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Was uns der Inn erzählt …

Donnerstag, 09 März 2017
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BRIXLEGG (klausm) Was uns der Inn erzählt, erfuhren an die 100 interessierte Zuhörer am Donnerstag den 09. März in der Neuen Mittelschule Brixlegg. Dr. Werner Schwarz, Naturschutzbeauftragter aus dem Bezirk Imst, lud nämlich zu einem Vortrag, zu einer wirklich spannenden Zeitreise entlang des Tiroler Inn’s.

Veranstalter waren „Parteifreie und Grüne Brixlegg“, vertreten unter anderem durch Gemeinderat Helmut Gössinger, Lea Ventura, Christine Sigl und Maria Pesta vom Kulturausschuss. Unter den Zuhörern auch Bürgermeister Ing. Rudolf Puecher. Statt eines Eintrittes wurden freiwillige Spenden erbeten, wobei der Erlös aus dieser Veranstaltung dem Verein „Lebenswertes Alpbach“ zugute kam. Dafür gab’s nicht nur einen interessanten Vortrag, am Ende des Abends wurden alle Besucher zu diversen Erfrischungen eingeladen.

Daß der Inn im Schweizer Engadin, am Malojapass in etwa 2.500 Metern Seehöhe  entspringt, daß er seit ungefähr 12.000 Jahren Teile Österreichs und Bayerns durchfließt und schließlich bei Passau in die Donau mündet, dass bezogen auf die Fließgeschwindigkeit des Inn’s beispielsweise ein Wassertropfen von Pfunds bis Kufstein ganze 5 Tage unterwegs ist, dass sein Einzugsgebiet eine Gesamtfläche von über 26.000 Km2 umfasst und von jeher Lebensader dieser Region darstellt, Dr. Werner Schwarz wusste viel zu erzählen, schilderte anschaulich wie sich das Flussbett des Inn’s im Laufe der Zeit verändert, entwickelt hat, lieferte dazu aufschlussreiche Fotos und Skizzen. Selbstverständlich kam auch die Tierwelt am Inn zur Sprache; Fische, Libellen, Fischotter, Biber, usw. Der Vortragende vergaß nicht auf die Wichtigkeit des Inn’s als eine wesentliche und schützenswerte Lebensader hinzuweisen. Alles in allem ein kurzweiliger, interessanter Vortrag, eine wirklich gelungene Zeitreise, zusammengestellt und vorgetragen von Dr. Werner Schwarz.

Entwertete Grundstücke, Bauverbote, Stillstand, Ende der Welt… die „Roten Zonen“ entlang des Inn sorgten für einiges Aufsehen. Nun scheinen Lösungen in Sicht. Und… Ganz so schlimm ist es auch bisher nicht, erklärt LA Bgm. Alois Margreiter (ÖVP).

Tirol - (rr, cm) Das Szenario: Ein Betrieb hat vor 10 Jahren im Inntal gebaut. Mit Verordnung der Zonen-Pläne des Landes Tirol steht das Unternehmen plötzlich in einer „Roten Zone“. Ergebnis: Die Firma darf weder ein Carport noch einen Anbau erstellen. Der Wert der Liegenschaft ist reduziert, die Entwicklung des Betriebes stark gehemmt...
Solche und ähnliche Fälle wurden in den letzten Monaten immer wieder präsentiert. Viele Bürgermeister waren verunsichert: Sie wollten das Risiko nicht tragen und erteilten in der Roten Zone keine Baubescheide mehr…
Margreiter: „Was hätte das Land sonst tun sollen?“

