In der Reihe der Polit-Interviews im ROFAN-KURIER spricht in dieser Ausgabe der Landtagsabgeordnete, Bezirkspartei-Obmann, Klubobmann der Tiroler Volkspartei und Obmann des Planungs-Verbandes Zillertal, Josef Geisler, über die Ziele seiner Partei für Tirol und die Vorbereitungen auf die Landtagswahl im Jahr 2013.
TIROL (cm) Josef Geisler ist Jahrgang 1961, lebt in Aschau im Zillertal und war dort Bürgermeister bis 13. September 2009. Er ist Landwirt, mit seiner Frau Sabina hat er zwei Kinder.
ROKU: „Josef, Du hast viele Funktionen. Wie soll man Dich ansprechen? Präsident? Klubobmann? Herr Abgeordneter...?"
GEISLER: „(Lacht...) Josef heiße ich, das reicht schon. Auf Titel lege ich wenig Wert..."
ROKU: „Wie schaffst Du es, Deine vielen Verpflichtungen unter einen Hut zu bringen?"
GEISLER: „Funktionen, die man übernimmt, soll man auch voll und ganz ausfüllen. Daher habe ich auch 2009 das Bürgermeister-Amt zurückgelegt. Das war zeitlich nicht mehr vereinbar, als ich Klubobmann wurde. Abgeordneter, Klubobmann und Bezirks-Parteiobmann... das lässt sich gut vereinbaren."
ROKU: „Was passiert da derzeit in der Politik? Was sagst Du zu den Faymanns, Grassers, Strassers, Gorbachs, Scheibners...?"
GEISLER: „Jetzt werden Verfehlungen der letzten Jahre aufgedeckt, die den Eindruck erwecken, dass die ganze Politik korrupt wäre. Nach meiner Erfahrung gibt es in allen Parteien leider einige Personen, die nicht wissen, wie man sich aufzuführen hat. Ich denke aber, dass 98 Prozent aller Mandatare hervorragende Arbeit für die Bevölkerung leisten und sehr wohl wissen, was sich gehört."
ROKU: „Was ist mit dem Anstand passiert? Hat es diese Korruption immer gegeben oder ist es in den letzten Jahrzehnten schlimmer geworden?"
GEISLER: „Ich vermute, es ist nicht schlimmer geworden. Die ganze Gesellschaft und auch die Politik sind aber heute transparenter. Daher kommen diese Dinge schneller ans Licht und werden aufgedeckt. Und das finde ich absolut positiv. Das ist auch wichtig für die Ethik in der Politik. Damit entsteht derzeit freilich auch ein massiver Schaden für die Politik als Ganzes. Den Medien einen Vorwurf zu machen, weil sie darüber berichten, ist freilich keine Lösung. Man sollte die Situation als Appell zum Anstand für den gesamten Berufsstand sehen!"
ROKU: „100 Millionen EURO Steuergeld gehen pro Jahr allein über die Bundesregierung an die großen österreichischen Zeitungen. Was sagst Du zu diesem Thema?"
GEISLER: „Bedenklich ist nicht nur die Summe, sondern vor allem die Platzierung der Inserate in ausgewählten großen Medien, in denen man dann erwartet, dass auch in gewisser Art und Weise berichtet wird. Hier werden einige Medien bevorzugt. Die Transparenz-Datenbank, die im Gespräch ist, könnte endlich aufzeigen, wer wann welche Inserate schaltet."
ROKU: „Was will eure Partei für die Bezirke KUFSTEIN und SCHWAZ anpacken, was ist euch auf Landes-ebene wichtig?"
GEISLER: „Der öffentliche Nahverkehr wird in Zukunft noch wichtiger. Wir sind in Tirol zwar vorbildlich unterwegs, aber trotzdem gibt es in den ländlichen Bereichen noch Nachholbedarf. Hier gibt es durchaus Möglichkeiten mit Regio-Taxis.Was den Straßenverkehr betrifft, gibt es z.B. im Zillertal noch Bedarf für Verbesserungen im Kreuzungsbereich. Der Pflegebereich wird uns in Zukunft noch einiges an Kopfzerbrechen bereiten. Die Gesundheits- und Sozialsprengel gilt es auszubauen, damit die Leute so lange wie möglich zu Hause gepflegt werden können. Das ist auf lange Sicht aber immer noch billiger, als Hunderte Pflegebetten neu zu bauen!
Zur ärztlichen Versorgung am Land: In den Ballungsräumen hat man hier keine Probleme, aber die Landarztversorgung schwächelt bereits. Hier müsste man die Zeichen erkennen und mit Ärztezentren gegensteuern. Das gehört auch landesweit geplant: Es kann nicht jeder bauen, was und wo er will.
