden von Tieren wie Kühen und Ziegen verschlungen. Der kenianische Einzelhandelsverband kündigte als Reaktion auf den Bann wiederverwertbare ökologische Einkaufstüten zu einem niedrigen Preis an. Die Tüten würden als Service für die Verbraucher mit einem Zuschuss gefördert, sagte Willy Kimani, Manager bei der Naivas-Supermarktkette.
Lange Schlangen, verwirrte Kunden
Stunden nach Inkrafttreten des Verbots herrschte in vielen Supermärkten allerdings Chaos. Lange Schlangen bildeten sich, weil die gewohnten Plastiktüten fehlten und viele Kunden nicht darauf eingestellt waren. Oft mussten sie ihre Waren auf den Armen balancieren oder nach Kartons zu ihrem Abtransport suchen. In den sozialen Medien klagten Kenianer über übereifrige Polizisten, die im Zentrum der Hauptstadt Nairobi Autos anhielten und nach Plastiktüten sowie – ihren Angaben zufolge – nach Bestechungsgeldern Ausschau hielten. Um die Plastikflut und die verheerenden Umweltfolgen abzumildern, haben bereits rund 40 andere Staaten scharfe Vorschriften gegen den Kunststoff erlassen, darunter Ruanda, China und Frankreich. Plastik baut sich nur sehr schwer und über einen jahrhundertelangen Zeitraum ab und belastet zunehmend die Umwelt.
Letzte Änderung am Donnerstag, 05 Oktober 2017 09:02