Für LA Margreiter steht fest: Das Land hätte nicht weiter dabei zuschauen können, wie in gefährdeten Hochwasser-Gebieten ohne Schutzmaßnahmen oder Auflagen gebaut wird. „Viele Leute haben auch das Problem falsch verstanden! Die Gemeinden dachten: In einer Gelben oder Roten Zone ist überhaupt keine Entwicklung mehr möglich. Das ist so ja nicht richtig. Das Land hat uns nur gezeigt, wo die Problem-Zonen bei einem 100-jährigen Hochwasser liegen. Hochwasserschutz ist aber Gemeinde-Aufgabe. Das haben manche Kollegen vergessen“, sagt Margreiter. In der Abfluss-Studie habe sich gezeigt: Der Pegel des Inns ist in Tirol höher, als bisher angenommen. Darüber hinaus seien viele Flächen, die als „Rote Zone“ ausgewiesen wurden, ja bereits jetzt schon immer wieder von Überschwemmungen betroffen.

Margreiter: „In der gelben Zone hatten alle Gemeinden auch jetzt schon die Möglichkeit, mit kleineren Auflagen Bebauungen trotzdem möglich zu machen. In der Roten Zone kann die Gemeinde diese mit Dämmen schützen und damit die Rote Zone wegbringen. ABER… Dämme sind nur erlaubt, wenn der Unterlieger (Gemeinden und Siedlungen Fluss abwärts) nicht schlechter gestellt wird.“
Daher muss – wenn eine Gemeinde einen Damm bauen will – das abgeblockte Wasser in der Nähe dieses Dammes, am besten Fluss aufwärts, irgendwohin abfließen können. Das nennt man Retentions-Fläche. Also eine Fläche, in die sich der Fluss ausdehnen kann, wenn er zu hoch ansteigt. Und zwar kontrolliert und gewünscht.

Drei Abschnitte

Da Ausgleichs-Maßnahmen für Dämme immer in der Nähe dieser Dämme sein müssen, wurde das Tiroler Unterland in drei Abschnitte unterteilt: Unteres Unterinntal (Wörgl/Angath bis Brixlegg), Mittleres Unterinntal (Reith/Münster bis Pill) und Oberes Unterinntal von Pill bis Hall.
„Es ist ganz einfach: Wenn Wörgl einen Damm baut, ist der Wasser-Pegel in Angath um etwa 30 cm höher. Also müssen diese 30 cm irgendwo hin“, erklärt LA Alois Margreiter.

Radfeld und Kundl können Wörgl nicht allein entlasten!

Die Gemeinden Radfeld und Kundl waren daher als Retentions-Räume für Wörgl vorgesehen. Doch in den ursprünglichen Plänen wären dort 18 Objekte geflutet worden. „Das geht nicht. Daher hat das Land geschaut, dass man zusätzliche Flächen bekommt. Zum Beispiel in Wörgl selbst. Hier gibt es auch gute Bereiche…  Nur: Die liegen tiefer als der Inn-Spiegel. Man müsste also starke Pumpen bauen, die das Wasser nach einem Hochwasser wieder zurück in den Inn pumpen. Dann könnte Wörgl seinen eigenen Retentions-Raum haben“, erklärt Margreiter.

Kramsach, Radfeld, Kundl, Angath

Nach den momentanen Plänen sollen die Gemeinden Kramsach (Moosfeld), Kundl, Radfeld und Angath als Retentions-Räume dienen. Den Kramsachern würde man hier anbieten, dass die Siedlungen beim Moosfeld natürlich geschützt werden (hier gibt es bereits jetzt bei Hochwasser einen Überflutungs-Raum und einen Erdwall, der die Häuser schützt). Zugleich würde das Land hier für die Fertigstellung der Verbauung der Brandenberger Ache sorgen.
„Aktuell wird auch in der Planung versucht, die Retentions-Räume in Radfeld und Kundl zu verkleinern. Nur noch zwischen Inn und dem Bahndamm sollte wenn möglich Wasser ausgeleitet werden. Dafür etwas tiefer als bisher“, weiß Margreiter.
Alle genannten Flächen werden übrigens bereits jetzt bei einem Hochwasser vom Inn ohnehin überflutet.


Lösung in Sicht?

