Einige Münsterer Gemeindebürger fühlen sich ungerecht behandelt: Während ein Bauträger im Ortsteil Habach bauen darf, könnten sie "nicht einmal Garten-Mauern erhöhen". Dazu Bgm. Entner: "Der Bauträger liegt nicht mehr in der roten Zone, die Anrainer schon".MÜNSTER - 24 neue Wohneinheiten sollen in Münster – Habach gebaut werden. Ein Bauträger errichtet sie auf ehemaligem Gemeindegrund. Die Habacher sind darüber verärgert: "Der Bauträger darf bauen und wir können nicht einmal eine Garten-Mauer erhöhen", sagt Johann Entner, der als Vertreter der Anrainergruppe auftritt. Der Grund: Die Gebäude der Anrainer liegen im Retentionsraum für den Habach. Teile der Grundstücke sind in der gelben oder roten Zone des Gefahrenschutzplans. Bei einem Hochwasser würden erhöhte Garten-Mauern das Wasser "weiterleiten", sei ihnen erklärt worden.
Ein Teil des Grundstücks, auf dem der Bauträger die Wohnungen errichtet, liegen aber ebenfalls in der gelben oder roten Zone: Jedoch ungefähr 25 Meter vom „Problembach“ Habach und gut zehn Meter von Grünsbach entfernt.
Laut Bgm. Werner Entner (TEAM ENTNER) hätte sich der Bauträger durch eine Aufschüttung helfen können. "Durch die Aufschüttung ist das Grundstück höher und damit nicht mehr in der roten Zone. Die Aufschüttung wurde von Baubezirksamt, Wildbach- und Lawinenverbauung und Umweltschutz bewilligt. Sie verschlechtert die Situation bei einem Hochwasser nicht." Ein solches wasserbau-technisches Gutachten könne auch eine Privat-Person veranlassen.
"Keine Schutz-Bauten ohne Hochwasser-Schutzverband"Die Anrainer vermissen am Habach auch den Hochwasser-Schutz: "Unsere Gemeinde ist nicht bereit, durch einen Gemeinderatsbeschluss den Habach und den Grünsbach zu bändigen", sagt der Anrainervertreter Entner. Ihm sei gesagt worden, dass es hierzu Förderungen von Bund und Land geben würde. Der erste Schritt müsse aber von der Gemeinde getan werden... Stimmt so nicht, meint der Bürgermeister: "Es gibt keine baulichen Maßnahmen ohne den erst zu gründenden Wasser-Schutzverband." Münster ist hier Teil des Schutzverbandes Mittleres Unterinntal (Münster bis Pill). Erst wenn dieser gegründet ist, gibt es auch Schutzmaßnahmen... "Erst im Zuge des Wasserverbandes gibt es dann ein komplettes Schutzprojekt (auch) für den Habach. Dann käme mit entsprechenden Schutzbauten jeder aus der roten Zone heraus", sagt Bgm. Entner. Eine Aufstockung der Landesstraße und Dammbauten entlang des Habach sollen den Ortsteil aus der roten und gelben Zone herausholen. Das würde auch den Baustopp in der Habach-Mulde beenden.
Der Habach bekommt einen Hochwasserschutz – zuerst muss jedoch der Wasserverband gegründet werden.Pumpe? ... "bringt nichts", sagt Bgm. EntnerDie Anrainer könnten sich auch eine Pumpanlage vorstellen, die das Wasser abtransportiert. Bei früheren Hochwassern sei durch Pumpen schlimmeres verhindert worden, weiß etwa Anrainerin Hilda Schwarzl. "Eine eigene Pumpe bringt Münster nichts", entgegnet Bgm. Entner. Er legt Berechnungen vor, die zeigen, dass es bei einem Hochwasser, wie 2013 am Habach, über 100 Pumpen (Landesstandard 6.000 Liter pro Minute) brauchen würde. Die einzige Lösung für den Bürgermeister ist der Hochwasserschutz des Wasserverbandes. Dieser soll noch 2018 gegründet werden. Bgm. Entner hofft, dass es im Mittleren Unterinntal leichter geht, als im Unteren Unterinntal,
wo vor allem Radfeld, Kundl und Angath nicht zustimmen. (Von Kundl gab es inzwischen eine Zustimmung!)
Zufahrtsprobleme erwartetZurück zum Neubau: Ein weiterer Kritikpunkt der Anrainer ist die Zufahrt zum bebauten Gebiet. "Die Zufahrt ist für den zu erwartenden Verkehr nicht breit genug", befürchtet Anrainervertreter Entner. Hier konnte sich die Gemeinde mit Ausweichen helfen – die aber für die Anrainer ein Problem für sich darstellen. Eine der zwei Ausweichen soll das Servituts-Recht der Anrainer verletzen. Bgm. Entner dazu: "Das private Verkehrsgutachten der Anrainer hat diese zwei Ausweichen gefordert und sie sind rechtskonform. Und ein Servitut hätten wir gerne schriftlich." Für den zu erwartenden Baustellenverkehr denkt Bgm. Entner an eine Ampellösung.
Die Anrainer sind indessen nicht grundsätzlich gegen den Bau. "Wenn der Hochwasserschutz kommt und uns auch schützt, haben wir kein Problem mit den Wohneinheiten", sagt Anrainer-Sprecher Entner. Doch so fühle man sich derzeit ungerecht behandelt und im Stich gelassen. (mk)