Jeder von uns wird alt. Wie genau das vor sich geht, liegt zu etwa 70% in unserer eigenen Verantwortung. Laut neuen Studien sind nur 30% genetisch vorbestimmt.
INTERNATIONAL - Rauchen, trinken, wenig Sport. Fettes Essen. Chips und Schokolade. Fernsehen und Facebook statt mit anderen sprechen... So ungefähr schaut der ideale Plan aus, wenn man möglichst früh möglichst große gesundheitliche Probleme bekommen möchte. Freilich... manche machen genau das – und sagen "mir geht´s trotzdem gut!" Ausnahmen bestätigen die Regel. Wer gerne länger "alle 7 Tassen im Schrank" hat und selber für sich sorgen können möchte, sollte einen anderen Weg wählen.
Alterungs-Prozess durch Bewegung verlangsamen?
Dass Bewegung und Sport in ausgewogenen Dimensionen gesund ist, weiß mittlerweile (fast) jeder. Aber kann mit Sport und Bewegung auch der Alterungs-Prozess verlangsamt werden? Die Lebenserwartung verlängert werden? Und... lässt sich das beweisen? Deutsche Forscher wollten es genau wissen: Sie ließen zwei Testpersonen, die 62-jährige Dagmar und die 24-jährige Kimberly gegeneinander antreten. Dagmar ist 62 Jahre alt und trainiert drei mal pro Woche im Fitness-Studio. Kimberly ist erst 24, sie verbringt wie viele junge Menschen acht Stunden täglich im Büro, sitzend. Sie stellten sich im Institut für Kreislauf-Forschung/Köln den selben Aufgaben. Dazu Sportmediziner Dr. Hans-Georg Predel: "Fitness kann die körperliche Leistungsfähigkeit betreffen, Fitness betrifft aber auch die intellektuellen Fähigkeiten. All diese Funktionen prüfen wir mit einfachen Tests ab, die uns eine Aussage über das biologische Alter eines Menschen erlauben." Bei jedem Test werden dafür Punkte vergeben. Geprüft werden zum Beispiel Blutdruck und Bindegewebe.
Das Bindegewebe kann man mit dem so genannten "Age-Reader" aus den USA messen. Es wird festgestellt, wie viele Stoffwechsel-Endprodukte sich in unserem Bindegewebe abgelagert haben. Auf dem Fahrrad-Ergometer wird auch die Leistungs-Fähigkeit überprüft. Der Test geht so lange, bis die Testperson nicht mehr kann. Körpergewicht und maximale Watt-Zahl spielen hier eine Rolle für die Bewertung. Die Koordination wird über einen einfachen Gleichgewichts-Test, dem Einbein-Stand, geprüft.
Beim Test hat sich Dagmar, die bereits 62 Jahre alt ist, aber drei mal pro Woche trainiert, sehr gut geschlagen: Ihr biologisches Alter wird vom Dr. Predel mit etwa 45 Jahren angegeben – und liegt damit 17 Jahre unter ihren tatsächlichen Alter! Der Beweis ist also erbracht: Bewegung und Sport – vielleicht noch in Kombination mit gesunder Ernährung – können den Alterungs-Prozess entscheidend verlangsamen.
Wie schnell altern wir? Nur 30% genetisch vorbestimmt!
Laut Forschern ist die Art und Weise, wie wir altern – und vor allem auch wie schnell, nur zu 30% genetisch vorbestimmt. 70% des Alterungs-Prozesses beruht auf Faktoren wie gesunder Ernährung, Bewegung, Lebenswandel oder anderen Umwelt-Einflüssen. Doch auch die geistige Fitness ist für das Altern wichtig. Wer geistig rege ist, bleibt länger jung! Allein eine positive Einstellung zum Leben und zum Altern soll laut Alters-Forschern bereits volle sieben Lebensjahre mehr bringen! Dr. Bredel bestätigt: "Unser Körper ist als Bewegungs-Maschine konstruiert.
Wer permanent nur sitzt, sich nicht bewegt und dem Körper diesen Reiz versagt, baut nicht nur körperlich ab. Auch die intellektuellen Fähigkeiten und die Psyche leiden unter fehlender Bewegung enorm..." Die Auswirkungen von regelmäßigem Sport auf das Gehirn sind enorm: In einer amerikanischen Studie wurden 1.000 Männer und Frauen mit 40 getestet. Sie wiederholten die Untersuchung nach 20 Jahren. Bei den inzwischen 60-jährigen wurde nachgewiesen, dass das Gehirnvolumen bei den Bewegungs-Muffeln abgenommen hat.
Hilft Sport gegen Demenz?
Was bewirkt Sport im Gehirn? Bei Aktivität schütten die Muskeln Botenstoffe aus, die neue graue Gehirnmasse entstehen lassen, auch im Hypokampus, wo die Erfahrungen gespeichert werden. Genau dort nimmt die Gehirnmasse aber ab, wenn wir älter werden... Die Sporthochschule Köln hat 2016 die "Denksport-Studie" gestartet, um herauszufinden, ob man Demenz mit Sport bremsen oder aufhalten kann. Das Ergebnis nach über einem Jahr Training und Tests: "Wir sehen, dass jene, die körperlich fitter werden auch geistig fitter werden", erklärt Studien-Leiter Prof. Stefan Schneider. Test-Teilnehmer selber sagen, sie hätten ihre Vergesslichkeit durch das Training merklich reduzieren können.