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Die Weichen für den Elektronische Gesundheitsakt (ELGA) sollen Ende 2013 gestellt werden. Aus gegebenem Anlass sprach der ROFAN-KURIER mit dem ehemaligen TGKK-Obmann Michael Huber über Vor- und Nachteile der heiß diskutierten E-Medikation.

ÖSTERREICH (aw) Der elektronische Gesundheitsakt (ELGA) soll alle Patienten-Daten speichern – von Befunden über verschriebene Medikamente bis hin zu Röntgen-Bildern. Sobald sich der Patient per E-Card bei einem Arzt (oder einer anderen Gesundheitseinrichtung) anmeldet, hat dieser vier Wochen lang Zugriff auf die jeweiligen Daten.

„Fehlmedikation ausgeschlossen“

Apotheken haben ausschließlich Einsicht auf die Medikamente und das nur für den aktuellen Tag. Dritte (z. B. der Arbeitgeber) haben keine Einsicht in ELGA, würden sich dadurch sogar strafbar machen.
„Für Patienten ist ELGA eine Bereicherung. Die E-Medikation ist dringend notwendig“, erklärt der ehemalige TGKK-Obmann Bgm. Michael Huber. Huber nennt sogleich Beispiele von Fehlmedikationen, wenn etwa ein zu starkes Antibiotikum verschrieben wird. „32% der +70-Jährigen und 40% der +80-Jährigen sind von solchen Fehlmedikationen betroffen“, ergänzt der langjährige TGKK-Obmann. Laut Huber soll das mit ELGA nicht mehr passieren, da verschriebene Medikamente im jeweiligen Akt gespeichert werden.
In Sachen Datenschutz ist Michael Huber für eine klare Aufklärung. „Das ist ein sensibles Thema, das klar behandelt werden muss. Die Patienten müssen detailliert aufgeklärt werden. Grundsätzlich habe ich keine Bedenken, denn die Daten marschieren ja nicht, sie bleiben in der Zentrale.“

Ärzte nicht verpflichtet

Der größte Widerstand in Bezug auf den ELGA gab es bisher von den Ärzten selbst. Diese wollten nicht zur Anwendung von ELGA verpflichtet werden. Im vergangenen Monat  einigten sich Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) und Gesundheitssprecher Erwin Rasinger (ÖVP) auf einen Kompromiss: Befunde aus Labors, Entlassungsbriefe von Krankenhäusern und Medikamente müssen zwar verpflichtend im ELGA landen, beim Rest gilt allerdings ein „Verwendungsrecht“ – Ärzte müssen ELGA also nicht verwenden, wenn sie nicht wollen.
Dr. Artur Wechselberger, Präsident der Ärztekammer Tirol, begrüßt diese Annäherung: „Wir erkennen die politische Intention, hier für Ärzte eine Lösung zu schaffen.“ Jedoch sieht Wechselberger noch Unstimmigkeiten in Bezug auf die Benutzerfreundlichkeit und pocht ebenso auf eine lückenlose Aufklärung zum Thema Datenschutz. Unzufrieden ist der Ärztekammer-Präsident auch mit der Pilot-Phase: „Die ‚schwammige‘ Möglichkeit regional verteilter Tests reicht nicht, das System gehört vorab verbindlich getestet.“ Ende 2012 beginnen die ersten Schritte zum Aufbau des Systems.

„Opting-out“ für Patienten

Patienten haben übrigens die Möglichkeit eines sogenannten „opting-out“. Wer beim ELGA nicht dabei sein möchte, der muss dies bei der ELGA-Ombudsstelle melden und wird dann abgemeldet. Alle anderen sind automatisch dabei.

TGKK-Obmann Michael Huber geht

Montag, 02 Juli 2012
Freigegeben in Tirol-Nachrichten

Der Stanser Bürgermeister Michael Huber legt mit Anfang Juli seine Funktion als Obmann der Tiroler Gebiets-Krankenkasse (TGKK) zurück. Er hinterlässt seinem Nachfolger eine sanierte und schuldenfreie Kranken-Kasse.

