A+ A A-
Kramsachs Bürgermeister Bernhard Zisterer (ÖVP-Liste) bestätigt gegenüber dem ROFAN-KURIER: Die 600.000,- EURO öffentliches Geld für die Sanierung der Sonnwendjoch-Bergbahn wurden ohne weitere Gegenleistungen der Begbahn vereinbart und müssen auch nicht zurückbezahlt werden.

Die Alpbacher Bergbahnen, der Tourismusverband, die Gemeinde Kramsach und die Gemeinden der Region 31 sollen gemeinsam die Sanierung der Sonnwendjoch-Bahn zahlen. Damit kämen von geschätzten Investitions-Kosten von 800.000,- EURO ganze 600.000,- EURO aus der öffentlichen Hand - also vom Steuerzahler. 75% des Geldes kommen aus dem Steuertopf.
Doch die Entscheidungs-Gewalt und auch eventuelle Gewinne würden zu 100% beim Eigentümer, Alpbacher Bergbahn bleiben. Das bestätigt Kramsachs Bürgermeister Hartl Zisterer.


Gemeinden der Region mehrheitlich in Lösung noch nicht eingebunden

Gegenüber dem ROFAN-KURIER bestätigt Zisterer, dass die Gemeinde Kramsach, der TVB und die Gemeinden der Region 31 keinen Einfluss auf die Geschäftsführung der Sonnwendjoch-Bahn erhalten und keine Rückzahlung vereinbart wurde.

ROFAN-KURIER: „Erhalten die Gemeinde Kramsach und die anderen Partner durch den hohen Sanierungsbeitrag in irgendeiner Form Einfluss auf die Geschäftsführung der Sonnwendjochbahn?“

Bgm. Bernhard Zisterer: „Es handelt sich um ein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen. Ich glaube, dass kein Unternehmer Zurufe von außen gerne hört. Es liegt auf der Hand, dass der Betreiber bestrebt ist, ertragreich zu wirtschaften. Schlechtes Wetter kann einem bei einer Bahn wie dieser aber sehr schnell einen Strich durch die Rechnung machen.“

ROFAN-KURIER: „Zahlen die Alpbacher Bergbahnen die 600.000,- EURO Steuergeld (Gemeinden und TVB) bis 2020 wieder zurück? Wird ein möglicher Gewinn unter den Investoren aufgeteilt?“

Bgm. Bernhard Zisterer: „Das wurde so nicht besprochen. Die Bergbahnen tragen das unternehmerische Risiko. Das Ergebnis kann positiv oder negativ sein. Abgänge oder Verluste werden von den Alpbacher Bergbahnen alleine getragen“.

ROFAN-KURIER: „Ist der Sanierungsbeitrag somit ein Geschenk?“

Bgm. Bernhard Zisterer: „Geschenk ist der falsche Ausdruck. Das gesamte Werk muss als eine wichtige infrastrukturelle Maßnahme, für unsere Bewohner, nicht nur in Kramsach, sondern in der ganzen Region, ja im ganzen Land und auch eine ganz wichtige Maßnahme für unseren Tourismus gesehen werden.“

„Bergbahn erpresst Bürgermeister und Region“

Ein Gemeinde-Funktionär, der nicht genannt werden will, sagt zur Situation: „Die Bergbahn Alpbach erpresst mit der Sonnwendjoch-Bahn die Gemeinde Kramsach und die Regions-Gemeinden. Und weil uns eine Gemeinderats-Wahl ins Haus steht, funktioniert das momentan ganz gut. Und in Kramsach lässt man das zu. Die Alpbacher Bergbahnen…, die hat der Kramsacher Lift nie interessiert. Die Kosten von einem Blitzschlag wollte man ja auch noch in die Sanierung dazu nehmen, obwohl das ein Versicherungs-Schaden ist…  2020 steht dann immer noch der Abbau der alten Liftstützen ins Haus. Wer zahlt dafür? Das Szenario, das jetzt diskutiert wird, hätte man schon vor Jahren besprechen können. Die Lösung, die man anstrebt, ist wieder nur ein Flickwerk.“

Brixleggs Bürgermeister Ing. Rudolf Puecher (ÖVP) war in die Vorgespräche eingebunden. Er sagt dazu: „Ja, ich war im Vorfeld eingebunden. Wenn es eine Lösung gibt, kann ich mir vorstellen, dass die Regions-Gemeinden dabei sind, aber es muss eine langfristige Lösung sein. Zuerst muss ohnehin gewählt werden, weil nur die neu gebildeten Gemeinderäte hier seriöse Zusagen machen können. Aber bis die neuen Gemeinderäte zusammengetreten sind, wird es Ende März, Anfang April werden. Es muss hier auf jeden Fall eine nachhaltige Lösung auch NACH 2020 geben...“

