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Wie wirken elektro-magnetische Felder, wie sie etwa von einer 110 kV-Leitung der TIWAG/TINETZ abgegeben werden? Welche Auswirkungen haben sie auf die Gesundheit? Der ROFAN-KURIER traf den Referenten für Umweltmedizin der Österreichischen Ärztekammer, Dr. Gerd Oberfeld, in Salzburg.

TIROL/SALZBURG (cm)  Wie steht es um die medizinischen Auswirkungen von elektrischen und magnetischen Feldern, wie sie etwa die Hochspannungs-Leitungen der TIWAG/TINETZ produzieren? Antworten gab Dr. Gerd Oberfeld, Referent für Umwelt-medizin der Ärztekammer.

ROKU: „Welche Folgen hat es, wenn man jahrelang Elektrosmog-Belastungen ausgesetzt ist?“
Dr. OBERFELD: „Diese Felder können im Körper nachweislich zur Bildung des Stoffes „Peroxi-Nitrit“ (NO3) führen. Das wirkt wie ein freies Radikal. Durch Oxidation von Fetten, durch Schädigung von Eiweiß und durch Hemmung von Enzym-Aktivität im Körper führt NO3 zu Schäden an den Zell-Membranen, schädigt Zell-Bestandteile und schädigt auch die DNA. Daten zeigen, dass vor allem Langzeit-Belastungen relevant sind.“

ROKU: „Um welche gesundheitlichen Schäden handelt es sich konkret?“
Dr. OBERFELD: „Bei Langzeit-Expositionen gegenüber starken magnetischen Feldern steigt durch diese Zellschädigungen allgemein das Risiko für bestimmte Erkrankungen wie Krebs, Leukämie bei Kindern, Alzheimer oder auch Brustkrebs. Speziell bei Kinder-Leukämie ist diese Auswirkung faktisch bewiesen.“

ROKU: „Aber nicht jeder, der in Leitungs-Nähe lebt, erkrankt an Leukämie…“
Dr. OBERFELD: „Zwei zusammenfassende Analysen mehrerer Studien zeigten: Das Risiko für Kinder-Leukämie bei einer Dauer-Belastung von durchschnittlich über 300 bzw. 400 nT (Nanotesla) ist mehr als doppelt so hoch wie bei Belastungen unter 100 nT...“

ROKU: „Was sagt die WHO zum Thema Elektro-Smog?“
Dr. OBERFELD: „Das Internationale Krebsforschungsinstitut der WHO (kurz „IARC“) stuft magnetische Wechselfelder bereits seit 2001 als „möglicherweise krebserregend“ ein und seit 2011 den gesamten Funkfrequenzbereich als „möglicherweise krebserregend“. Prof. Dr. Michael Kundi von der Medizinischen Universität Wien beschäftigt sich intensiv mit dem Problem, er fordert bei magnetischen Wechselfeldern eine Korrektur auf „definitiv krebserregend“ ...          


Dr. OBERFELD: „Dutzende Studien von Wissenschaftlern weltweit zeigen beginnend mit 1979 übereinstimmend: Je höher die Magnetfeld-Belastung in Nanotesla (nT), umso höher die Wahrscheinlichkeit für kindliche Leukämie.“

ROKU: „Angenommen, ein Kind steht unter der 110-kV-Leitung. Ein Leitungs-Strang reißt und fällt in der Nähe auf die Erde: Gibt es hier einen Schutz-Kontakt? Hört der Strom auf zu fließen oder wird das Kind getötet?“
Dr. OBERFELD: „Das wäre zwar ein sehr unwahrscheinliches Ereignis, das aber in Abhängigkeit von der Distanz auch tödlich sein kann. Diesbezügliche Erfahrungen mit Stromunfällen liegen bei den
Energieversorgern vor. “

ROKU: „Wir werden diese Frage in einem der nächsten Beiträge an die TIWAG/TINETZ richten. Sie haben 100 nT (Nano-Tesla) magnetisches Feld und 10 Volt/Meter elektrisches Feld als Durchschnitts-Werte für den Dauer-Aufenthalts-Bereich gefordert. Ist das aktuell?“
Dr. OBERFELD: „Das sind Werte, die für Orte mit Daueraufenthalt passen, ja. Außer im Schlafbereich: Hier sollte das elektrisches Feld wenn möglich unter 1 Volt pro Meter betragen.“

