In der aktuellen Ausgabe präsentiert der ROFAN-KURIER Sonderseiten zum Thema „Bauen, Wohnen, Immobilie“. Aus diesem Anlass bat der ROFAN-KURIER LR Mag. Hannes Tratter (ÖVP), zuständig für die Wohnbau-Förderung in Tirol, zum Interview.
TIROL (cm) Der ROFAN-KURIER hat mit Wohnbau-Landesrat Mag. Hannes-Tratter (ÖVP) u.a. über die Sicherheit der Wohnbau-Darlehen oder die Zinspolitik des Landes gesprochen.
ROKU: „Wie groß ist das Volumen an zugeteilten Wohnbau-Förderungskrediten des Landes Tirol aktuell?“
TRATTER: „Das sind 3,3 Milliarden EURO. Sie gehören zu 100% dem Land Tirol. Rückflüsse gehen auch zu 100% in den Bereich Wohnbauförderung.“
ROKU: „Wie viele Tiroler haben einen Landes-Wohnbau-Kredit?“
TRATTER: „Derzeit zählen wir etwa 52.000 laufenden Wohnbau-Kredite.“
ROKU: „Wie steht es um die Kapazität der Wohnbauförderung des Landes Tirol? Wie viele Kapital kann aktuell noch vergeben werden?“
TRATTER: „Heuer könnten wir mit Rücklagen-Zuführung mindestens 360 Millionen EURO neu vergeben. Davon sind etwa 300 Millionen EURO in der klassischen Wohnbauförderung mit Wohnbeihilfe und Mitzinsbeihilfe und etwa 60 Millionen EURO aus dem Sozial-Ressort für Wohnzwecke.“
ROKU: „Das Zins-Niveau ist aktuell sehr niedrig. Bank-Kredite um 1,7 % Zinsen sind momentan möglich. Warum wurde der Zinssatz für ältere Wohnbauförderungs-Kredite nicht gesenkt? Dieser beträgt momentan bis zu 4%, was doch weit weg vom Markt ist...“
TRATTER: „Wir haben vor zwei Jahren die Zinskurve bereits ein wenig abgeschwächt. Es ist aber richtig, dass die Bankzinsen momentan niedriger sind. Aber man darf auch nicht vergessen, dass die Darlehens-Zinsen der Wohnbau-Förderung garantiert sind. Am Anfang ist die Wohnbauförderung übrigens sehr günstig, 10 Jahre lang bleibt der Satz bie 1%. Aber momentan ist der Sparzins extrem niedrig – daher zahlen auch etliche Leute die alten Wohnbauförderungs-Darlehen früher zurück, um Zinsen zu sparen. Damit ergeben sich auch zusätzliche Rücklagen für die Wohnbauförderung …“
ROKU: „Vorarlberg hat den Zinssatz auch für alte Darlehen auf 2,5% gesenkt. Wird Tirol diesem Beispiel noch folgen?“
TRATTER: „Wir beobachten die Situation momentan. In den nächsten Monaten werden die Zinsen für die alten Darlehen nicht gesenkt, wir halten uns aber die Möglichkeit zu reagieren noch offen.“
ROKU: „Wie schaut es mit dem Zinssatz bei aktuellen WBF-Darlehen aus?“
TRATTER: „Der Eingangs-Zinssatz beträgt 1% von 1 bis10 Jahre, dann 1,5% von 11 bis 20 Jahre. Vom 21. bis zum 25. Jahr aktuell 3,5% und ab dem 26. Jahr dann 4%.“
ROKU: „Was sind die wichtigsten Neuerungen in der Wohnbau-Förderung?“
TRATTER: „Wichtig ist, dass die Einkommens-Grenzen erhöht wurden. Damit kommen mehr Menschen in den Genuss einer Förderung, das hilft der Wirtschaft und der Umwelt. Die Wohnstarthilfe wurde verbessert, damit man sich eine Eigentums-Wohnung leichter leisten kann. Und auch die Mietzins-Beihilfe wurde erhöht.“
ROKU: „Was tut die Wohnbauförderung gegen die hohen Immobilien-Preise?“
TRATTER: „2014: haben die gemeinnützigen Wohnbauträger in Tirol im Vorjahr 1.283 Wohnungen in der Objektförderung gebaut. Das Land hat das mit 87,6 Millionen EURO gefördert – das sind im Schnitt 68.000,- EURO Förderung pro Wohnung. Man erreicht mit gut vorbereiteten Projekten damit bei Wohnungen mit Passivhaus-Standard, beheizt, mit Tiefgarage und Keller Mietpreise von 7,60 EURO pro m2! Im geförderten Bereich funktionieren die Mechanismen für leistbares Wohnen also sehr gut. In der politischen Diskussion wird immer nur von den privaten Mietpreisen im ungeförderten Bereich gesprochen.“
ROKU: „Die Hypo-Landesbank musste mit TIWAG-Gewinnen gestützt werden. Nun muss sie voraussichtlich auch Millionen-Haftungen für die Hypo Alpe-Adria tragen. Kann die HYPO Tirol Bank bei einer Notlage die Wohnbauförderungs-Kredite der Tiroler Bürger an Hatch-Fonds oder andere Banken verkaufen?“
TRATTER: „Nein – das ist völlig ausgeschlossen! Die Kredite sind nicht Eigentum der HYPO. Sie macht ausschließlich die Abwicklung. Außerdem besteht auch im Worst-Case nach derzeitigem Wissenstand keine Gefahr für den Bestand der HYPO durch die Haftungen für Kärnten.“
ROKU: „Die Steuer-Reform und die damit verbundene Erhöhung der Grunderwerbssteuer wird von Ihnen kritisiert, da Tirol ohnehin ein Land mit sehr hohen Grundstücks-Preisen ist. Hat Tirol eine realistische Chance, die Forderung nach Beibehaltung des Einheitswertes durchzusetzen?“
TRATTER: „In den westlichen Bundesländern wird die Position einheitlich sein. Im Burgenland sind Baugründe für 15,- EURO pro m2 zu haben. Da wird das nicht ins Gewicht fallen. Aber bei uns ist Grund und Boden beschränkt und teuer. Damit werden die Bemühungen, Grund und Boden leistbar zu halten, torpediert. Man muss da in Wien das Bewusstsein für eine Gleichbehandlung schaffen. Wir sprechen hier von einer Vervielfachung der Kosten!“
ROKU: „Danke für das Gespräch!“
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