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Schon gewusst? Dem Treibstoff in Europa wird per EU-Verordnung Bio-Kraftstoff beigemischt. Der stammt hauptsächlich aus Palm-Öl. Die Plantagen dafür verdrängen weltweit Kleinbauern und treiben sie in die moderne Sklaverei, in die Abhängigkeit internationaler Konzerne. Das dient dem Umweltschutz eher mäßig.

INTERNATIONAL - Die Theorie ist gut: Pflanzen nehmen während ihres Wachstums genau so viel CO2 aus der Luft auf, wie sie bei der Verbrennung als Bio-Kraftstoff abgeben. Treibstoff aus Pflanzen wäre somit Klima-Neutral. Eigentlich. Relativ schnell hat sich jedoch gezeigt: Mit heimischem Rapsöl lässt sich Bio-Diesel weder in ausreichender Menge noch kostendeckend produzieren. Außerdem wären für eine nennenswerte Bedarfs-Deckung weit mehr Agrarflächen nötig, als in Europa zur Verfügung stehen...

EU verlagert Probleme und Gewinne ins Ausland...

Der ertragreichste Lieferant von Pflanzen-Öl ist die Öl-Palme. Und die wächst am besten auf Regenwald-Boden. Man ahnt bereits, wie diese Geschichte weitergeht... Da die EU in ihrer unermesslichen Weisheit, gesteuert von geldgeilen Konzernen, die Beimischung von Bio-Diesel zum Diesel EU-weit verordnet hat (!), tankt heute jeder Autofahrer ungefragt bis zu 7% Bio-Kraftstoff. Dafür werden weltweit Regenwälder abgebrannt. Denn auf diesen Böden wächst die Öl-Palme besonders gut!
Etwa die Hälfte des Regenwaldes in Indonesien wurde in den letzten 10 Jahren aufgrund der Biodiesel-Beimengung abgeholzt und mit Öl-Palmen bestückt. Lokale Bauern werden dafür vertrieben, ihrer Heimat beraubt. Ganze Dörfer verlieren ihre althergebrachte, nachhaltige Lebensgrundlage und werden durch Hungerlöhne faktisch in die moderne Sklaverei multinationaler Konzerne gedrängt.

Wir tanken Regenwald

Bio ist an diesem Diesel dann nur mehr der Name. Millionen Verbraucher tanken ohne ihr Wissen wie Kritiker es formulieren "ein Stück Regenwald". Schon seit 2007 ist die Industrie staatlich verpflichtet, sieben Prozent Bio-Treibstoff in den Diesel zu mischen. Aber dieser "Bio"-Diesel ist nicht so umweltfreundlich, wie es auf den ersten Blick scheint. Auch Biodiesel trägt zu den häufigen Überschreitungen der Stickoxid-Grenzwerte in den Innenstädten bei und wird zu einem ernsten Problem. Stickoxide greifen beim Menschen die Schleimhäute und den Atemapparat an, sie stehen im Verdacht, Herz- und Kreislauferkrankungen zu verursachen. Für die Politik gelten Biokraftstoffe als die Wunderwaffe gegen den Klimawandel. Denn sie sollen gegenüber fossilem Diesel Treibhausgase einsparen. Doch diese Theorie ist umstritten.

Saubere Sache?

Für Bio-Treibstoffe gab es Maßnahmen der EU und eine massive staatliche Förderung. Doch um die vorgeschriebene Menge von 7% Beimengung zu decken, sind riesige Mengen Rohstoff nötig. Billiges Palmöl kommt da gerade recht. Wie genau es hergestellt wird, interessiert nicht. Um die Anbaufläche für Palmöl zu vergrößern, brannten 2015 wochenlang Regenwälder. Die Rauchschwaden verdunkelten die Sonne und verschmutzten die Atemluft so sehr, dass Millionen Menschen betroffen waren und sogar Kinder starben. Außerdem steht Biodiesel in der Kritik, für eine Steigerung der Nahrungsmittelpreise verantwortlich zu sein. Zurzeit werden für Biodiesel Pflanzen auf 8,8 Millionen ha Land angebaut. Mehr Fläche, als ganz Österreich hat. Und Platz, der weltweit für Nahrungsmittel fehlt. Fakten, die die Politik seit langem kennt. Reagiert wird trotzdem nicht...
Die EU öffnete mit einer Verordnung aus 2011 die Türen für den „Olivenöl-Betrug“. Seither landen auch minderwertige Öle als „extra vergine“ im Verkaufsregal. Echten Oliven-Bauern stößt dies sauer auf!