Widerstand gegen Finanzierung

Erste Gemeinderäte aus der Region 31 haben sich bereits beim ROFAN-KURIER gemeldet: Sie sehen nicht ein, warum für die Sanierung eines privaten Betriebes drei Viertel der Kosten die öffentliche Hand tragen soll. Wir haben bei einigen Bürgermeistern nachgefragt:

Bgm. Hans Thaler, Reith: "Wir haben kein Protokoll von irgend einer Sitzung erhalten. Es hat uns auch niemand gefragt! Wir haben keinen Beschluss für einen Zuschuss. Mir scheint ein Zuschuss von unserer Seite schwierig, wir zahlen ja schon genug für die Alpbacher Bergbahnen."
Bgm. Werner Entner, Münster: "Wir wurden weder gefragt, noch informiert. Wir haben keinen Beschluss für einen finanziellen Zuschuss im Gemeinderat. Uns hat man im Gegenteil mit dem Schwimmbad alleine gelassen. Ich würde mir eher einen TVB-Zuschuss für unser Freibad wünschen."

Bgm. Markus Bischofer, Alpbach: "Man muss schon über den Teller-Rand hinausschauen. Aber wir wurden weder über eine Einigung informiert und wir haben auch keinen Zuschuss für die Kramsacher Bergbahn beschlossen. Zuvor wird es eine Sitzung des Steuerungs-Ausschusses geben müssen. 75% öffentliches Geld kann auch nicht als "verlorener Zuschuss" betrachtet werden. Und es gehört klar geklärt: Wer haftet für einen Betriebs-Abgang?"


Vize-Bgm. Bernhard Freiberger, Rattenberg: "Rattenberg hat finanziell keinen Spielraum. Darüber hinaus war ein Zuschuss für Kramsach bisher bei uns kein Thema. Wir wurden auch von niemandem informiert und haben das aus den Medien erfahren."

 



Mehr zum Thema:

Sonnwendjochbahn-Finanzierung stößt auf Widerstand

Sanierung der Sonnwendjoch-Bahn beschlossen

WK und TVB wollen die Sonnwendjoch-Bahn zum Laufen bringen

Zahlt Bergbahn Alpbach Pönale an Kramsach?

Scheingefechte um Sonnwendjoch-Bahn

Wie geht es weiter - Aus für Kramsacher Bergbahnen?


 







WK und TVB wollen Lift zum Laufen bringen

Dienstag, 04 August 2015
Freigegeben in Lokales
Um den Betrieb des Sonnwendjochliftes wenigstens 2016 sicherzustellen, nahm sich die Wirtschafts-Bund der Causa an und der Tourismusverband beschloß eine Kostenbeteiligung.

KRAMSACH (ce) Martin Hirner (Obmann Wirtschafts-Bund Kufstein) und sein Stellvertreter, Wolfgang Schonner erhörten Ende Juni den Hilferuf der Kramsacher Wirtschaft und nahmen sich der Problematik rund um den stillgelegten Sonnwendjochlift in Kramsach an. Innerhalb kürzester Zeit konnte nach einem Gespräch mit LR Patrizia Zoller-Frischauf und auf Empfehlung von Franz Hörl (Spartenobmann WKO), der Seilbahnspezialist Ing. Christian Felder engagiert werden, um die Bahn  genauestens  unter die Lupe zu nehmen. Bis zum Herbst sollte dann Klarheit über den Umfang und die Kosten der Sanierungsmaßnahmen der Bahn herrschen. Laut Betriebsleiter Walter Casotti  (Alpbacher Bergbahnen) könnte man es auf alle Fälle schaffen, dass die Bahn Frühjahr/Sommer 2016 wieder fährt.

TVB übernimmt 25 Prozent!

Um die dazu notwendigen Mittel sicherzustellen beschloß der  Tourismusverbandes Alpbachtal & Tiroler Seenland: „Bei den Instandsetzungskosten für eine Wiederaufnahme des Betriebes beteiligt sich der TVB mit 25% der Instandsetzungskosten, wenn der Betrieb bis Konzessionsende (mind. 2020) gewährleistet ist. Bei einem Neubau beteiligt sich der TVB mit 10% bei den Projektentwicklungskosten sowie bei der Investition für den Bahnbau.“ Wolfgang Schonner dazu: „Bezüglich der finanziellen Mittel ist man bereits einen Schritt weiter. Nach dem Beschluss des TVB hoffe ich, dass die Gemeinde Kramsach Rücklagen gebildet hat und entsprechende Unterstützung zusagen kann. Bei etwas guten Willen der Alpbacher Bergbahnen sowie des Landes Tirol  sollte die Bahn 2016 wieder ins Rofangebirge mit Zireinersee und ins Almengebiet Brandenberg starten können!“

Zahlt Bergbahn Alpbach Pönale an Kramsach?

