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LA Margreiter: Gutes Projekt nun vorantreiben

Montag, 31 August 2015
Freigegeben in Politik
Mit Jahreswechsel wurde bekannt, dass die TINETZ die veraltete 110 kV-Starkstrom-Leitung, die durch Kramsach und Breitenbach verläuft, verlegen wird. LA Bgm. Ing. Alois Margreiter (ÖVP) lobt das Projekt und wünscht sich nun eine zügige Umsetzung. Mit Start in Kramsach.

TIROL/KRAMSACH/BREITENBACH (cm)  Auch in seiner Gemeinde pflügt die 110 kV-Leitung mitten durch den Ort! LA Bgm. Ing. Alois Margreiter ist von der Leitungs-Verlegung durch die TIWAG begeistert.
Er würde sich wünschen, dass das Projekt nun zügig angepackt wird.
Vielleicht sogar mit Start in Kramsach. Denn für Breitenbach würde sich im Zeitplan nichts ändern: Ob in Kirchbichl oder in Kramsach begonnen wird: Breitenbach liegt immer in der Mitte und soll voraussichtlich 2018 von der alten Leitung befreit werden.
Doch so betroffen wie Kramsach ist keiner der drei Orte: Hier leben geschätzt über 1.000 Menschen im direkten Einfluss-Bereich der elektro-magnetischen Felder, die von der 110 kV-Leitung abgegeben werden.

Start in Kramsach?

Zwar wird gemäß jetzigen Planungen 2017 mit den Bauarbeiten begonnen. Diese starten jedoch beim Umspannwerk Kirchbichl, wo die Leitung kaum private Wohnhäuser berührt. 2018 soll Breitenbach dran sein, erst 2019 dann Kramsach, wo es die meisten Betroffenen gibt.
„Man könnte hier durchaus andenken, mit dem Bereich Kramsach zu beginnen. Hier sind sehr viele Menschen von der Überspannung von einer veralteten Leitung betroffen. Es gibt Bedenken bezüglich der Gesundheit. Ein Start 2017 in Kramsach wäre wünschenswert“, sagt der Breitenbacher Bürgermeister, der auch Landtags-Abgeordnete der ÖVP ist.
Zeit für Gespräche mit
Grundeigentümern gekommen

„Das Projekt der Leitungs-Verlegung ist für die betroffenen Orte ein positives Jahrhundert-Projekt, ein Vorzeigeprojekt. Die Menschen werden endlich von dieser Leitung über ihren Häusern befreit. Doch jetzt ist die Zeit für den direkten Kontakt mit den Grundeigentümern gekommen. Man sollte mit den Eigentümern direkt sprechen, um das Wachsen von Gerüchten zu vermeiden und die Leute auch einzubinden“, denkt Bürgermeister Margreiter.
Schließlich haben bereits die Landes-Landwirtschaftskammer, die Forstinspektion und sogar das Land Tirol den für die neue Leitung angedachten Korridor, also die in groben Zügen festgelegte neue Leitungs-Trasse außerhalb der Ortskerne, für gut befunden.
Da der Korridor bereits in groben Zügen steht und nur noch kleinere Bereiche (wie etwa der „Butterbichl“ in Breitenbach) nicht gänzlich geklärt seien, sollte man dieses gute Projekt nun auch zügig vorantreiben.

Info:
Das Land Tirol, die Forstinspektion und auch die Landes-Landwirtschafts-Kammer haben bereits grünes Licht für die Verlegung der 110 kV-Leitung gegeben.

Wie wirken elektro-magnetische Felder, wie sie etwa von einer 110 kV-Leitung der TIWAG/TINETZ abgegeben werden? Welche Auswirkungen haben sie auf die Gesundheit? Der ROFAN-KURIER traf den Referenten für Umweltmedizin der Österreichischen Ärztekammer, Dr. Gerd Oberfeld, in Salzburg.

TIROL/SALZBURG (cm)  Wie steht es um die medizinischen Auswirkungen von elektrischen und magnetischen Feldern, wie sie etwa die Hochspannungs-Leitungen der TIWAG/TINETZ produzieren? Antworten gab Dr. Gerd Oberfeld, Referent für Umwelt-medizin der Ärztekammer.

