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Wenig Chancen für Masten-Entfernung

Montag, 01 Dezember 2014
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Wie der ROFAN-KURIER in der letzten Ausgabe berichtete, protestiert vor allem ein Anrainer gegen den Handymasten am POLY-Gebäude  in Schwaz. Bgm. Dr. Hans Lintner sagt Entfernung zu, „wenn die Gefahr für die Gesundheit bewiesen ist“.

SCHWAZ (ce) „Es ist ein Wahnsinn, was in Tirol möglich ist!“ Mit diesen drastischen Worten schafft sich der Schwazer Anrainer Ludwig Ledermair Luft und zeigt auf den Handymast am Dach der Polytechnischen Schule in Schwaz. „In vielen Teilen Europas und auch in Teilen Österreichs ist man der Überzeugung, dass Handymasten nichts in Wohngebieten – und schon gar nicht auf Schuldächern – zu suchen haben. Doch bei uns in Schwaz negieren Bürgermeister und der Stadtrat sämtliche vorliegenden Bedenken und verweisen auf bestehende Verträge mit den Betreibern!“, ärgert sich Ledermair.
Er wohnt etwa 20 Meter vom Handymast entfernt und klagt über massive Störungen, die seiner Meinung nach auf die Strahlung des Mastens zurückzuführen sind.  „Ich kann nicht mehr schlafen, mir kribbelt es in Händen und Beinen, aber Bürgermeister Lintner scheint das egal zu sein. Wenn schon nicht ich als altgedienter Schwazer Bürger zähle, dann sollte der Stadt wenigstens die Gesundheit der Schüler am Herzen liegen!“
Tatsächlich befindet sich etwa auf gleicher Höhe mit dem Masten ein großer Pausenraum, in dem die Schüler, vor allem über Mittag, sehr viel Zeit verbringen. Auf Anfrage des ROFAN-KURIER antwortet Bürgermeister Dr. Hans Lintner: „Die Handymasten waren auf der Hauptschule seit Beginn des Handyzeitalters in den 1990er Jahren. Es hat mehrere Besprechungen über eine mögliche Neupositionierung der Handymasten gegeben. Die Vertragsstruktur ließ eine Entfernung nicht zu, aber ich habe damals erklärt – und erkläre das auch heute – dass bei Vorliegen eines ärztlichen Befundes über eine Gesundheitsgefährdung des Handymastes für das Umfeld eine Entfernung sofort von mir angestrebt wird.“

Industrie streitet erhöhtes Gesundheits-Risiko ab

Einen unanfechtbaren ärztlichen Befund wird es aber kaum geben. Es gibt zahlreiche Gutachten und Studien, die Elektro-Smog als Ursache für ein erhöhtes Gesundheits-Risiko sehen. Die Mobilfunk-Industrie präsentiert jedoch Studien, die das Gegenteil beweisen sollen.
Die Regierung Portugals ordnete schon 2002 die Abschaltung und Entfernung aller Mobilfunkantennen auf Schulen an. (Quelle: Portugiesisches Bildungsministerium), der Europarat sprach sich 2011 für ein Verbot von Handymasten auf Schulen aus.
Wie hoch die Einnahmen sind, die Schwaz aus dem Handymasten lukriert, teilte Bgm. Lintner nicht mit.

Schwaz: Anrainer gegen Handy-Mast auf Schule!

Montag, 03 November 2014
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Wissenschafler warnen seit Jahren vor sorglosem Umgang mit Mobilfunk und kritisieren die Grenzwerte für Österreich. Der Schwazer Stadtrat hat auf einer Schule eine Sende-Anlage genehmigt und muss sich nun mit Anrainer-Beschwerden beschäftigen...