EUROPA/BUCH i. T. (aw) Als „extra vergine“ oder „extra nativ“ bezeichnet man ein Olivenöl höchster Qualität. Eine Qualität, die nur dann erreicht wird, wenn die Oliven noch halb- bis gerade reif gepflückt und binnen weniger Stunden ausgepresst werden.

Von wegen „jungfräulich“

In Europa wird bei der Olivenöl-Herstellung jedoch immer häufiger getrickst! Munter wird ein kleiner Teil „echtes, natives“ Olivenöl mit anderen Ölen gestreckt oder minderwertige Ware verarbeitet. „Viele Billighersteller verwenden Netze, um das was auf den Boden fällt zu verwerten. Diese Oliven sind natürlich überreif“, verrät Walter Papek aus Buch in Tirol. Papek bewirtschaftet seit zwölf Jahren eine eigene Oliven-Plantage in Griechenland. Auf einer Fläche von 6.000 m2 besitzt Papek 100 Oliven-Bäume, aus deren Früchten der Bucher pro Jahr etwa 300 bis 400 Liter Öl gewinnt.
Auf der kleinen Plantage wird die Ernte handbearbeitet, es gilt außerdem die Bäume sauber zu halten und das Schnittwerk zu entsorgen. Viel Arbeit für Papek und seine Helfer. Ein Grund, warum sein Olivenöl pro 750 ml 17,– EURO kostet. „Mein Olivenöl ist nur für den Eigenbedarf, doch für gewinnorientierte Oliven-Bauern ist es bei dem Aufwand unmöglich, mit den Preisen der Handelsketten mitzuhalten“, unterstreicht Papek.
Brisant wird die Angelegenheit, wenn das minderwertige Billig-Öl auf eine Stufe mit dem echten „extra vergine“ gestellt wird. Die EU fasste Anfang 2011 nämlich den Beschluss, dass jedes Olivenöl als „extra vergine“ deklariert werden darf, wenn es einen Alkyl-Ester-Wert von 150 mg/kg nicht überschreitet.

Extra minderwertig

Alkyl-Ester sind chemische Verbindungen, die durch fehlerhafte Herstellung oder die Verwendung minderwertiger Früchte im Endprodukt vorkommen. „Es ist erwiesen, dass derartige Öle nur zustande kommen, wenn minderwertige Ware verarbeitet wird“, erklärt der Oliven-Bauer Walter Papek. Denn ein Öl aus frisch gepressten Oliven enthält lediglich 10 bis 15 mg Alkyl-Ester pro Kilogramm. Der Verbraucher hat in dieser Beziehung kaum Vergleichsmöglichkeiten, denn der Alkyl-Ester-Wert muss nicht auf der Inhaltsangabe abgedruckt werden.

EU öffnet Tor für Olivenöl-Betrüger

Vor der EU-Verordnung wurde ein „extra natives“ Olivenöl sensorisch ermittelt. Es musste aus erster Pressung sein und hohe Qualitätsstandards erfüllen. Doch 2011 öffnete die EU allen Olivenöl-Betrügern Tür und Tor. „Es wird quasi zu Beimischungen aufgefordert. Die Bezeichnung ,extra vergine‘ sagt überhaupt nichts mehr aus“, ärgert sich Papek. Die Beweggründe sollen wirtschaftlicher Natur sein. Denn nur so kommt die Handelskette zu überschaubaren Preisen an einen Liter Olivenöl und kann diesen für ein paar EURO an den Verbraucher weiterverkaufen. „Etikettenschwindel“ sagen die einen, „Betrug“ die anderen...
Einige Olivenöl-Experten, aber auch der Kärntner Nationalrats-Abgeordnete Josef Jury machten Landwirtschafts-Minister  Nikolaus Berlakovich bereits auf die Missstände aufmerksam. Der Staat muss sich allerdings den Verordnungen der EU beugen. Der Verbraucher ebenso? „Man kommt als Konsument immer schwerer an das wahre ‚extra vergine‘ ran“, weiß Papek. Eine Senkung des Alkyl-Ester-Wertes auf geforderte 30 mg/kg würde daran wohl nichts ändern. Genauso wenig an der „Geiz ist geil“-Mentalität vieler Verbraucher. Allerdings würde eine Senkung der Bezeichnung „extra vergine“ wieder einen Wert geben und die Ehre vieler Oliven-Bauern wiederherstellen...
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