ROKU: „Welche Folgen hat es, wenn man jahrelang Elektrosmog-Belastungen ausgesetzt ist?“
Dr. OBERFELD: „Diese Felder können im Körper nachweislich zur Bildung des Stoffes „Peroxi-Nitrit“ (NO3) führen. Das wirkt wie ein freies Radikal. Durch Oxidation von Fetten, durch Schädigung von Eiweiß und durch Hemmung von Enzym-Aktivität im Körper führt NO3 zu Schäden an den Zell-Membranen, schädigt Zell-Bestandteile und schädigt auch die DNA. Daten zeigen, dass vor allem Langzeit-Belastungen relevant sind.“

ROKU: „Um welche gesundheitlichen Schäden handelt es sich konkret?“
Dr. OBERFELD: „Bei Langzeit-Expositionen gegenüber starken magnetischen Feldern steigt durch diese Zellschädigungen allgemein das Risiko für bestimmte Erkrankungen wie Krebs, Leukämie bei Kindern, Alzheimer oder auch Brustkrebs. Speziell bei Kinder-Leukämie ist diese Auswirkung faktisch bewiesen.“

ROKU: „Aber nicht jeder, der in Leitungs-Nähe lebt, erkrankt an Leukämie…“
Dr. OBERFELD: „Zwei zusammenfassende Analysen mehrerer Studien zeigten: Das Risiko für Kinder-Leukämie bei einer Dauer-Belastung von durchschnittlich über 300 bzw. 400 nT (Nanotesla) ist mehr als doppelt so hoch wie bei Belastungen unter 100 nT...“

ROKU: „Was sagt die WHO zum Thema Elektro-Smog?“
Dr. OBERFELD: „Das Internationale Krebsforschungsinstitut der WHO (kurz „IARC“) stuft magnetische Wechselfelder bereits seit 2001 als „möglicherweise krebserregend“ ein und seit 2011 den gesamten Funkfrequenzbereich als „möglicherweise krebserregend“. Prof. Dr. Michael Kundi von der Medizinischen Universität Wien beschäftigt sich intensiv mit dem Problem, er fordert bei magnetischen Wechselfeldern eine Korrektur auf „definitiv krebserregend“ ...          


Dr. OBERFELD: „Dutzende Studien von Wissenschaftlern weltweit zeigen beginnend mit 1979 übereinstimmend: Je höher die Magnetfeld-Belastung in Nanotesla (nT), umso höher die Wahrscheinlichkeit für kindliche Leukämie.“

ROKU: „Angenommen, ein Kind steht unter der 110-kV-Leitung. Ein Leitungs-Strang reißt und fällt in der Nähe auf die Erde: Gibt es hier einen Schutz-Kontakt? Hört der Strom auf zu fließen oder wird das Kind getötet?“
Dr. OBERFELD: „Das wäre zwar ein sehr unwahrscheinliches Ereignis, das aber in Abhängigkeit von der Distanz auch tödlich sein kann. Diesbezügliche Erfahrungen mit Stromunfällen liegen bei den
Energieversorgern vor. “

ROKU: „Wir werden diese Frage in einem der nächsten Beiträge an die TIWAG/TINETZ richten. Sie haben 100 nT (Nano-Tesla) magnetisches Feld und 10 Volt/Meter elektrisches Feld als Durchschnitts-Werte für den Dauer-Aufenthalts-Bereich gefordert. Ist das aktuell?“
Dr. OBERFELD: „Das sind Werte, die für Orte mit Daueraufenthalt passen, ja. Außer im Schlafbereich: Hier sollte das elektrisches Feld wenn möglich unter 1 Volt pro Meter betragen.“

ROKU: „Wie stufen Sie die Werte aus der Messung der 110 kV-Leitung von Kramsach ein?“
Dr. OBERFELD: „Hier interessiert mich als erstes: Wo sind die Schlafplätze und die Dauer-Aufenthaltsplätze. Bei Plätzen mit empfindlicher Nutzung, wie dem Schlaf- oder Arbeitsplatz, sollte wie erwähnt der empfohlene Vorsorge-Wert von durchschnittlich  100 nT (Nano-Tesla) für die Summe aller magnetischen Wechselfelder nicht überschritten werden.“

ROKU: „Ein Gemeinderat bezeichnete Berichte zum Thema Elektro-Smog als „Panikmache“. Ist Ihre wissenschaftliche Forderung nach Vorsorgewerten Panikmache?“
Dr. OBERFELD: „Es handelt sich hier um wissenschaftliche Fakten, die aber möglicherweise unterschiedlich gesehen werden. Ich sehe hier das Recht der Bevölkerung, über mögliche Risiken aufgeklärt zu werden. Das Gegenteil davon wäre das Vorenthalten wichtiger Informationen. Aber nur auf der Basis von Informationen kann man fundierte Entscheidungen treffen.“

ROKU: „Gibt es für Elektro-Smog wie er von der 110 kV-Leitung der TIWAG/TINETZ verursacht wird, Grenzwerte?“
Dr. OBERFELD: „Nein, es gibt tatsächlich keinen gesetzlich definierten Grenzwert in Österreich.“
ROKU: „Danke für das Gespräch!“

Weitere Informationen unter:

http://www.salzburg.gv.at/df_ratgeber_1.pdf
 
und

http://www.salzburg.gv.at/infoblaetter.htm




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