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„Russland-Embargo wird weitere Jobs kosten“

Donnerstag, 29 Oktober 2015
Freigegeben in Politik
Jeden Tag werden in Österreich Ackerflächen im Ausmaß von 31 Fußball-Feldern zubetoniert. Das Resultat: Österreich kann sich nicht mehr selbst ernähren! Dazu und zu anderen Themen hat der ROFAN-KURIER LWK-Präsident Josef Hechenberger (ÖVP) zum Interview gebeten.

TIROL/REITH (cm) Bauern-Vertreter wie der Tiroler Landwirtschaftskammer (LWK)-Präsident Josef Hechenberger schlagen Alarm: Die Versorgungs-Sicherheit des Staates und damit auch seine Souveränität sind in Gefahr. Jeden Tag werden in Österreich etwa 22 Hektar landwirtschaftliche Flächen versiegelt. Zubetoniert oder asphaltiert. Das sind etwa 31 Fußball-Felder. Pro Jahr also  11.300 Fußball-Felder oder 80 Millionen m2.

Ideal für internationale Lebensmittel-Konzerne

Hält der Trend an, wird bereits in 20 Jahren zusätzlich eine Fläche so groß wie das Burgenland komplett zubetoniert sein! In 200 Jahren wird dann in Österreich keine einzige Kartoffel mehr von einem Bauern angebaut: Alle landwirtschaftlichen Flächen sind bis dahin (theoretisch) verschwunden.
Laut jüngsten Erkenntnissen benötigt man etwa 1.850 m2 landwirtschaftlichen Boden, um einen Menschen zu ernähren.
Noch 1961 standen in Österreich pro Einwohner etwa 2.400 m2 landwirtschaftliche Fläche zur Verfügung, heute sind es laut österreichischer Hagelversicherung weniger als 1.600 m2 pro Person.
Österreichs Landwirtschaft kann seine Bewohner also kaum noch ernähren und ist auf Importe angewiesen.
Für internationale Lebensmittel-Konzerne die perfekte Situation: Die regionale Konkurrenz schafft sich selbst ab...
LWK-Präsident Josef Hechenberger warnt: „Die Selbstversorgung eines Staates ist aufgrund von saisonalen Effekten ohnehin schwierig. Aber auch die rechnerische Selbstversorgung geht sich in Österreich bald nicht mehr aus!“

Mehr Überschwemmungen

Auch für das Abfluss-Verhalten von Wasser bei Stark-Regen oder Überschwemmungen ist diese Entwicklung enorm schlecht: Das Wasser kann nicht mehr versickern, wird nicht mehr von Pflanzen und Wurzeln zurückgehalten. So schießen die Wassermassen mit hoher Geschwindigkeit durch Straßen und über versiegelte Flächen, warnt auch die österreichische Hagelversicherung.

Etwa 130.000 Hektar in Tirol

In Tirol werden momentan noch etwa 130.000 Hektar landwirtschaftliche Flächen in Tal-Lagen bewirtschaftet (für Ackerbau, Viehzucht, Obstanbau...). Auf den Almen sind es etwa 160.000 Hektar. Diese Fläche dient jedoch hauptsächlich als Almweide  und hat für den Ackerbau kaum Bedeutung.
Tirols Bauern können die rund 700.000 Tiroler Bürger also rein rechnerisch noch gerade so ernähren (Almflächen nicht mitgerechnet).
 
Im Gegenzug stehen in Österreich laut Umweltbundesamt rund 13.000 ha (= 130 Mio. m²) Industriehallen leer, bei Berücksichtigung von leerstehenden Wohn- und Geschäftsimmobilien sind es rund 500 Mio. m² leerstehende Gebäude, die durch entsprechende Anreizsysteme wieder wirtschaftlich genutzt werden könnten.

Josef Hechenberger: „Bauern auch selbst schuld“

LWK-Präsident Josef Hechenberger möchte auf die Problematik aufmerksam machen aber auch das Bewusstsein seiner eigenen Leute, der Bauern, schärfen. „Man braucht hier nichts schön reden. Die zubetonierten Grundstücke muss ja auch jemand verkaufen. Manchmal werden Landwirte gedrängt, für Verkehr oder Ortsentwicklung etwas zu verkaufen. Meist passiert das aber freiwillig…“

ROKU: „Wie steht es um die Selbstversorgung von Tirol?“

HECHENBERGER:„Bei Rind- und Schweinefleisch sind wir von Importen abhängig. Selbstversorger sind wir hingegen im Bereich Milch und Milchprodukte. Getreide und Mais müssen wir auch importieren. Bei Salat und Radieschen sind wir ganz vorne dabei und versorgen uns (in der Saison) selbst. Zwar holen wir auch im Obstbau auf, aber da sind wir ebenfalls von Importen abhängig. Alles bezogen auf Tirol...“

