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Ein halbes Jahr Dunkelheit, unberechenbares Wetter und sogar im Hochsommer Treibeis. Diesen Bedingungen müssen Öl-Bohrungen in der Arktis trotzen. Durch den Klimawandel werden diese Gefahren weniger und der Kampf um die Rohstoffe unter der Eisdecke hat begonnen. Auch die OMV mischt hier mit...

International - Rainer Seele, Vorstandsvorsitzender der OMV AG, wurde von Greenpeace, WWF und Global 2000 ausgezeichnet. Seele wurde Zweiter bei der Verleihung des "Black Globe Awards 2016". Hinter FPÖ-Politiker Manfred Haimbuchner. Dieser Preis wird an Personen verliehen, die ein Vorankommen beim Klimaschutz verhindern oder die globale Erwärmung leugnen. Ersteres trifft auf Seele zu, findet zumindest die Jury.
Grund hierfür sind Probebohrungen der OMV in der Barentssee. Im Jänner 2016 starteten diese, kurz nach Abschluss des Pariser Klimavertrages. Die Barentssee ist ein Randmeer des arktischen Meeres. Die Bohrungen sind nur 60 Kilometer von der maximalen Ausbreitung des arktischen Meer-Eises entfernt.

Probebohrung erfolgreich

Bereits im April wurde die Probebohrung erfolgreich abgeschlossen. Das Potenzial für diese Bohrung im Hoop-Öl-Feld beträgt 200 bis 500 Millionen Barrel Öl. Ein Barrel entspricht 159 Liter. In der Nähe der Bohrstation befindet sich das norwegische Naturschutzgebiet Bäreninsel. Sie beheimatet eine der größten Vogelkolonien der nördlichen Hemisphäre, Seehunde und Walrosse. Auch Eisbären sind in den Wintermonaten im Naturschutzgebiet anzutreffen. Die Bäreninsel wäre bei einem Öl-Unfall direkt betroffen. In weniger als sechs Tagen würde das Öl an den Küsten ankommen. Das Wisting-Lizenzgebiet, wo die OMV ihre Bohrungen vornimmt, ist knapp 180 Kilometer entfernt.

Norwegen angeklagt

Neben der OMV erwarben noch die Öl-Konzerne Statoil, Chevron und ConocoPhillips, sowie die russische Lukoil Lizenzen für den norwegischen Teil der Arktis. Die Lizenzen vergibt der Staat. Für Greenpeace war schon die Vergabe der Lizenzgebiete im Sommer 2015 rechtswidrig. Norwegen soll damit nicht nur das Pariser Klimaabkommen verletzen, sondern ignoriert laut Greenpeace auch die eigene Verfassung. 2014 wurde der norwegischen Verfassung der Paragraph 112 hinzugefügt. Dieser garantiert eine gesunde und sichere Umwelt für zukünftige Generationen. Im Jänner forderte Adam Pawloff, Klima und Energiesprecher bei Greenpeace Österreich: "Norwegen muss das Pariser Klimaabkommen sowie die eigene Verfassung ernst nehmen!"

Öl-Speicher Arktis

Rund 90 Milliarden Barrel Öl, 13% der weltweit noch unentdeckten Ölvorräte, liegen laut US Geological Survey unter dem Eis der Arktis. Drei Jahre könnten diese den Ölbedarf der ganzen Welt stillen.

Ein Teufelskreis entsteht...

1920 wurde das erste Ölvorkommen in der Arktis identifiziert - lange bevor es das Wort Klimawandel überhaupt gab. Dieser spielt nun den Öl-Förderern in der Arktis in die Karten. "Alleine an einem Tag – vom 6. auf den 7. September – verlor die arktische Eisdecke fast 120.000 Quadratkilometer, also eine Fläche, die rund eineinhalbfach so groß ist wie Österreich", sagt Lukas Meus, Arktis-Sprecher von Greenpeace in Österreich. Durch den Rückgang des arktischen Eises können Öl-Konzerne in Gebiete vordringen, die bis vor kurzem noch eisbedeckt waren.
Somit entsteht ein Teufelskreis: "Die Arktis gilt als Kühlschrank unseres Planeten. Da die arktische Eisdecke die Sonnenstrahlen zurück ins Weltall reflektiert, wird die Erderwärmung eingedämmt", erklärt Meus, "doch indem das Eis schmilzt, kann die Arktis diese wichtige Aufgabe nicht mehr erfüllen. Der Ozean absorbiert die Sonnenenergie, was den Klimawandel weiter antreibt." (mk)
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