Am Recycling-Hof des Abfallbeseitigungsverband Mittleres Unterinntal in Kramsach landen jedes Jahr über 2.000 Tonnen Abfall. Sehr viel davon kann wiederverwertet werden. Der ROFAN-KURIER sprach mit Florian Jeram, er übernahm im Juni 2016 den Posten des Umweltberaters der Gemeinde Brixlegg von seinem Vater.
KRAMSACH - Der Recycling-Hof in Kramsach wird sehr gut angenommen. 2.253,48 Tonnen an Wertstoffen wurden 2016 beim Recycling-Hof abgeladen. Zum Vergleich: Ein vollbeladener LKW hat ein Gewicht von ca. 40 Tonnen. Das Gewicht des Recycling-Mülles von Kramsach und Brixlegg ist etwa 56 mal so hoch. Und es wird immer mehr: "Heuer haben wir bereits jetzt schon mehr Wertstoffe gesammelt als 2016", sagt Florian Jeram Mitte November. Er ist der Umweltberater von Brixlegg und leitet den Recycling-Hof Kramsach für den Abfallbeseitigungsverband Mittleres Unterinntal (AMU).
Verpackungs-Kunststoff
193,52 Tonnen an Verpackungs-Material wurde 2016 am AMU Recycling-Hof gesammelt: PET-Flaschen, Folien, Joghurtbecher, Tragetaschen, etc. "Bis zu sechs Container bekommen wir jede Woche voll", sagt Jeram.
Laut Abfallwirtschaft Tirol werden zur Zeit 40% der gesammelten Kunst- und Verpackungsstoffe thermisch verwertet, d.h. verbrannt und die Hitze wird genutzt. Weitere 40% werden stofflich verwertet, also recycelt. Die restlichen 20% gelangen in eine Restmüll-Verbrennungsanlage.
Zurück nach Kramsach: Sobald dort ein Container mit Plastik voll ist, wird dieser abgeholt und zur TRG (Tiroler Recycling GmbH) nach Pfaffenhofen gebracht. Die TRG gehört je zur Hälfte den Entsorgungsunternehmen DAKA und Höpperger. Dort wird der Kunststoff von einer der modernsten Kunststoff-Sortieranlagen Tirols nach Art und Farbe getrennt und in Ballen gepresst. Diese werden dann an einen Verwertungsbetrieb weitergeschickt. In den Verwertungsbetrieben wird der Kunststoff zermahlen und nach mehreren Reinigungsschritten zu hochwertigen Granulaten oder Pulvern verarbeitet. Diese "Recyclate" werden dann wiederverwertet.
Papier, Karton
Mehr Abfall als die Kunststoffe produziert Papier oder Karton – zumindest in absoluten Zahlen: Hier wurden 2016 ca. 497,04 Tonnen beim Kramsacher Recycling-Hof abgegeben. Das entspricht ca. einem vollen Container pro Woche.
Die Wiederverwendung von Altpapier ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll – die Umwelt wird dadurch mehrfach geschont. Ca. 1,67 Millionen Tonnen Altpapier werden jährlich in Österreich entsorgt und kommen somit in den Recycling-Kreislauf: Bei der Verwertung wird Papier aufgeweicht, zerkleinert und gereinigt; Druckfarben werden aus dem Papier gelöst. Dieser Vorgang kann bis zu sechs Mal mit Papier durchgemacht werden. In der ersten Stufe ist das Papier "Schreibpapier". Nach dem ersten Recycling-Prozess werden daraus Journale, in weiteren dann Druckpapier und danach Zeitungen. Im fünften Schritt wird aus Papier Karton gewonnen und im sechsten und finalen Schritt etwa Klopapier. "Die Baum-Fasern werden bei Papier immer dünner", erklärt der Umweltberater. Dieses Prinzip ist klassisch für "downcycling" – hier wird ein Stoff so oft wiederverwendet, bis er aus der Produktion ausgeschieden werden muss.
Glas-Recycling
Glas-Recycling ist ein Sonderfall: Die Glas-Herstellung braucht mehr Energie als das Aufarbeiten von Alt-Stoffen. Außerdem ist Glas ohne Qualitätsverlust zu 100% recycelbar. Die Glasflaschen werden im Recycling-Hof in Bunt- und Weißglas getrennt. Von dort werden sie zu einer Glashütte zur Aufarbeitung gebracht. Hier werden die Gläser eingeschmolzen und wiederverwendet. Auch Umweltberater Florian Jeram ist ein Fan von Glas: "Glas ist nicht nur super zum Recyceln, Glasflaschen sind auch aromaneutral und luftdicht im Vergleich zu PET-Flaschen", sagt der AMU-Geschäftsführer. "Früher wurde weniger recycelt, weil die Hygiene-Standards nicht erreicht wurden", sagt er. Doch heute werden die Verwertungs-Verfahren immer besser und auch beliebter.
Rattenberg will beitreten
Rattenberg wird dem Recycling-Hof-Verbund beitreten. Die Satzungen dazu sollen im Dezember beschlossen werden: "Unser Recycling-Hof hätte kostenintensiv saniert werden müssen. 100.000 bis 150.000 EURO hätten diese Baumaßnahmen gekostet. Außerdem wurden von der Bevölkerung längere Öffnungszeiten gewünscht", sagt Rattenbergs Bürgermeister Bernhard Freiberger. Deshalb war es für ihn die logische Lösung, beim AMU mit einzusteigen.
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