TIROL/INNSBRUCK/STANS (cm) Wochenlang wurde in der TGKK darüber diskutiert, ob es denn statthaft sei, dass dem Obmann der TGKK ein Volvo XC60 als Dienstwagen zur Verfügung gestellt wird. Gemäß den Statuten der Kasse stünde dem Obmann dabei sogar ein Fahrer zu. Ein Dienstposten, den Huber eingespart hat. Stattdessen hat er einen dringend benötigten Handwerker eingestellt und vereinzelt längere Dienstfahrten mit einem Mitarbeiter als Fahrer absolviert. Den besagten Dienstwagen hat ihm die Buchhaltung in der Kammer vorgeschlagen. Es sei für die TGKK billiger gewesen. Auch die Art des Fahrzeuges ist gemäß Statuten in etwa vorgeschrieben. Und: Huber hat über 300,- EURO pro Monat bezahlt, um das Fahrzeug nutzen zu können. Doch wie dem ROFAN-KURIER zugetragen wurde, wäre das nicht der erste Vorfall, bei dem Huber als TGKK-Obmann bei AK-Präsident Erwin Zangerl angepatzt worden ist.
Eine Taktik, die früher oder später das Bild einer Person verändert. Huber wollte offenbar nicht abwarten, bis es hier zu einem echten Bruch durch politische Wadelbeisserei kommt. Der ehemalige Obmann dazu auf Anfrage des ROFAN-KURIER: „Ich habe immer versucht, meine Aufgabe so zu erfüllen, dass für die Menschen und für die Kasse das beste Ergebnis dabei herauskommt. Ich denke, das ist nicht so schlecht gelungen. Ich gehe aufrecht aus diesem Haus. Die TGKK übergebe ich saniert und schuldenfrei an meinen Nachfolger. Für politische Grabenkämpfe stehe ich aber nicht zur Verfügung." Auf weitere Hintergründe wollte Huber nicht eingehen. Durch eine berufliche Veränderung soll Huber aber auch nicht mehr Betriebsrat gewesen sein, weshalb die Arbeiterkammer auch seinen Arbeitnehmerstatus geprüft haben soll. Obmann der Gebietskrankenkasse könne aber nur ein Arbeitnehmervertreter sein.

Statement Bgm. Huber

Nach viereinhalbjähriger Führung legte Obmann Michael Huber seine Funktion in der Tiroler Gebietskrankenkasse (TGKK) nun mit 29. Juni 2012 zurück. Bgm. Michael Huber: „Ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit lag im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung. Während meiner Amtszeit ist es gelungen, die TGKK aus den roten Zahlen zu bringen. Inzwischen steht die Kasse schuldenfrei da, verfügt sogar über einen kleinen Rücklagenpolster. Nicht vergessen möchte ich hier besonders die Leistungen der engagierten und bestens qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TGKK. Aufgrund der jahrelangen schwierigen finanziellen Situation der TGKK war der Vorstand gezwungen, alle freiwilligen Leistungen zu streichen. In letzter Zeit ist es jedoch gelungen, besonders im Bereich Kindergesundheit, Verbesserungen punktuell möglich zu machen. Auf jeden Fall kann ich behaupten, ein bestens geführtes und aufgestelltes Haus übergeben zu können."

 

In der Interview-Reihe des ROFAN-KURIER spricht diesmal der Obmann der Tiroler Gebiets-Krankenkasse, Bgm. Michael Huber aus Stans über die neue Nacht-Bereitschaftsnummer „141“, mit der Bürgerinnen und Bürger in teilnehmenden Gemeinden auch in der Nacht einen Hausarzt erreichen.

TIROL (rr) Michael „Mike“ Huber ist Baujahr 1958, er ist verheiratet, lebt in Stans, wo er seit 2010 auch Bürgermeister ist und hat zwei erwachsene Kinder.
In Mödling besuchte er die Sozialakademie. Zwischen 2000 und 2011 war er Stellvertreter des Betriebsratsvorsitzenden bei Swarovski. Innerhalb der Sozialversicherung war er bei der AUVA in der Landesstelle Salzburg und in der Hauptstelle Wien als Obmann-Stellvertreter tätig. Seit 2008 ist er Obmann der Tiroler Gebiets-Krankenkasse TGKK.

