Die Aufregung ist groß in Kramsach: Ohne Gemeinderats-Sitzung und ohne die Nachbarn vorher einzubinden, wurde zu Beginn der Urlaubs-Zeit ein zweites Asylanten-Heim eingerichtet. Der Gemeinde-Vorstand war informiert und hat zugestimmt. Bereits diese Woche sollen die ersten Asylwerber einziehen.
KRAMSACH (rr/cm) Beim Lokal-Augenschein in Voldöpp machen sich die Nachbarn Luft. Sie haben schlicht weg Angst.
Knapp 20 Leute wohnen in der kleinen Siedlung in einer Sackgasse in Voldöpp. Hauptsächlich Familien mit Kindern, Mütter in Karrenz, auch zwei werdende Mütter sind dabei. Jetzt sollen etwa 16 Asylwerber dazukommen.
Sie verdoppeln praktisch die Einwohner-Zahl in der Siedlung.
Fritz Widmann (SPÖ), Reinhard Freudenschuss (Liste Für Kramsach) und Wolfgang Schonner (WB-Bezirksobmann-Stv., ÖVP) gehen aufgrund der Situation an die Öffentlichkeit.
Fritz Widmann, SPÖ dazu: „Vize-Bürgermeisterin Karin Friedrich (ÖVP Kramsach) hat erst am 13. Juli den Gemeinde-Vorstand einberufen. Wir sollten da einem zweiten Asylanten-Heim in Kramsach zustimmen! Aber der Platz ist ungeeignet. Ich war der einzige, der im Vorstand dagegen gestimmt hat. Dafür gestimmt haben Karin Friedrich, Christoph Widmann, Franz Wurzenrainer und Hartl Zisterer, alle von der ÖVP Kramsach.“
Danach hätte die Vize-Bürgermeisterin noch ein Rundmail an die Gemeinde-Räte geschickt. „Das ist kein Ersatz für eine öffentliche Gemeinderats-Sitzung“, sagt Fritz Widmann.
Wolfgang Schonner vom ÖVP-Wirtschaftsbund sagt: „Die Vorgehensweise stößt auch viele ÖVP-Anhänger im Ort vor den Kopf. Es geht mir aber vor allem auch um eine Verteilungs-Gerechtigkeit. Kramsach hat bereits ein Asylanten-Heim. Wir haben unseren Beitrag geleistet und sind Vorreiter in der Region. Kramsach muss nicht zum Aufnahmezentrum im Unterland werden. Es kann nicht sein, dass Immobilien-Besitzer nur für die Rendite direkt und ohne Einbindung des Gemeinderates oder der Nachbarn zum Land laufen.“
Reinhard Freudenschuß, Für Kramsach (FPÖ und Partei-freie): „Das ohne ordentliche GR-Sitzung durchzuziehen, ist eine Frechheit. Hier geht es nur um Geldmache mit der Not von anderen auf Kosten der Nachbarn! Noch vor dem Sommer wurde im Gemeinderat besprochen, dass Kramsach kein weiteres Heim befürworten wird. Ich verstehe nicht, warum die Vize-Bürgermeisterin nun ohne Gemeinderats-Sitzung ein weiteres Heim in Kramsach durchgedrückt hat.“
Sofort haben sich auch die Bürger organisiert: Sie beschwerten sich schriftlich über die Vorgehensweise der Gemeinde-Führung: „Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt, unsere Bedenken wurden nicht eingebunden“, heißt es. Darüber hinaus gebe es keine Pufferzone, der Garten sei für 16 Asylwerber viel zu klein.
Man fürchtet sich: Schließlich seien die Asylwerber den ganzen Tag über in der Gegend, während die Männer in der Arbeit sind und die Mütter mit ihren Kindern allein zu Hause bleiben. Die Anrainer fürchten in der eng verbauten Siedlung auch das Konfliktpotential der verschiedenen Kulturen.
40 Unterschriften und ein Info-Abend
Trotz Urlaubs-Zeit haben die Bürger aus der direkten Umgebung gleich 40 Unterschriften gegen das Heim gesammelt. In dieser Frage sind sich alle einig...
Eine Nachbarin beschwert sich über die späte und spärliche Information: „Ohne sich anzumelden hat Vize-Bürgermeisterin Karin Friedrich in der Siedlung an den Türen geklingelt und gesagt, dass wir jetzt Asylanten bekommen. Wir sollten das als Chance sehen! Wir wussten nicht mal, wer das ist, weil sie sich nicht vorgestellt hat...“
Nachdem es in der Bevölkerung die Wogen hoch gingen, hat Fritz Widmann (SPÖ) kurzentschlossen zu einer Informations-Veranstaltung geladen.
Diese sei sehr emotional gewesen und Karin Friedrich habe sich auch für die mangelhafte Information entschuldigt.
Vize-Bürgermeisterin Karin Friedrich selbst konnte bis Redaktionsschluss zur Situation nicht Stellung nehmen. Sie befand sich im Urlaub.
Für eine Stellungnahme erreichbar war Hartl Zisterer (ÖVP Kramsach), der als Gemeindevorstand ebenfalls für das 2. Asylheim stimmte und als einer der möglichen Bürgermeister-Kandidaten der Orts-ÖVP gehandelt wird.
Zisterer sagt im ROFAN-KURIER-Gespräch: „Die Besitzerin Frau Auer hat das Haus dem Land angeboten, ohne die Gemeinde zu informieren. Der Vertrag wurde auch direkt mit dem Land abgeschlossen. Dann hatten wir den Eindruck, dass wir die Sache ohnehin nicht verhindern können. Wir wollte die Zahl der Flüchtlinge noch verringern und stehen meines Wissens nun bei 15 anstatt bei 16 Asylwerbern. Es ist uns auch gesagt worden, dass hier hauptsächlich Familien oder alleinstehende Frauen kommen sollten.“
Eine schriftliche oder vertragliche Garantie für die Unterbringung von Frauen und Familien gibt es aber nicht.
Zisterer räumt aber ein: „Wirklich glücklich ist der Standort sicher nicht. Das muss man leider zugestehen...“