ROKU: „Wie stufen Sie die Werte aus der Messung der 110 kV-Leitung von Kramsach ein?“
Dr. OBERFELD: „Hier interessiert mich als erstes: Wo sind die Schlafplätze und die Dauer-Aufenthaltsplätze. Bei Plätzen mit empfindlicher Nutzung, wie dem Schlaf- oder Arbeitsplatz, sollte wie erwähnt der empfohlene Vorsorge-Wert von durchschnittlich  100 nT (Nano-Tesla) für die Summe aller magnetischen Wechselfelder nicht überschritten werden.“

ROKU: „Ein Gemeinderat bezeichnete Berichte zum Thema Elektro-Smog als „Panikmache“. Ist Ihre wissenschaftliche Forderung nach Vorsorgewerten Panikmache?“
Dr. OBERFELD: „Es handelt sich hier um wissenschaftliche Fakten, die aber möglicherweise unterschiedlich gesehen werden. Ich sehe hier das Recht der Bevölkerung, über mögliche Risiken aufgeklärt zu werden. Das Gegenteil davon wäre das Vorenthalten wichtiger Informationen. Aber nur auf der Basis von Informationen kann man fundierte Entscheidungen treffen.“

ROKU: „Gibt es für Elektro-Smog wie er von der 110 kV-Leitung der TIWAG/TINETZ verursacht wird, Grenzwerte?“
Dr. OBERFELD: „Nein, es gibt tatsächlich keinen gesetzlich definierten Grenzwert in Österreich.“
ROKU: „Danke für das Gespräch!“

Weitere Informationen unter:

http://www.salzburg.gv.at/df_ratgeber_1.pdf
 
und

http://www.salzburg.gv.at/infoblaetter.htm




Der ROFAN-KURIER hat eine Langzeit-Messung der elektrischen und magnetischen Felder der 110-kV-Leitung in Kramsach beauftragt. Diese zeigt: Die TIWAG/TINETZ überschreitet mit den EM-Feldern alle von Umwelt-Medizinern geforderten Vorsorge-Werte!

TIROL/KRAMSACH Der anerkannte Umwelt-Analytiker Dr. Ing. Dietrich Moldan bezeichnet die in Kramsach in der Nähe der 110-kV-Leitung der TIWAG/TINETZ gemessenen Werte als „sehr hoch“ und bezieht sich dabei auf den aktuellen „Stand der Wissenschaft“ sowie auf ein Gutachten des Umweltmediziners der Landesregierung Salzburg, Dr. Gerd Oberfeld. Alle geforderten Vorsorge- oder in der Fachsprache „Beurteilungs-Werte“ sieht er überschritten.
TIWAG und TINETZ verletzen hier dennoch keine einzige österreichische Regelung. Denn echte Grenzwerte gibt es laut Dr. Moldan für Österreich nicht! Es existiere lediglich der Entwurf einer Norm, der jedoch von der Ärztekammer abgelehnt worden sei! Wo die Politik wegschaut und die Bürger uninformiert sind, ist es mit der Gesundheits-Vorsorge nicht weit her. Die TIWAG/TINETZ arbeitet indessen  mitten im Dorf immer noch mit einer 110-kV-Leitung aus dem Jahre 1938. Diese hängt auch über der Volksschule. Auch die kleineren 20kV-Leitungen stehen in Kramsach noch. Dabei könnte man über 1.000 Betroffene durch eine Verlegung oder durch Eingraben der Leitung von der Strahlen-Belastung befreien. Dass Forscher und Mediziner vor gesundheitlichen Gefahren durch die elektro-magnetische Strahlung warnen, interessiert in Tirol offenbar niemand.
Auf Anfrage einer lokalen Initiative kommen von der TIWAG/TINETZ in etwa Antworten wie: „ein Neubau sei derzeit nicht geplant“ oder: „man wolle die Versorgung sicherstellen“.  Wie „sicher“ die Versorgung durch Freileitungen ist, hat sich diesen Winter in Osttirol gezeigt. Und „versorgen“ können TIWAG/TINETZ auch mit Leitungen, die nicht über Schulen oder Wohnhäuser gespannt sind.