Seit Anfang 2011 wird Schritt für Schritt der „Nacht-Bereitschaftsdienst“ in Tirol eingeführt. Unter der Telefonnummer 141 kann in teilnehmenden Gemeinden auch in der Nacht ein Hausarzt aus der Umgebung erreicht werden.
Teilnehmende Ärzte erhalten dafür 170,- EURO Bereitschaftsgeld pro Nacht und das doppelte Visite-Honorar. Dafür spart sich der Steuerzahler eventuell Notarzt- und Rettungseinsätze bei leichteren Fällen.

ROKU: „Seit wann arbeiten die Kassen und die Landesregierung an der Einführung der Nachtbereitschaft?“

HUBER: „Nach zweijähriger Vorbereitungszeit erfolgte nach entsprechender Beschlussfassung des Tiroler Gesundheitsfonds (TGF) mit Beginn 2011 der Startschuss für dieses Projekt in acht Pilotsprengeln.“

ROKU: „Wie viele Gemeinden nehmen tirolweit bereits an dieser Aktion teil?“

HUBER: „Es ist derzeit in 34 von 51 Sprengeln der Nachtbereitschaftsdienst (Nacht-BD) eingerichtet. Es nehmen 127 Vertrags- und Wahlärzte für Allgemeinmedizin teil. Davon profitieren bereits die Bürger in 123 Tiroler Gemeinden.“

ROKU: „Was kostet die Nachtbereitschaft flächendeckend und wer bezahlt das?“

HUBER: „Die Kosten für die reine Bereitschaft – also nicht für die erbrachten ärztlichen Leistungen – wurden bei einem flächendeckenden Ausbau mit 2,26 Mio. EURO festgesetzt. Davon trägt der TGF 1,66 Mio. EURO und das Land Tirol  300.000,-  EURO. Die restlichen 300.000,- EURO werden von den Tiroler Krankenversicherungs-Trägern anteilsmäßig finanziert.“

ROKU: „Wenn diese Aktion für die Gemeinden kostenlos ist: Warum nehmen etliche noch nicht daran teil?“

HUBER: „Entscheidend für die Teilnahme ist die Bereitschaft der Ärzte. Die Bürgermeister in den Gemeinden können lediglich positiv darauf einwirken, dass sich die Ärzteschaft für eine gute nächtliche Versorgung der Bevölkerung einsetzt.“

ROKU: „Ihr Heimatbezirk Schwaz gilt als Vorreiter: Hier sind – bis auf den Sprengel Fügen – alle Gemeinden dabei. Warum wollen die Fügener nicht?“

HUBER: „Das weiß ich nicht... An einer nicht ausreichenden Anzahl von Ärzten kann es nicht gelegen sein, da es im Sprengel sieben Vertrags- und Wahlärzte für Allgemeinmedizin gibt.“

ROKU: „Was sind die Vorteile der 141er-Rufnummer?“

HUBER: „Um nur einen zu nennen: Der Patient oder Angehörige müssen nicht lange schauen, wer  Dienst hat oder nach Telefonnummern suchen.“

ROKU: „Wird diese Aktion langfristig Geld sparen? Schließlich muss nicht immer gleich ein Notarzt-Team ausrücken, wenn es in der Nacht einen Anlassfall gibt…“

HUBER: „Vorrangiges Ziel   ist für uns freilich die Verbesserung der wohnortnahen Versorgung in den Nachtstunden von 19:00 Uhr bis 07:00 Uhr auch unter der Woche. Wir hoffen aber auch, dass es zu einer Entlastung der Spitalsambulanzen und des Rettungs- und Notarztsystems kommt, wenn unnotwendige Ambulanzkontakte – mit oder ohne Anforderung eines Rettungsdienstes – vermieden werden können.“

ROKU: „Was passier t, wenn jemand in einer Gemeinde, die nicht an der Aktion teilnimmt, 141 wählt?“

HUBER: „Nachdem 141 gewählt wird, meldet sich eine Stimme, die nach der Postleitzahl fragt. Nach Eingabe der Postleitzahl des Standortes mit der Tastatur des Telefons erhält der Anrufer den Hinweis, dass für seine Gemeinde noch kein Nacht-BD verfügbar ist. Er muss dann den Hausarzt oder eben die Rettung anrufen. Weiters erhält er die Servicenummer 14844 für den Krankentransportdienst mitgeteilt.“

ROKU: „Danke für das Gespräch!“

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