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70 Jahre Hiroshima & Nagasaki

Montag, 31 August 2015
Freigegeben in International
Massenmord oder Heldentat: Vor 60 Jahren befahl US-Präsident Harry S. Truman den Abwurf der Atom-Bomben auf Hiroshima und Nagasaki. Atombomben gegen einen Feind, dessen Soldaten sich mangels Munition mit Bambus-Speeren bewaffnen mussten...

JAPAN (cm) Als am Montag, 6. August 1945, um 7.09 Uhr Flieger-Alarm ausgelöst wird, beachten ihn die Menschen in Hi­ro­shima kaum. Zu oft waren in den letzten Wochen einzelne Flugzeuge in großer Höhe über der Stadt aufgetaucht, um Wetterdaten zu sammeln oder Aufnahmen von der Stadt zu machen.
Die Menschen sitzen beim Frühstück, die Arbeitstrupps werden eingeteilt, die Kinder  machen sich bereit für die Schule.

„Empfehlen, Hauptziel zu bombardieren“

Um 7.25 Uhr hat das Wetter­beobachtungs-Flug­zeug seine Aufgabe über Hiroshima erfüllt. „Empfehlen, das Hauptziel zu bombardieren“, gibt der Kap­tain des Bombers an die Basis durch.
Als das Flugzeug mit dem Namen „Strait Flush“ um 7.31 Uhr, abdreht, wird Entwar­nung gegeben.
Kurz nach 8.00 Uhr abermals Luftalarm: Ein kleiner Verband, bestehend aus drei  B29 „Superfortress“ taucht in 9.500 Metern Höhe am Him­mel auf. An ihrer Spitze die „Enola Gay“. Die Men­schen beachten die Ma­schi­nen kaum...
Gesteuert wird der Bom­ber damals von Oberst Paul Tibbets, Leiter des 509. Bom­­ber­geschwaders. Sein Flug­zeug, die „Enola Gay“ ist nach seiner Mutter benannt.
Um 8.15 Uhr befindet sich das Abwurf-Ziel, eine große T-förmige Brücke über den Fluss „Ota“ genau im Visier von Bomben-Schütze Fere­bee.
JAPAN (cm) Im Stadtzentrum herrscht rege Betriebsamkeit, als Ferebee um Punkt 8 Uhr, 15 Minuten und 17 Sekunden „Little Boy“ ­ – so der Codename der Bombe  – ausklinkt.
Die Superfortress dreht hart ab, Tibbets geht kurzzeitig in Sturzflug um Geschwin­dig­keit aufzubauen, gibt vollen Schub auf die vier Motoren. Die Enola Gay muss mindestens 13 km vom Explosions-Punkt weg, um nicht von der Schockwelle vernichtet zu werden.
Einige Japaner blicken zum Himmel und klatschen: Hinter einem der zwei Beobach­tungs­flugzeuge sehen sie drei Fallschirme am Himmel. „Die Amerikaner stürzen ab“, denken sie. Aber es sind Geräte, die Druck und Strahlung messen und per Funk die Daten an die Flugzeuge übermitteln sollen.
45 Sekunden lang beobachten die Menschen die drei Fallschirme. Dann erreicht  „Little Boy“, die 4.535 kg schwere und vier Meter lange Atombombe, die Zündungs-Höhe: 565 Meter über dem Meeresspiegel lösen die Druck­­­sensoren die stärkste bis dato von Menschen verursachte Ex­plosion  aus.

Menschen zerfallen bei 6.000 Grad zu Asche

Beim Zündvorgang wird ein kleines Uranstück vom Heck der Bombe in eine größere Uranmasse im Vorderteil geschossen. Im Bruchteil einer Sekunde kommt es zur Kern­reaktion. Die künstliche Sonne explodiert etwa 500 Meter über der Stadt. Der Feuerball mit einem Durch­messer von 500 Metern und einer Kraft von 20.000 Tonnen TNT, löscht Tausende Leben aus.
Die Menschen zerfallen zu Asche, werden im 6.000 Grad heißen Nah­bereich verdampft. Das Zen­trum von Hiroshima wird zu einem Verbrennungs-Ofen.

Für Hitler gebaut, an Japan geliefert...


Am 6. August 1945, um 8.15 Uhr, klinkte der Bombenschütze Ferebee die erste gegen Menschen eingesetzte Atombombe aus und entfachte einen alles verzehrenden Feuerball. Gedacht war die Bombe für Berlin. Doch Deutschland kapitulierte zu schnell...