Arbeit und Wirtschaft: Hier ist der Faktor Energie ein wichtiges Element. Mit der Wasserkraft haben wir hier die Möglichkeit, erneuerbare Energieträger zu nutzen. Auch das Programm zur Gebäudesanierung ist ein voller Erfolg. Wir schaffen damit Arbeit, sparen Energie ein und reduzieren – im Sanierungs-Gebiet nach IG Luft – den Schadstoff-Ausstoß durch Heizen.
ROKU: „Die ÖVP hat bei der Landtags-Wahl 2008 schwere Verluste hinnehmen müssen. Ist der Abwärts-Trend gebrochen? Welches Ergebnis will die ÖVP 2013 erreichen?"
GEISLER: „Das hängt auch davon ab, wie viele Fraktionen kandidieren. Stichwort „Piraten". Ich gehe davon aus, dass die ÖVP in einem sehr guten Aufwärtstrend liegt. Unser Ziel ist auf jeden Fall, dass ohne ÖVP in Tirol keine Regierung möglich ist."
ROKU: „Ganz Europa spricht über den Erfolg der `Piraten-Partei´ in Berlin. Diese ist mit etwa 9 Prozent in´s Stadtparlament eingezogen. Kann das in Tirol auch passieren oder ist das mit dem Einzug der Liste Fritz schon längst geschehen?"
GEISLER: „Die Liste Fritz war durchaus eine gewisse Protest-Bewegung. Ich denke, so etwas wie die Piraten-Partei ist eher etwas für die Jungen. Das sehe ich eher als Generations-Geschichte, im Internet-Zeitalter durchaus auch für Tirol möglich. Aber zwischen Anspruch und Wirklichkeit ist viel Platz. Die Demo gegen das kostenpflichtige Ferien-Ticket hatte zum Beispiel in Tirol 10.000 Einträge auf Face-Book. Bei der Demo waren dann etwa 40 Leute..."
ROKU: „Die ÖVP wird wohl auch in der nächsten Landes-Regierung sitzen. Wer ist Dein Wunsch-Partner für eine Koalition?"
GEISLER: „Wunschpartner habe ich eigentlich keinen. Für mich ist jede Fraktion, die sich einigermaßen mit dem Programm der ÖVP deckt, ein möglicher Partner. Ein Partner kann aber sicher nicht in Personalentscheidungen bei uns einwirken."
ROKU: „Zur Landtagswahl 2013: Steht euer Team für die Wahl bereits? Und: Wer wird Spitzenkandidat?"
GEISLER: „Da ist eigentlich noch alles offen. Hier wird zuerst in den Regionen diskutiert."
ROKU: „Welche Hauptthemen wird die ÖVP im Landtags-Wahlkampf spielen?"
GEISLER: „Ich glaube, unsere Hauptthemen werden Arbeit und Wirtschaft sein. In allen Facetten. Natürlich auch die Gesundheits- und Altersversorgung. Hier muss man sich auch wehren! Der Bund will einen Ausgleich zwischen den Krankenhaus-Kosten anstreben. Durch das geplante Krankenanstalten-Gesetz wird versucht, Versäumnisse der östlichen Bundesländer zu Lasten der westlichen Bundesländer auszugleichen. Auch geplante Zentralisierungen führen hier nicht zu weniger Kosten, sondern versuchen einen Finanzausgleich zu Lasten der westlichen Länder herzustellen. Es ist nicht einzusehen, dass eine Blinddarm-OP in Wien 60% mehr kostet als in einer international angesehenen Uni-Klinik in Innsbruck!"
ROKU: „Wer sind eure Spitzen-Kandidaten für den Bezirk Kufstein und für den Bezirk Schwaz? Oder anders: Wenn die Leute hier ein Problem haben: An wen sollen sie sich wenden?"
GEISLER: „Diese Entscheidungen werden erst im Herbst 2012 getroffen. Aber wenden können sich die Leute an alle Mandatare der ÖVP in den Bezirken. Auch bei informellen Terminen oder bei unseren Bezirksstellen."
ROKU: „Ist der Grabenkampf in der ÖVP Kufstein mit dem Abgang von Hannes Rauch nach Wien beendet?"
GEISLER: „Unser Hannes Bodner ist im Bezirk sehr aktiv und macht hervorragende Arbeit im Landtag. Auch wenn die letzte Wahl nicht ganz nach seinen Vorstellungen ausgegangen ist. Ich denke, das hat sich gelegt und ich sehe keine Notwendigkeit für eine Veränderung."
ROKU: „Danke für das Gespräch!"
Letzte Änderung am Freitag, 27 Januar 2012 20:15