Die Detailplanung für die Bereiche im Unterland läuft nun. Sie soll bis Ende 2016 fertig gestellt werden.
„Ohne die Gründung eines gemeinsamen Wasserverbandes kann es aber nicht gehen. Ich bin davon überzeugt: Nach der Gemeinderats-Wahl wird man auch in den Gemeinden zu dieser Erkenntnis gelangen…“, sagt LA Bgm. Ing. Lois Margreiter als Koordinator für den Bezirk Kufstein.
Die Gemeinde Kundl möchte aktuell auch noch wissen, ob der Retentions-Raum in Wörgl nur an den Kosten für das Pumpwerk scheitert. Schließlich hätte Wörgl den Vorteil der großen, geschützten Gewerbegebiete mit den entsprechenden Kommunalsteuer-Einnahmen. Andere Gemeinden wollen daher nicht die volle Last der Retention tragen – zumindest nicht ohne entsprechenden Ausgleich.
Auch die Art und Weise, wie die Bauern entschädigt werden, ist derzeit noch Thema.

Paraglide-Unfall war Kite-Versuch

Dienstag, 03 November 2015
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Große Aufregung herrschte Mitte Oktober bei der Wasserrettung in Kramsach. Nachdem ein Autofahrer einen Paraglide-Absturz über dem Inn gemeldet hatte, rückten Wasserrettung, Feuerwehr und Polizei mit duzenden Personen aus.

KRAMSACH (ce) Die Leitstelle Tirol, die Wasserrettung Mittleres Unterinntal und Reith im Alpbachtal, sowie die Feuerwehren Breitenbach, Kundl und Kirchbichlwurden alarmiert. Weiters standen die Notarzthubschrauber Heli 3 und Christophorus 4 mit Suchschwimmern im Einsatz. Im Laufe des Einsatzes erfuhren die Rettungskräfte von zwei Personen, die mit einem Kite-Surf-Schirm und mit einem Kajak im Inn Kite-Surf-Versuche durchgeführt hatten. Diese wurden von der Autobahn aus beobachtet und als Paraglide-Absturz interpretiert. Michael Ausserhofer (Wasserrettung) dazu: „Der Autolenker hat absolut richtig reagiert und seine Wahrnehmung unverzüglich via Notruf 144 an die Leitstelle Tirol weitergegeben. Dem Kite-Surfer kann nicht wirklich ein Vorwurf gemacht werden, da er vermutlich nicht ahnen konnte, dass jemand seinen Kite-Schirm als Paraglider missdeuten könnte. Von Seiten der Wasserrettung werden für diesen Einsatz keine Kosten verrechnet, da dieser nicht mutwillig verursacht wurde.“
Sportarten wie Kite-Surfen fallen nicht unter den Begriff Schifffahrt und sind auch nicht verboten. Prinzipiell ist die Schifffahrt am Inn für Jedermann erlaubt, sofern sie nicht durch Gesetze oder andere Verordnungen untersagt ist.
Bürgermeister und Unternehmer melden sich in der Redaktion: Die im Bundes-Auftrag ausgearbeiteten „Gefahrenzonen-Pläne“ verhindern Betriebs-Erweiterungen und entwerten Liegenschaften. Nicht einmal mehr Carports dürfen dort laut Bürgermeistern gebaut werden.

TIROL (rr/cm) Seit Wochen sorgen die neuen Gefahrenzonen-Pläne für Aufregung in Tirol. „Rote Zone“ sind offenbar jene Bereiche, die bei einem 100-jährigen Hochwasser über 1,50 m unter Wasser stehen könnten. Betroffene beklagen nun, dass diese Einteilung den Wert ihrer Liegenschaften massiv reduziere.
„Ein unbebautes Baugrundstück in der Roten Zone würde nach momentanem Stand im Wiederverkauf schwer an Wert verlieren“, vermutet Bgm. Michael Huber, Gemeinde Stans.
Unternehmer Dr. Hannes Oberhofer aus Kramsach schreibt der Redaktion: „... meine in Top-Zustand befindliche Liegenschaft wurde durch die Rote Zone um 50% entwertet...“
Er fragt sich auch, ob nun Hunderte Tiroler Unternehmer, denen es ähnlich geht, bei ihren Hausbanken zusätzliche Sicherheiten für Firmen-Kredite beibringen müssen! In diesem Fall ginge es hier womöglich um Millionen, vielleicht sogar Milliarden EURO.


