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Im Pazifik treibt ein Kontinent aus Plastik!

Nur 15% des Plastik-Mülls im Meer wird wieder an den Strand gespühlt. 70% sinken ab und landen so in der menschlichen Nahrungs-Kette. Nur 15% des Plastik-Mülls im Meer wird wieder an den Strand gespühlt. 70% sinken ab und landen so in der menschlichen Nahrungs-Kette. Foto: literalobservations
Zwischen Kalifornien und Hawaii hat sich ein fast geschlossener, drei Millionen Tonnen schwerer Plastikteppich ausgebreitet, der in etwa die Größe Mitteleuropas hat! Inzwischen wird dieses Gebiet von Ozeanografen großer pazifischer Müllstrudel genannt.

INTERNATIONAL (ce) Dieser „siebte Kontinent“ ist ein gigantisches Gebiet, das ausschließlich aus Müll besteht. Die Oberfläche umfasst nach Angaben der französischen Weltraumagentur CNES rund 3,4 Millionen Quadratkilometer. Vor allem sind es Plastikabfälle, die von den Küsten und aus Flüssen in die Gewässer zwischen Kalifornien und Hawaii getrieben werden. Ein riesiger Wirbel hält den Müll dort fest. Die Plastik-Überreste vermengen sich am Treffpunkt von zwei Meeresströmungen, die auf die Erdrotation zurückzuführen sind und einen immensen Wirbel bilden. Laut dem deutschen Umweltbundesamt sind es inzwischen über 140 Millionen Tonnen Abfall, die in den Meeren liegen, schwimmen oder an die Strände treiben. Ein Großteil davon treibt allein in den fünf großen Strudeln der Weltmeere, der Schmutz wird dabei langsam in deren Zentrum gezogen. Strände unbewohnter Inseln versinken geradezu im Müll. Und auch in der Nordsee beispielsweise, sind Plastikabfälle eine allgegenwärtige Gefahr für Fische, Vögel und Meeressäuger

Plastik vergeht nicht

Drei Viertel des Meeresmülls besteht aus Plastik. Dieses Plastik ist ein ständig wachsendes Problem, kostet jedes Jahr zehntausenden Tieren das Leben und gefährdet auch uns Menschen. Denn bis zur völligen Zersetzung von Plastik können 350 bis 400 Jahre vergehen. Zunächst zerfällt es lediglich in immer kleinere und kleinere Partikel. Wenn wir heute barfuß einen Strand entlang laufen, haben wir neben den Sandkörnern meist auch viele feine Plastikteilchen unter den Füßen. Im Meer sind gerade diese kleinen Partikel ein großes Problem, da sie von den Meerestieren mit Plankton verwechselt werden. „Sogar in Muscheln, die Planktonfilterer sind, konnte man schon kleine Plastikteilchen nachweisen. An manchen Stellen befindet sich heute sechsmal mehr Plastik im Meereswasser als Plankton und auch das Plankton selbst reichert feinste Plastikteilchen in sich an“, erklärt Stephan Lutter, WWF-Experte für Meeresschutz. Mikro-partikel, kleiner als ein Millimeter, gelangen problemlos in die Körper von Meerestieren und durch deren Verzehr auch in den menschlichen Organismus.

Menschen essen Plastikmüll

Welche Auswirkungen das haben kann, ist noch nicht endgültig erforscht. Doch eines ist sicher: Plastik enthält Giftstoffe wie Weichmacher und Flammschutzmittel, die den Meeresbewohnern schaden und durch die Nahrungskette auch den Menschen erreichen können. Solche Umweltgifte können wie Hormone wirken, krebserregend sein und die Fruchtbarkeit schädigen.
In jedem Quadratkilometer Meer schwimmen heute bis zu 46.000 Teile Plastikmüll.
Die Menge des treibenden Mülls an der Wasseroberfläche ist so groß, dass dieser vom Weltraum aus zu erkennen ist – als riesige Müllteppiche, die mit den Meeresströmungen wandern. Dabei sind die Abfälle an der Meeresoberfläche nur die Spitze des Eisberges!

70 Prozent des Plastik-Mülls sinken auf den Meeresboden

Mehr als 70 Prozent des Mülls sinken auf den Grund. Zurück an Land gelangen nur 15 Prozent der Plastikabfälle. Doch allein diese bieten ein eindeutiges Bild, das besonders die Inseln im Indischen Ozean und im Pazifik prägt: Hier sind die Küsten von buntem Müll gefärbt.
Neben den gesundheitlichen Bedrohungen für Mensch und Tier hat der Müll im Meer auch ökonomische Folgen. Tourismusgebiete sind bedroht, Strände müssen ständig gesäubert werden, der Müll verfängt sich regelmäßig in Schiffsschrauben und Fischernetzen. Auch die Landwirtschaft leidet unter verschmutztem Weideland in Küstennähe. Die Verschmutzung unserer Meere führt jedes Jahr zu enormen wirtschaftlichen Schäden – ganz abgesehen von Verletzungen oder Krankheiten durch medizinischen Abfall an Stränden und in Badegewässern.

Fischer sollen Müll fischen

Der WWF fordert eine international koordinierte Strategie zur Bergung von Meeresmüll.
 Eine Möglichkeit sind sogenannte „Fishing for litter“-Initiativen, welche die Fischindustrie in das Säubern unserer Meere einbeziehen. Fischer sollen die Ausrüstung und eine Belohnung dafür erhalten, Meeresmüll an Land zu bringen.
© Rofankurier