Nachdem die Planungen für den Hochwasserschutz im Unteren Unterinntal langsam in die Zielgerade einbiegen, steht der Bereich Mittleres Unterinntal erst am Anfang.
SCHWAZ - Auf Einladung von Bezirkshauptmann Dr. Michael Brandl trafen sich die Gemeindevertreter der Planungsverband-Gemeinden mit den Hochwasser-Beauftragten des Landes. So sollten offene Fragen bezüglich der Hochwasser-Retention im Mittleren Unterinntal (Bereich von Pill bis Münster) geklärt werden. Eingeladen waren nur die Planungsverbandgemeinden (Buch, Gallzein, Jenbach, Pill, Schwaz, Stans, Terfens, Vomp, Weer, Weerberg und Wiesing) – vertreten waren nicht alle.
"Bei Hochwasser wurde bisher mit Mauern und Sandsäcken das Wasser nach Osten weitergeleitet – das geht nun nicht mehr", sagt der Schwazer Bgm. Dr. Hans Lintner (ÖVP). Mit dieser Vorgehensweise würde das Wasser in den nächsten Abschnitt (Unteres Unterinntal – Kramsach bis Angath) weitergegegeben und somit gegen geltendes Wasserrecht verstoßen werden. Kein Bereich darf mehr Wasser weitergeben, als er von der Oberliga bekommt.
Wasser weiterschicken verstößt gegen Gesetz
Die Experten mussten einige Fragen aus dem Publikum beantworten. Etwa "Schlucken wir Innsbrucker Wasser?" – Antwort von DI Dr. Irina Kampel (Abt.Wasserwirtschaft/Land Tirol): "Wasser zwischen Imst und Innsbruck wird nicht weitergeschickt."
Ein weiteres heißes Thema ist die Alpine Retention: Viele können sich nicht vorstellen, dass Rückhaltebecken im Alpinen Bereich bei einem Hochwasser am Inn nur etwa ein Prozent an Wasser zurückhalten können – das bestätigten die Experten des Landes abermals. Mit einem Beispiel: "Die 130 Retentionsbecken im Alpinen Bereich haben ein Gesamtvolumen von 21 Mio. Kubikmeter – das Hochwasser 2005 hatte ein Volumen von 210 Mio. Kubikmeter", erklärte DI Markus Federspiel (Leiter der Abt. Wasserwirtschaft). Und 2005 sollen nur etwa 15 Prozent dieser Becken gewirkt haben – denn der Niederschlag war sehr unterschiedlich verteilt.
Außerdem wurde die Notwendigkeit der Hochwasser-Bauten in Frage gestellt. Diese verteidigte Bgm. Hubert Hußl (Terfens): "Das Verständnis für Hochwasser braucht ein Hochwasser", sagte er – in Terfens seien heute alle froh um den bereits errichteten Hochwasserschutz. (mk)