SCHWAZ (rr/lias) In der Gemeinderats-Sitzung Ende Oktober thematisiert LA Edi Rieger (FPÖ) Anrainer-Sorgen zum Thema „Mobilfunk“. Ein Anrainer, dessen Haus Luftlinie geschätzte 20 Meter entfernt steht, sieht seine Gesundheit durch Sende-Anlage auf der Polytechnischen Schule gefährdet.
Doch der Großteil des Schwazer Stadtrates hatte in der letzten Gemeinderats-Sitzung wenig Verständnis dafür. Umwelt-Stadtrat Hermann Weratschnig (GRÜNE) schwieg zu diesem (Umwelt-)Thema. „Dabei müsste er die Errichtung der Anlage als Stadtrat eigentlich mit genehmigt haben“, sagt Edi Rieger (FPÖ) und ergänzt: „Für einige Mitglieder im Gemeinderat ist das Thema offenbar lächerlich. Ich frage mich aber, wer von denen gerne 20 Meter neben so einer Sendelage leben möchte.“

Zitate aus Info-Material der Landes-Regierung von Salzburg

Die Salzburger Landesregierung schreibt in ihrer „Info-Mappe Elektrosmog“ zum Thema Mobilfunk bereits 2008 über Menschen, die auf Mobilfunk-Strahlung mit Kopfschmerzen reagieren. Prominentes Beispiel sei die ehemalige Direktorin der WHO, Gro Harlem Brundtland, die daher in ihrem Büro (laut Info-Mappe) ein Handyverbot verhängte. Die Info-Mappe zitiert das britische Gesundheitsministerium wie folgt: „Wenn Eltern ihre Kinder vor möglichen Risiken ... schützen wollen, sollten Sie ihre Kinder Mobiltelefone nicht nutzen lassen.“

Grenzwerte: Österreich fast 100 x schlechter als Russland!

Die österreichischen „Grenzwerte“. Hier orientiert man sich offenbar an einem Vorschlag der ICNIRP (eine int. Strahlenschutz-Kommission) aus dem Jahre 1999. Der Wert beträgt laut Broschüre „Elektrosmog im Alltag“, S.41:
10 Millionen (10.000.000) Mikro-Watt/m2 (µW/m2) für UMTS.  Ein paar Zahlenspiele: Für Russland und China werden Grenzwerte von 100.000 µW/m2 (100 x weniger) angegeben, allerdings als SUMME aller auftretenden hochfrequenten Strahlungen.  Die Empfehlung in Salzburg/Ratgeber „Elektrosmog im Alltag“ lautet: 1 µW/m2  im Innenbereich. Das ist immerhin 10 Millionen Mal weniger...

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...Eine absurde Situation: 10 Millionen Mikro-Watt/m2 als Grenzwert und ein Mikro-Watt/m2 als Empfehlung von namhaften Umweltmedizinern, in einem offiziellen Ratgeber der Salzburger Landesregierung. In der Broschüre „Elektrosmog im Alltag“ (11/2013) ist am Ende von Seite 41 zu lesen: „Die  Behauptung, es gäbe keine belegbaren, relevanten biologischen Effekte unterhalb der Grenzwerte, kann als wissenschaftliche Falschinformation angesehen werden.“ Auf der Internet-Seite
www.mobilfunkstudien.org seien Aufstellung veröffentlicht, die die umfangreiche Studienlage in Bezug auf gesundheits-schädliche Effekte hochfrequenter Strahlung auch unterhalb der Grenzwerte übersichtlich darstellen würden.
Die Broschüre „Elektrosmog im Alltag“ basiert u.a. auf Material von Dr. Gerd Oberfeld, Umwelt-Referent der Österr. Ärztekammer. Das Forum Mobil-Kommunikation widerspricht. Es ist die Vertretung der Mobilfunk-Indurstrie in Österreich. Denn jenseits jeglicher Markt-Konkurrenz ist man sich auf www.fmk.at sinngemäß einig: „NEIN! Mobilfunk ist überhaupt nicht schädlich...“ Seit Jahren präsentiert die Mobilfunk-Industrie immer wieder Studien, die ihren Standpunkt unterstützen.
Dr. Gerd Oberfeld, Umwelt-Referent der Ärztekammer dazu im ROFAN-KURIER-Interview 2014: „Ich kann nur empfehlen: Gespräche mit Mobiltelefonen kurz und selten! Das Handy nicht eingeschaltet direkt am Körper führen. WLAN deaktivieren. Bei Fenstern reduzieren metallbedampfte Scheiben die Belastung (durch Sendeanlagen) um das 100 bis 1.000-fache. Notebooks und Laptops mit LAN-Kabeln und nicht mit WLAN betreiben. Schnurlos-Telefone am besten überhaupt vermeiden. Schlafbereich: Nie Handys eingeschaltet neben dem Bett liegen lassen...“


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