Grenzwert für Bildschirme, TIWAG strahlt ohne Limit

Dabei gibt es bereits Grenzwerte für elektro-magnetische Felder: Und zwar für Bildschirme. Hier wird der Arbeit-Nehmerschutz aktiv. Bildschirme dürfen in 30 cm Entfernung einen Wert von 200 Nano-Tesla (nT) nicht überschreiten. Doch diesen Wert kann man in Kramsach in den meisten Gebäuden in Leitungs-Nähe nicht einhalten. Denn die 110-kV-Leitung „überstrahlt“ alle Bildschirme teils um ein Vielfaches! Die vom ROFAN-KURIER in Auftrag gegebenen  Langzeit-Messung zeigt: Die Starkstrom-Leitung produziert noch in 15 Metern Entfernung Strahlungen bis zu 1.100 nT Spitzen-Wert. Also fast das sechsfache des vom Arbeitnehmer-Schutz vorgeschriebenen Wertes. Laut Bericht von  Dr. Moldan heißt es: „Die vorliegenden Feldstärken bei 50 Hz (der 110-kV-Leitung, Anmerkung) sind unter Heranziehung eines Beurteilungswertes von 100 nT als sehr hoch einzustufen.“ Umweltmediziner raten dazu, im Schlaf- oder Dauer-Aufenthaltsbereich 100 nT (Mittelwert) nicht zu überschreiten. Ebenfalls als „sehr hoch“ bezeichnet Moldan die elektrischen Felder.

Bürger-Schutz? Fehlanzeige...

In Amerika hat der Kongress die Empfehlung herausgegeben, eine Dauer-Belastung der Bürger von über 200 Nano-Tesla (nT) nicht zu überschreiten. In Österreich dürfen neue 380 kV-Leitungen maximal 1.000 nT nicht überschreiten. Dennoch werden in Kramsach beide Werte gebrochen.


ROFAN KURIER Info

Umwelt-Mediziner wie Dr. Gerd Oberfeld fordern 100 Nano-Tesla (nT) magnetische Strahlung und 10 Volt/m (V/m) elektrische Strahlung als Bezugswert. Messergebnis in Kramsach in 15 m Entfernung: Bis 1.100 nT und bis 250 V/m...

Volles Breitband für Brandenberg

Mittwoch, 03 Juli 2013
Freigegeben in Lokales
Das Pilotprojekt „Breitband Brandenberg“ ist fertig ausgearbeitet. Nun muss Bgm. Neuhauser nur noch die Frage der Fördermitteln klären. Bei Finalisierung bekommen selbst entlegenste Stellen in Brandenberg eine stabile Internetverbindung.

BRANDENBERG (aw) In der Gemeinde Brandenberg steht ein richtungsweisendes Projekt kurz vor der Realisierung: Unter dem Namen „Breitband Brandenberg“ soll selbst der entlegenste Platz im Ort einen Breitband-Internet-Anschluss erhalten.

„Zu wenig Fördermittel“

Nach der Beschlussfassung im Gemeinderat wurde das Pilotprojekt der Landesregierung vom Breitband-Ausschuss fertig ausgearbeitet. Nun sind die Rahmenbedingungen zu klären. „Wir stehen mit dem Land in Verhandlungen bezüglich Förderung“, schildert Bgm. Hannes Neuhauser. Die Förderrichtlinien besagen, dass die Grabungsarbeiten mit 40% gefördert sind. Neuhauser ist dies zu wenig. Ihm schwebt eine 70%ige Förderung wie bei Güterweg-Projekten vor.
Auch wenn das Thema „Breitband Brandenberg“ innerhalb der Bevölkerung polarisiert, bekräftigt Neuhauser nochmal die Wichtigkeit einer Glasfaser-Leitung. „Das ist eine zwingende Infrastruktur-Maßnahme für die Zukunft von Brandenberg“. Auch oder gerade GR Ing. Hermann Spiegl macht Druck. Mit 40 Mitarbeitern ist der Geschäftsführer von SPIEGLtec und gleichzeitige Obmann des Breitband-Ausschusses einer der wichtigsten Arbeitgeber im Ort. Er kann und möchte auf einen Breitband-Anschluss nicht mehr verzichten...

Leistungsgrenze ist erreicht

Dass die Brandenberger Internetanbindung derzeit suboptimal ist, beweist auch die Tatsache, dass es ab 17:00 Uhr zu einem deutlichen Leistungsabfall kommt. Denn wenn die Brandenberger Feirabend haben und sich vor den PC setzen, schauts mit dem Durchfluss schlecht aus. Laut Neuhauser ist dann schlichtweg die Leistungsgrenze erreicht. Das würde sich mit einer vollen Breitband-Unterstützung ändern.

„Mehrere Fliegen mit einer Klappe“

Bis dahin muss die Gemeinde noch klären, ob man die bestehenden Leerverrohrungen der TIWAG benützen darf.  
„Im Zuge der Grabungsarbeiten sollen auch gleich Gehsteig-Projekte miteinbezogen werden“, verrät Bgm. Neuhauser.
Laufen die Verhandlungen nach Wunsch der Brandenberger, könnte das Projekt noch heuer gestartet werden.
© Rofankurier