JAPAN (cm) So kurz der Hitzesturm andauerte, so verheerend war er: Schatten von Menschen brennen sich bei der Explosion in den Beton und in den Straßenbelag.
Noch in vier Kilometer Ent­fernung brennt es den Men­schen Teile der Haut von ihren Körpern. Bei hunderten Frau­en leiten die dunklen Muster ihrer Kimonos die Hitze direkt auf die Haut weiter, die Muster brennen sich ins Fleisch, während die weißen Teile der Kleidung unversehrt bleiben und die Hitze reflektieren!
Andere überleben noch einige Sekunden, bis die Druck­welle mit 800 km/h sie wie eine riesige Faust erschlägt oder sie von umherfliegenden Häu­ser­­teilen und Glassplittern ge­tötet oder verschüttet werden.

Schwarzer Regen

Die mehrere Tausend Grad heiße Sonnenglut und die Druckwelle verwandeln 13 Quadrat-Kilometer in eine nukleare Wüste. Wenige Mi­­nuten nach der Explosion setzt der radioaktive Regen ein: Tropfen, die aussehen wie schwarze Kügelchen. Das Wasser ist so schwer von Staub, das die Tropfen auf der Haut schmerzen. Das Phä­no­men entsteht durch die Ver­dam­pfung des Was­sers im Feuerball und die darauf folgende Kon­den­sa­tion in der Wolke.

„Den Überlebenden hing die Haut in Fetzen vom Körper. Wie Schlafwandler schleppten sie sich durch die Trüm­mer, aus ihren Brand-Wunden tropfte Flüssig­keit...“
(Tagebuch von Masako Kamamura)

Wer kann, schleppt sich zu Teichen oder Flüssen, um die Verbrennun­gen zu kühlen. Die, die später kommen kriechen über jene, die vorher da waren. Wer unten liegt, ertrinkt. Brunnen, Teiche, Flüsse sind voll von Leichen. Viele, die nach dem Kampf um die Wasser-Stel­len noch leben, trinken den schwarzen Regen und besiegeln damit ihr Schick­sal.

Der schwere Regen ist voll mit radioaktivem Staub. In wenigen Tagen wird die Strah­lenkrankheit fast alle töten, die davon getrunken haben.
70.000 Leben hatte der erste Abwurf sofort ausgelöscht, viele der über 40.000 teils schwerst Verletzten starben später.
Als Japan dennoch nicht kapitulierte, befahl Präsident  Truman für den 9. August 1945 den vorgezogenen Ab­wurf von Bombe Nummer zwei – eine Plutonium-Bombe mit dem Codenamen „Fat Man“. Für Hiroshima hatte man eine Uran-Bombe verwendet, die man vorher noch nicht getestet hatte. Eine kleinere Plu­to­nium-Bombe mit dem Namen „Trinity“ wurde bereits am 16. Juli 1945 in der Wüste von New-Mexiko, 80 km von Alamogordo, getestet. Der Atomblitz erhellte die Atmos­phäre bis in eine Höhe von 400 Kilometer.
„Bis heute sind in Hiroshima 250.000 Men­­schen an den Fol­gen der Atom­bom­be gestorben, in Na­ga­saki sind es ca. 135.000 direkte Bom­ben­opfer.
Weitere 350.000 Über­­lebende haben einen Opfer­­­aus­weis, da sie bis heute unter den Folgen der Atom­bomben leiden“, lässt die englische Version einer Home­page des japanischen Bom­ben-Mu­se­ums von Hiroshima wissen. Sie haben Blutkrebs, Ver­bren­n­ungen, Behin­der­un­gen...

Piloten begutachten ihr Werk

Nachdem die „Enola Gay“ die Druckwellen überstanden hatte, flogen die Piloten eine Schleife, um ihr „Werk“ zu begutachten: Über dem Zen­trum der Stadt stieg eine weiße Rauchsäule in den Himmel, die Spitze breitete sich zu einem beinahe voll­stän­digem Pilzgebilde aus. Die Bilder des 7.000 Meter hohen Wolken-Gebildes gingen um die Welt.

Atom-Bomben auf Japan: Die Schicksale der Menschen

Aus den Tagen des Atombomben-Abwurfes auf Hiroshima und Nagasaki liegen Tagebuch-Aufzeichnungen vor, die erahnen lassen, was diesen Menschen angetan wurde.