ROKU: „Wie können die Bürger die heimische Qualität unterstützen?“

HECHENBERGER:„Das Thema „Regionalität“ geht ja weit über die Landwirtschaft hinaus. Wir versuchen, nicht nur den Rohstoff, sondern auch die Veredelung und die Wertschöpfung hier in Tirol zu halten. Wer darauf beim Einkaufen achtet, schützt unseren Lebensraum aber auch heimische Arbeitsplätze in Tirol.“
    
ROKU: „Was sagst du zum internationalen Freihandels-Abkommen TTIP?“

HECHENBERGER:„Ich weiß, dass die Bundesregierung da eine offenere Schiene fährt. Aber ich halte davon überhaupt nichts! Wir müssen in erster Linie auf unsere eigenen Leute, auf unsere Bürger und Arbeitsplätze schauen. Was hier geplant ist, schützt die Struktur der regionalen Landwirtschaft überhaupt nicht. Auch über die Arbeitnehmer wurde drüber gefahren.“

ROKU: „Könnte man mit den US-Preisen mithalten?“

HECHENBERGER:„Heimische Bauern könnten nie mit den Weltmarkt-Preisen von industrieller Landwirtschaft mithalten. Allein schon in Relation mit unseren teuren Grundstücken. Ich sehe die Gefahr, dass wir komplett unterlaufen werden. Preislich und auch sonst. Ja, wir produzieren teurer. Aber dafür ist der Umweltschutz gewährleistet, der Tierschutz, die Wertschöpfung und auch die Arbeitsplätze. TTIP wäre eine Arbeitsplatz-Vernichtungs-Maschine.“

ROKU: „Zum Thema Arbeitsplatz-Vernichtung. Wieso beteiligt sich ein neutrales Österreich am Russland-Embargo?“

HECHENBERGER: „Man hat offenbar wirklich geglaubt, man könnte Putin durch so ein Embargo in die Knie zwingen. Eine völlige Fehleinschätzung! Das Ukraine-Thema kann nur am Verhandlungs-Tisch gelöst werden, nicht durch Embargos. Wenn das Embargo aufrecht bleibt, werden in der Landwirtschaft weitere Jobs verloren gehen! Auch der Milchpreis-Verfall hat direkt mit dem Russland-Embargo zu tun. Das kostet uns viel – auch Arbeitsplätze – und bringt uns gar nichts! Ich verstehe nicht, warum die EU den Amerikanern damit auf den Leim geht. Amerika ist hier der lachende Dritte.“

ROKU: „Danke für das Gespräch!“
Sind wir alle wirklich nur Sklaven in einem  Systems der Ausbeutung? Der Tiroler Verein „Autark“ stellt seine neue Veranstaltungs-Reihe unter das Motto „Mit Herz und Verstand in die Freiheit“. Interessierte können hier lernen, wie man sich von (Lebensmittel-) Konzernen unabhängig macht.

TIROL/SCHWAZ (rr) Die ursprüngliche Form des Lebens ist die des „souveränen Menschen“, sagen die Gründer des Tiroler Vereins „Autark“.
Ziel der Bewegung ist es, die Möglichkeiten für ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben an möglichst viele Interessierte weiterzugeben.
Die Verantwortlichen gehen sogar so weit zu behaupten: Wir sind nur noch zufriedene Sklaven eines über Jahre kultivierten Ausbeutungs-Systems!
Unter dem Motte „Mit Herz und  Verstand in die Freiheit“ stehen die Veranstaltungen der Herbst-Reihe.

Herbst-Reihe:
Mittwoch, 9. September, 19:00 Uhr: Vortrag mit Jo  Kreißl und Updates zu Themen „unserer Zeit“. Ort:
Cafe Zillertal.
Freitag, 11. bis Sonntag, 13. September: Basiskurs Autark werden. Wichtiges Grundlagenwissen für alle, die ihr Leben eigenverantwortlich autark gestalten wollen. In Theorie und Praxis zeigt der Verein die einfachen Möglichkeiten für alle Bereiche des Lebens, die den Weg in ein autarkes Leben ebnen. Dabei geht es um Selbstversorgung mit gesunden Lebensmitteln, Gesundheit aus der Natur, Bevorratung, Lebensmittel selber verarbeiten und haltbar machen und vieles mehr.
Samstag, 19. September: „Lebensmittel gesund verarbeiten“. Ab 9:30 Uhr in der „Jurte“ bei Schwaz.
Weitere Infos und Treffen
Informationen über monatliche oder wöchentliche Kurse und Treffen gibt es auf: www.autark-werden.at oder unter Tel.: 0650 /8219033 (Eckhard) oder unter 0043-650-7136200 (Andreas).