BUCH Margreiter rote Head
LA Bgm. Ing. Alois Margreiter (ÖVP): „Wir brauchen eine Lösung!“

Nichts geht mehr!

Bgm. Otto Mauracher von Buch in Tirol schildert: „Wir müssen alle Bauanträge, die die Rote Zone betreffen, an das Baubezirksamt zur Stellungnahme weiterreichen. Dort heißt es dann „abgelehnt“, weil das Haus oder der Betrieb in der Roten Zone steht. Die Betriebe können sich nicht weiterentwickeln“, ärgert er sich.
Seine Gemeinde hat noch andere Probleme: „Wir haben allein in Buch in Tirol über 40 Einsprüche gesammelt. Der Sportplatz, die Schule, der Kindergarten, Firmen, Privat-Häuser… Alles in der Roten Zone! Das heißt, dass wir hier vorerst keine Erweiterungen oder Bauprojekte durchbekommen.
Nicht einmal ein Carport darf hier gebaut werden“, sagt Mauracher. Er weiß: Anderen Bürgermeistern geht es ähnlich...

Schutzbauten verboten?
Margreiter drängt auf Lösung

Der ÖVP-Landtagsabgeordnete Ing. Alois Margreiter, Bürgermeister von Breitenbach, drängt auf eine Lösung: „Egal ob Widmung oder Bauansuchen: In der Roten Zone ist jeder Einzelfall ein Problemfall. Und die Gemeinde-Ämter müssen sich mit jedem einzelnen Fall befassen. Ein enormer Aufwand“, sagt der Abgeordnete.
Aber ihm geht es vor allem um den Schutz der Bevölkerung und das Eigentum der Menschen.
Er verlangt, dass beim Land Tirol eine Stabstelle für das Problem eingerichtet wird. Denn auch regionale Hochwasser-Schutzbauten sind momentan nicht mehr erlaubt: Eine Gemeinde darf das Wasser nicht einfach durch Schutzbauten zum nächsten Ort weiterleiten...                                    

Ein Grundstück oder Ort, der weiter flussabwärts liegt, nicht schlechter gestellt werden.
Mit anderen Worten: Die Gemeinde Breitenbach darf sich nicht mit neuen Dämmen gegen Hochwasser schützen, wenn dadurch mehr Wasser nach Wörgl weiterrinnt. Die Lösung heißt „Retensions-Flächen“ also Felder, die absichtlich zum Fluss hin geöffnet werden, damit sie bei Hochwasser geflutet werden können.
Margreiter dazu: „Aber diese Flächen gibt es noch nicht! Das muss alles erst ausverhandelt und geschaffen werden. Die Bauern wollen dafür natürlich eine Entschädigung. Die Vorgehensweise, die Gefahrenzonen jetzt schon zu präsentieren, obwohl sie noch keine Rechtskraft haben und es keine Lösung gibt, ist suboptimal.“
Das Problem: Ab dem Zeitpunkt, wo die Pläne öffentlich sind, müssen sich alle Beamten daran halten. Sie müssen also so entscheiden, als ob sie bereits rechtskraft hätten. Denn sonst wären sie für Folgeschäden theoretisch haftbar (da sie ja bereits wissen, wo die Hochwasser-Zonen liegen!).
Margreiter relativiert: „Bauen darf man in der roten Zone schon noch. Aber halt mit entsprechendem Aufwand…“
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