JAPAN (cm) „Das Feuer kam immer näher. Doch was ich auch tat, ich konnte meine Tochter nicht befreien.“ Aus dem Tagebuch von Shige Hiratsuka, der Mutter des Mädchens  .

„Mami, es ist so heiß“

Etwa einen Kilometer von der Ab­wurf-Stelle in Hiroshima wird das Haus von Shige Hiratsuka von der Druckwelle zerschmettert. Ihr Mann und sie können sich aus den Trüm­mern befreien, sie rufen nach ihren Kindern. „Ich entdeckte meine vierjährige Tochter Kazu, von der Brust abwärts in den Trüm­mern eingeklemmt. Ich zog an ihren Armen, an den Trümmern. Das Feuer kam immer näher. Ich konnte sie nicht befreien. `Mami, es ist so heiß!´, schrie sie! Aber ich konnte die Hitze und den Schmerz nicht mehr ertragen. `Mami, geh nicht weg! Es tut so weh!´, schrie sie wieder. Ich weinte und musste ihr sagen, dass ihre Mutter nicht den Mut hatte, mit ihr zu sterben“.
Als sie und ihr Mann in einem Lazarett unterkommen, nehmen die Ärzte eine Blut­probe von ihm. Doch der Einstich schließt sich nicht mehr. Er verliert viel Blut. Auf seiner Haut hatten sich violette Flecken gebildet, er erbrach eine braune Flüssigkeit. We­nig später hatte sie auch ihn verloren.

Akiko Taka­kura war nur 260 Meter von der Ab­wurf-Stelle entfernt. „Mein Körper wurde herumgeschleudert, als wäre er aus Papier.“ Die damals 17-jährige ist vermutlich die Einzige, die so Nahe am Zentrum überleben konnte. Sie und ihre Freundin kamen an diesem Tag als erste zur Arbeit in die erdbebensichere Bank-Fi­liale. „Wir waren eine Zeit lang bewusstlos, überall zerschunden. Glasscheiben waren gebrochen, hatten sich in Geschoße verwandelt und sich in unsere Haut gebohrt. Als wir uns nach draußen schleppten, war alles voller Leichen. Eine Woche später starb auch meine Freundin.“
Kinuko Laskey, Kranken­schwe­ster: „Nach der Explo­sion war meine Kleidung mit Glas­scherben an meinen Kör­per geheftet. Überall Verbren­nungen. Ich schleppte mich zum Teich hinter der Praxis, in der ich arbeitete und wollte mich kühlen. Auch andere wollten das und lagen bereits im Wasser. Die, die nachdrängten schleppten sich über sie hinweg. Die darunter lagen, ertranken. Es ertranken so viele, bis der Teich voll war mit Leichen. Ich träume heute noch davon“.

Masako Kamamura: „Ei­nige Stunden nach der Ex­plosion kamen Züge in die Stadt und fuhren so weit sie konnten Richtung Zentrum. Die Menschen die sich noch bewegen konnten, schleppten sich wie Schlafwandler zu den Waggons. Die Haut hing ihnen in Fetzen vom Körper und aus ihren Wunden tropfte Flüssig­keit. Viele waren schon tot, auch wenn sie es noch nicht wussten.“

Shuntaro Hida, Militär­arzt: „Ich lebe, weil mich ein hartnäckiger Bauer in der Nacht zuvor auf seinen 6 km entfernten Hof holte, um nach seiner kleinen Tochter zu sehen. Ich übernachtete dort. Am nächsten Morgen sah ich diesen furchterregenden Feu­er­ball. Unbedeckte Haut wurde brennend heiß, dann diese Pilzförmige Wolke und eine Druckwelle, die den Hof des Mannes beinahe komplett zerstörte.“ Der Arzt nimmt ein Fahrrad und fährt Richtung Stadt.
„Auf halbem Weg begegnete mir eine Gestalt, von oben bis unten schwarz und verkohlt. Sie hatte kein Gesicht mehr, keine Nase. Vor mir stolperte das Wesen. Ich erschauderte. `Reiß dich zusammen! Fühl den Puls´ sagte ich mir. Als Arzt fühlt man immer zuerst den Puls. Ich fasste nach dem Arm, aber es war keine Haut mehr da. Nur noch verbranntes Fleisch. In diesem Moment starb dieser Mensch, nachdem er blind 3 km weit geflüchtet war...“

Wir haben versucht, Fakten und historische Hin­tergründe, aber auch die Grau­samkeit der Atom-Bom­ben-Abwürfe von 1945 zu beleuchten. Die­ses Stück Zeit­ge­schich­te sollte in Er­inn­er­ung bleiben. Wir danken dem historischen Archiv des ORF, der Österr. Natio­nal­bi­bliothek, dem Hiro­shima Pe­a­ce Me­morial Mu­se­um und dem Nagasaki Atomic Bomb Mu­seum für die Zu­sam­­men­arbeit!