Donnerstag, 02 Juli 2015
Freigegeben in Lokales
Laut Bgm. Rudolf Puecher wurde offenbar schon 2014 bei den Alpbacher Bergbahnen darüber gesprochen, dass die Bahn in Kramsach 2015 stillstehen wird. Von Behörde und Prüfungen war damals öffentlich nichts bekannt. Jetzt geht es um die Frage: Muss die Alpbacher Bergbahn die Pönale wegen Verletzung der Betriebs-Pflicht zahlen?

KRAMSACH(ce/cm) Da es nun feststeht, dass der Sonnwendjoch-Lift diesen Sommer nicht mehr in Betrieb gehen wird, werden in Kramsach die möglichen Konsequenzen diskutiert. Hauptgesprächsstoff ist dabei, ob die Alpbacher Bergbahnen eine Pönale an die Gemeinde Kramsach, wegen Verletzung der Betriebs-Pflicht zahlen muss. Dabei handelt es sich um kolportierte 100.000,- EURO: Gemeinderat Fritz Widmann (SPÖ) ist sich auch nicht ganz sicher: „Derzeit warten wir ab, ob und was noch passiert. Über die Pönale wurde im Gemeinderat noch nicht gesprochen. Aber es ist nicht sicher, dass sie ausbezahlt werden muss. Vielleicht ist die Pönale nicht fällig, wenn die Alpbacher Bergbahn beweisen, dass sie alles getan hätten, um den Betrieb starten zu können. Ich denke, so ohne weiters werden die Alpbacher Bergbahnen die Pönale nicht an die Gemeinde Kramsach zahlen.“ Gemeinderat Reinhard Freudenschuss (FPÖ) sieht es ähnlich: „Ich denke, dazu gehen die Meinungen auseinander. Wenn festgestellt wird, dass die Bahn wegen technischen Gebrechen steht, weiß ich nicht, ob diese Strafzahlung eintreibbar ist.“

Vertrag wird derzeit von Rechtsanwaltskanzlei geprüft!

Vize-Bgm. Karin Friedrich (ÖVP) stellt im Interview mit dem ROFAN-KURIER in Aussicht, dass sich um die Pönale auch ein rechtlicher Streit anbahnen könnte:
ROKU: „Nachdem  die Alpbacher Bergbahnen ihre Betriebspflicht nicht einhalten werden, wird  da die Gemeinde Kramsach auf die Strafzahlung (100.000.- EURO) bestehen?“
Friedrich: „Ich habe schon in einer vergangenen Veranstaltung  davon gesprochen, dass die Gemeinde Kramsach und die Alpbacher Bergbahnen GmbH & CoKG eine vertraglich geregelte Vereinbarung bezüglich einer Betriebspflicht bis 31.11.2015 haben. Derzeit befinden sich diese Unterlagen in einer Rechtsanwaltskanzlei und werden dort geprüft und falls notwendig werden wir die ersten juristischen Schritte unternehmen. Ich bitte um Verständnis, dass wir zu gegebenem Zeitpunkt keine weiteren Auskünfte dazu geben können.“
ROKU: „Wie geht es weiter mit dem Lift?“
Friedrich: „Der Lift befindet sich nach wie vor in privatwirtschaftlichem Eigentum. Die Eigentümer haben laut Aufforderung des Amtes der Tiroler Landesregierung bis zum 31. Oktober 2015 Zeit die nötigen Unterlagen für ein Bewilligungsverfahren einzureichen. In einem Schreiben vom 18. Juni 2015 wurden uns weitere Informationen zum Weiterbetrieb der Bergbahnen Kramsach mitgeteilt. Es ging in diesem Schreiben um die Handhabung des Blitzschlages vom 13. Mai, sowie um den Stand für die Nachreichung der fehlenden Unterlagen für die Einreichung des Bauentwurfes.“
Der Geschäftsführer der Alpbacher Bergbahn GmbH & CoKG, Peter Hausberger, führt in diesem Schreiben an, dass er zur Zeit nicht abschätzen kann, wann der Betrieb wieder aufgenommen werden kann.
Er schreibt aber auch, dass man sehr bemüht sei, eine Inbetriebnahme ehestmöglich zu erwirken.“ GF Peter Hausberger (ABB) sagt auf Anfrage des ROFAN-KURIER zum Stand der Dinge: „Ich bin kein Auskunftsbüro. Das ist die Angelegenheit der Gemeinde. Ich glaube nicht, dass sich eine Pönale aus der Betriebspflicht ergibt.“
© Rofankurier