Hohen Preisen und Pestiziden entkommen

Mittwoch, 01 April 2015
Freigegeben in Wissenschaft
Die Lebensmittel-Preise sind stark gestiegen, vor allem Produkte aus dem Ausland sind immer wieder mit Spritzmitteln belastet… Wie kann man diesen Belastungen entkommen? Mit einer neuen Serie liefert der ROFAN-KURIER ab sofort Anregungen zum Thema.

TIROL (cm)  Viele Menschen haben heute keinen Bezug mehr zur Produktion von Lebensmitteln. Das Beschaffen von Nahrung reduziert sich oft auf den Griff ins Regal im Supermarkt, wo beispielsweise bei Billa der Knoblauch aus China neben einem Produkt aus Österreich liegt.
Obwohl der China-Knoblauch um die halbe Welt geschippert wurde, ist er doch ein paar Cent pro Bund billiger, was an sich schon zu denken geben sollte...
Doch für viele Menschen spielt der Preis eine wichtige Rolle beim Kaufverhalten. Viele greifen zum billigeren Produkt, um so Geld zu sparen, denn „Bio“ kostet auch ein wenig mehr.

Die Fertig-Gerichte-Falle

Fertig-Gerichte werden in der Werbung als praktisch, schnell und günstig – und manchmal auch noch als „gesund“ angepriesen. Doch die Wahrheit schaut oft anders aus: Vorproduzierte Lebensmittel sind oftmals um einiges teurer als die Herstellung mit den Grund-Zutaten am eigenen Herd. Zudem hat der Konsument hier überhaupt keinen Einblick in die Fertigungs-Methoden und kann die Verwendung von chemischen Zusatzstoffen, Geschmacksverstärkern, aber auch die Auswahl der Zutaten (China-Tomaten?) nicht beeinflussen.

Gesunde Lebensmittel selbst herstellen!

Wer Lebensmittel ohne Spritzmittel von guter Bio-Qualität möchte und zugleich Geld sparen will, hat im Prinzip nur die Möglichkeit, diese selber zu erzeugen.  Der Aufwand dafür hält sich in Grenzen: Gärtnerei-Besitzer Robert Reißer gibt im ROFAN-KURIER einige wertvolle Tipps.
„Wenn es nur noch leichten Morgenfrost hat, kann es mit dem privaten Gemüse-Garten losgehen. Auch ohne Glashaus“, sagt Robert Reißer. Wer allerdings auf „Nummer sicher“ gehen möchte, sollte die Saht über Nacht mit einem Flies abdecken. „Auch ein kleines Frühbeet tut gute Dienste. Man darf aber nicht vergessen, die Glasscheiben hochzuklappen, wenn die Sonne rauskommt, sonst verbrennen die jungen Pflanzen“, warnt Robert.

Was kann ich anbauen?

Radieschen: Jetzt im April kann – je nach Witterung – bereits mit der Aussaht von Radieschen begonnen werden. Der Abstand zwischen den Saatkörnern sollte etwa 3 cm betragen, das ist auch in etwa die ideale Saat-Tiefe. „Zwei bis drei Zentimeter reichen“, erklärt Reißer. Noch einfacher geht es mit einem Saatband: Hier sind die Samen bereits in einem Band aus Zellulose verpackt. So spart man sich das einzelne setzen und der Abstand zwischen den Samen ist bereits optimal. Kosten für 100 Samen: Ca. 2,50 EURO!
Kresse: Auch für engsten raum geeignet! Eine Packung Kresse-Samen kostet etwa 1,50 EURO. Sie gedeiht ganzjährig im Haus am Fensterbrett und kann in ein Blumenkistl gesetzt werden.
Tomaten:  Bereits jetzt sollte man beginnen, Tomatenpflänzchen am Fensterbrett (innen) im Blumenkistl zu ziehen. Nach den Eismännern (Mitte Mai) kann man die Tomaten im Freien in größere Töpfe setzen. Aber Vorsicht… Tomaten mögen es nicht, wenn es sie anregnet. Sie brauchen einen geschützten Platz – südlich oder südwestlich. Vorsichtig gießen (nicht unter Wasser setzen!)
Karotten: Auch diese können jetzt bereits draußen gesetzt werden. Allerdings dürfen sie nicht im Topf vorgezüchtet werden. Sie müssen gleich an Ort und Stelle gesetzt werden. Die jungen Pflanzen dürfen in der Keimphase nicht austrocknen. Kosten für 400 Samen: 2,50 EURO.