Die Redaktion

"Helfen wo andere nicht mehr können"

Mittwoch, 09 Januar 2013
Freigegeben in Österreich
Am 20. Jänner 2013 entscheidet die Bevölkerung über die Zukunft der Wehrpflicht in Österreich. Es geht um die innere und äußere Sicherheit wie Grenzschutz, Friedenseinsätze und Schutz von staatlichen Einrichtungen. Um die Sicherheit im Katastrophenfall, sowie um die soziale Sicherheit durch den Zivildienst.

ÖVP und SPÖ machen ihren Standpunkt klar

ÖSTERREICH Aus diesem Anlass kam es vor kurzem zu einer Fernseh-Debatte zwischen Kanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vize-Kanzler Michael Spindelegger (ÖVP). Beide Parteien machten ihre Ansichten klar. „Die Wehrpflicht h at sich überholt. Ein Berufsheer würde Profis für den Katastrophenschutz, die Auslandseinsätze und die Miliz bringen. Das ‚Schlimmste‘ an der Wehrpflicht ist, dass die Rekruten nach ihrem sechsmonatigen Dienst ‚nie wieder kommen‘. Die ÖVP hat alles abgeschafft, wo man nachher wieder kommen musste“, argumentierte Kanzler Faymann.
Vize-Kanzler Spindelegger entgegnete: „Der Bedarf nach einer Reform ist unbestritten. Bei der Volksbefragung geht es aber nicht um Details eines Modells, sondern um die Grandsatzfrage der Wehrpflicht. Verteidigungsminister Norbert Darabos hätte schon längst Veränderungen einleiten können. Die ÖVP steht zur Wehrpflicht und dazu, dass junge Männer einen Beitrag für ihr Land leisten.
Auch NR Hermann Gahr spricht sich klar für die Beibehaltung der Wehrpflicht aus: „Die Wehrpflicht ist unverzichtbar für unser Land. Eine Abschaffung der Wehrpflicht wäre unverantwortlich und ein Risiko. Die rasche Hilfestellung bei Naturkatastrophen und Unwetter wäre für die Bevölkerung ohne das Österreichische Bundesheer nicht in diesem Ausmaß möglich gewesen. Beim Hochwasser 2005 waren in Österreich beispielsweise 26.380 Mann im Einsatz.“

Darabos: „Bürgerkrieg ist kein Argument“

Der angesprochene Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) begründete den Reformbedarf mit dem Rückgang der Wehrpflichtigen. Außerdem: „Der Bürgerkrieg von 1934 ist kein Argument mehr für die Wehrpflicht. 1934 war nicht das Berufsheer schuld, dass Soldaten auf Arbeiter geschossen haben, sondern ein diktatorisches Regime unter Dollfuß. Wenn ein Heer in demokratische Strukturen eingebunden ist, wie in Österreich, dann wird das auch nicht mehr passieren“, untermauerte Darabos.

1934: Berusheer gegen eigene Bevölkerung

Im Bürgerkrieg 1934 stellte sich ein Berufsheer auf die Seite der  christlich-sozialen Engelbert Dollfuß-Regierung und somit gegen den sozialdemokratischen Schutzbund. Das Dollfuß-Regime beschoss Gemeindebauten und kämpfte gegen Teile der eigenen Bevölkerung.

Die Entstehung der Wehrpflicht

Das Bundesheer wie man es kennt, entstand nach dem 2. Weltkrieg. Österreich hatte in der Nachkriegszeit einige Bedingungen zu erfüllen, um wieder ein eigenständiger Staat zu werden. Die Sowjetunion forderte vehement, dass sich Österreich nicht bei einem westlichen Militärbund anschließen darf und stattdessen eine eigene Armee erhalten müsse. Danach entsand das Bundesheer. Somit ist das Bundesheer seit 1955 Teil des österreichischen Staatsvertrages und der Nachrkriegsweltverordnung.
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