KRAMSACH (klausm) Den Ausführungen von Dr. Thomas Bertagnolli, folgend, handelte es sich bei den Mistviechern aus seinem Vortrag beim Simon Moser, beim Krapf, nicht etwa um z’widere Frauen (umgangssprachlich in Tirol häufig als Mistviecher bezeichnet), in seiner Definition von Mistviecher ging’s um jene Tiere, deren Mist die Bauern bereits im 17. Jahrhundert benötigten, daher Rinder, Ziegen, Schafe usw., als reine Dünger-Erzeuger hielten.
Veranstaltung
Veranstalter dieses interessanten Vortragsabends war die Bauernbundortsgruppe Kramsach mit Ortsbauernobmann Klaus Loinger, der picobello ausgeräumte, ehemalige Kuhstall von Simon Moser (Krapf), bot schon vielen Ausstellungen einen perfekten Rahmen und auch an diesem Abend war der Krapf der ideale Platz. Klaus Loinger und Simon Moser begrüßten die Besucher im voll besetzten Krapf-Stall. Unter den Besuchern waren neben anderen Ortsbäuerin Monika Brunner, Künstlerin Birgit Riedl, Schützenhauptmann Alois Haberl, MGV-Kramsach-Obmann Franz Bieber, Dir. Wolfgang Schonner und Künstler Elmar Widmann. Der Vortagsabend mündete nach dem Schlussapplaus zum Ausklang in ein gemütliches Einheigerfest’l mit dem Alleinunterhalter „Koschi“ aus Münster.
Das Rind
Das Rind ist das wichtigste Haustier des Menschen. Es begleitet unsere Kulturgeschichte seit 10.000 Jahren. Die Produkte welches es den Menschen liefert, sind zahlreich und keineswegs alle hängen am Fleisch. Zwar sind Rinder weltweit die wichtigsten Fleischlieferanten, daneben ist der Milchbedarf ist weltweit steigend, Rindsleder war und ist robust und widerstandsfähig, bereits im Mittelalter war das Horn als Rohstoff äußerst begehrt (Knöpfe, Kämme, Löffel, Messergriffe, Pulverhorn, Wetzsteinkumpf, Schmuckgegenstände) und bereits von Anbeginn an diente Kuhdung als Bau- und Brennstoff und Dünger.
Im Hochmittelalter legte man noch wenig Wert auf hohe Zuchtqualität, die damaligen Rinder waren kleinwüchsig, mager, hatten kleine Euter, geringe Milchleistung ebenso wie geringen Fleischertrag, einzig die Düngerproduktion funktionierte planmäßig.
Getreide galt als bedeutendster Wirtschaftszweig im Mittelalter. In erster Linie ging’s um die Erzeugung von Getreidearten wie Roggen (Tirols wichtigstes Getreide) , Hafer, Weizen, Dinkel, Gerste. Mit Zunahme des Brotbedarf’s wegen des stetigen Bevölkerungswachstum’s Ende des 17. Jahrhunderts, begann im 18./19. Jahrhundert das große Umdenken. Die Bauern schauten drauf’ dass sie ausreichend Mistdünger durch das eigene Vieh erzeugen konnten, es begann gezielt eine Grünfutterwirtschaft, sowie die Aufzucht von regionaltypischen Rinderrassen. Aus dem traditionellen Wissen um die Zucht und Viehhaltung über Jahrhunderte hinweg entwickelte sich in Österreich beispielsweise das Fleckvieh.
Besonders erwähnenswert an dieser Stelle, dass mit Pfarrer Adolf Trientl (geboren 26. August 1817 in Ötz – gestorben 06. März 1897 in Umhausen) der erste Landwirtschaftsberater Tirols seine Arbeit aufnahm. Schwerpunkte waren dabei: Düngerwirtschaft, Pflanzenbau, Almwirtschaft, Tierzucht und Forstwirtschaft.
Ja, es gäbe noch viel Interessantes aus dem Vortrag des Dr. Thomas Bertagnolli hervorzuheben, anzusprechen, mit der Erkenntnis „Gott sei Dank gibt es Mistviecher“ wollen wir hier allerdings den Schlusspunkt setzen.
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Letzte Änderung am Sonntag, 29 Oktober 2017 11:01
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