Vogerlsalat: Ebenfalls jetzt sähen! Für nur 50 CENT bekommt man Samen für etwa 2 kg Ertrag.

1.000 verschiedene Waren, die Supermarkt-Regale voll. Selbstverständlich. „Nicht unbedingt", denken die Mitglieder der Initiative „Autark werden". Gemeinsam produzieren sie Lebensmittel, wie es unsere Vorfahren taten. Gesund und unabhängig von Konzernen.

SCHWAZ/BUCH i.T. (cm) Auf einem Feld zwischen Schwaz und Buch in Tirol, etwa 12.000 m² groß, steht ein bulliger Noriker, vor eine Pflugschabe gespannt. Männer und Frauen stehen im Kreis und schlagen mit Dresch-Flegeln das Korn. In einem Schuppen wird Marmelade gemacht und im Ton-Ofen knistert ein Feuer: Hier wird Brot gebacken...

„So war das früher", könnte man denken. Doch diese Bilder stammen nicht aus ferner Vergangenheit: Der Verein „Lebens-Insel" ist hier am Werk. Er hat es sich mit seiner Initiative „Autark werden" zur Aufgabe gemacht, seinen Mitgliedern ein möglichst unabhängiges Leben zu ermöglichen.

„Wir leben in einer globalisierten und geld- und profitorientierten Gesellschaft. Wir haben es verlernt, für unsere Lebensgrundlagen selber zu sorgen. Wir sind Gefangene einer Systemstruktur, die uns abhängig macht von funktionierenden Wirtschafts- und Systemkreisläufen", heißt es dazu auf der Homepage der Initiative.

Ein Leben unter dem Joch eines Finanz- und Zinssystems, das zu permanentem wirtschaftlichen Wachstum und Ressourcenverbrauch zwingt, wollen die Mitglieder nicht mehr hinnehmen.

2.000 Seiten aus dem Kloster

Im Zuge ihrer Recherchen nach alten, natürlichen Mitteln zur Pflanzen-Aufzucht, zur Lebensmittel-Konservierung und zur Bewirtschaftung von Grund und Boden haben sie im Archiv des Klosters von Schwaz eine Art „Anleitung für die Landwirtschaft", wohl ein Standardwerk für den guten Landwirt aus dem 16. oder 17. Jahrhundert gefunden!

Diese 2.000 Seiten haben sie bereits elektronisch abfotografiert und wollen das alte Wissen der Öffentlichkeit zugänglich machen. „Das wird zwar noch etwas dauern, aber unser bisher kultiviertes Wissen über die Selbstversorgung wird dadurch entscheidend erweitert werden", freuen sich die beiden Gründer, der Landwirt Andreas Kreutner, der auch das entsprechende Grundstück zur Verfügung stellt und sein Kollege Eckhard Emde, der als Ansprechpartner für die Gruppe fungiert.

Das Leben selbst in die Hand nehmen!

Mit den Mitgliedern des Vereins werden am Feld (das seit 40 Jahren nicht mehr künstlich gedüngt wurde) Kartoffeln, Getreide, Mais, Zwiebeln, Kräuter aber auch Obst angebaut.

„Seit kurzem haben wir auch ein Bienenvolk und machen selber Honig", erklärt Andreas Kreutner. Wenn er über die industrialisierte Landwirtschaft spricht, verfinstert sich seine Mine: „Der Weizen hat oft schon ein Selbstmord-Gen eingebaut. Den kann man nicht mehr vermehren! Man muss neues Saatgut kaufen und ist abhängig von den industrialisierten Lieferanten", ärgert er sich. Auch mit URKORN und ARCHE NOAH arbeitet AUTARK WERDEN zusammen.

„Kein Strom bedeutet Chaos"

„Die EU hat ja offenbar eine Studie in Auftrag gegeben, was es bedeuten würde, wenn Europa zwei Wochen ohne Strom wäre", sagt Kreutner. Ein großer Prozentsatz der Menschen würde offenbar in diesen zwei Wochen sein Leben verlieren, habe er gelesen. Bei „Autark werden" wird entweder ohne Strom und ohne fossile Brennstoffe gearbeitet oder Strom wird selbst hergestellt und in Akkus gespeichert.

Kein „Geschäft mit der Angst"

Als „Geschäft mit der Angst" sieht „Autark werden" die eigenen Seminare und Kurse nicht. Man wolle den Menschen einfach das nötige Rüstzeug anbieten. Entscheiden müsse ja jedermann selbst.

Ab Februar gibt es wieder Seminare, Infos unter: 0660-4040730 oder 0650-7136200 oder auch auf der Homepage im Internet unter: www.autark-werden.at

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