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WÖRGL Exakt am selben Tag, an dem 99 Jahre nach dem verhängnisvollen Attentat auf den österreichischen Thronfolger die Welt veränderte, stiegen die Boxer aus Sarajewo in Wörgl gegen den Boxclub Unterberger in den Ring und mussten hier ein deutliche 4 : 14 Niederlage  einstecken. Trotz hunderter bosnischer Fans, die ihre Landsleute mit Schlachtgesängen und Trommeln zum Sieg peitschen wollten, wurden sie von den Unterländern klar in ihre Schranken gewiesen. Die Bosnier führten alles andere als eine boxerisch feine Klinge  und  suchten ihr Heil im bedingungslosen Schlagabtausch. Dazu   waren sie in der Wahl ihrer Mittel alles andere als zimperlich . Leider ließen sich einige Unterbergerboxer auf diese  teils unsaubere Gangart ein, anstatt sich auf ihre technische Mittel zu konzentrieren. Damit machten sie sich das Siegen sicherlich schwerer als sie selbst wollten.

Doch die 2200 Zuschauer störte das in keiner Weise,  gingen begeistert mit und wurden mit teils bedingungslosen Kämpfen belohnt. Auf jeden Fall war dieser jährliche Boxevent bei Bauwaren Mayr wieder  einen absoluter Höhepunkt im österreichischen Boxgeschehen. Ein Highlight war der Schwergewichtskampf zwischen Zvonomir Gudelj (Unteberger) und Semir Jukovic, in dem dem 18jährigen Kufsteiner in der letzten Minute durch harte Treffer noch  ein Unentschieden  erreichen konnte . Julian Pertner ging, durch die vielen Vorschussloberen übermotiviert, etwas zu überhastet in den Kampf.  Der routinierte Bosnier Adnan Pasic hatte aber trotzdem keine Chance und entging nur durch Abducken und Kopfstößen einer drohenden KO-Niederlage, was ihm schlussendlich  in der dritten Runde eine Disqualifikation eintrug. Nur 30 Sekunden dauerte der Kampf im Bantamgewicht, als der erst 17jährige Ali Amer den hoch eingeschätzten Bosnienmeister Cufaj David mit einem linken Haken auf die Bretter schickte.

Die weiteren Ergebnisse: Unterberger erstgenannt

Azim Jabarkhil Sieger durch Aufgabe in der ersten Runde über Bukvic Edvin
Ruslan Zakriev unentschieden gegen Avdic Eervin
Simon Duval verlor gegen Emarh Basagic nach Punkten
Tarhan Matschukajev Sieger nach Punkten über Edin Avcic
Levani Doleshwili Punktesieger über Benjamin Skender

Unterinntaler Boxer holten Alpencup

Dienstag, 02 April 2013
Freigegeben in Sport
WÖRGL Nicht weniger als 36 Boxer aus Österreich, Südtirol und Bayern stiegen beim 1. Alpencup im CityCenter Wörgl in den Ring. Dem zahlreichen Publikum wurden 18 spannende Kämpfe geboten, bei denen sich die Akteure nichts schenkten.  Der veranstaltende Boxclub Unterberger stellte mit 4 ersten Plätzen das beste Team, vor Dornbirn und Klagenfurt.
Den technisch besten Kampf lieferten sich Österreichs beste Fliegengewichtler  Alexander Frank (BC Unterberger) und der Armenier Mohammad aus Klagenfurt, der unentschieden endete.  Eine knappe Punkteniederlage mus-ste der Tiroler Meister Andreas Millkreiter (Unterberger) gegen den mehrfachen Staatsmeister Clemes Türtscher aus Dornbirn einstecken, obwohl er die dritte Runde noch klar für sich buchen konnte.

Der boxende Doktor: „Ich war ein Exot!“

Dienstag, 22 Januar 2013
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Die Box-Handschuhe hängte Dr. Rainer Salzburger schon vor langer Zeit an den Nagel... mit August 2013 verabschiedet sich der Kramsacher auch von seinem Posten als Präsident des Tiroler Boxverbandes. Grund genug, um mit ihm auf seine bewegte Karriere zurückzublicken.

KRAMSACH/WÖRGL (cm/aw) Der Kramsacher Dr. Rainer Salzburger gehörte die letzten Jarhzehnte zu den prägendsten Persönlichkeiten im österreichischen Boxsport. Er war Trainer beim BC Unterberger in Wörgl und trug maßgeblich zu dessen Aufstieg bei. Später war Salzburger Präsident des Österreichischen Boxverbandes, zuletzt Präsident des Tiroler Boxverbandes... und nicht zuletzt war er selbst aktiver Boxer. Der ROFAN-KURIER bat den „boxenden Doktor“ daher zum Interview und sprach mit ihm über die Anfänge, die Zeit als Funktionär und die größten Erfolge und  härtesten Niederlagen.

ROKU: „Wie bist du zum Boxsport gekommen?“

Salzburger: „Mein Opa war ein begeisterter Sportler und ist mit mir zum Boxen gegangen. Ich habe so lange gebettelt, bis ich Handschuhe bekam – das war damals eine große Investition. Dann bin ich zum Boxclub Rattenberg gegangen – allein – die Hose gestrichen voll. Walter Gießwein sagte: „Ja Büberl, probiersts halt mal!“ Nach einem halben Jahr hieß es dann: „Jetzt musst du einen Kampf machen!“ Ich bin dann gegen Franz Grabmaier angetreten, der mich ziemlich verprügelte! Von da an wollte ich den unbedingt schlagen. Grabmaier wurde später sogar österreichischer Meister! Bei der Landesmeisterschaft hab ich ihn dann mit großen Mühen besiegt.“

ROKU: „Welcher Kampf blieb dir besonders positiv in Erinnerung?“

Salzburger: Am meisten Emotionen verbinde ich mit dem Kampf, bei dem ich österreichischer Jugendmeister geworden bin. Das war mein Traumziel! Dort wurde ich sogar als bester Boxer Österreichs geehrt und schaffte es damit in die Zeitung. Den Artikel hat sogar mein Professor in der Schule vorgelesen. An der Lehrerschule war ich als Boxer ein totaler Exot!“

ROKU: „Wann war dein schlimmster Kampf?“

Salzburger: „1964 war ich schon qualifiziert für die Olympiade in Tokio. Dann zog ich mir in einem völlig überflüssigen Aufbaukampf in Rattenberg einen Kieferbruch zu. Kurz vor der Matura. Mit verdrahtetem Mund lag ich im Krankenhaus. Einen Tag vor der Matura wurde der Draht entfernt und bei  der Matura konnte ich mir dann anhören „ja… Boxen ist gefährlich! Wir haben es dir ja gesagt…“ Das war ein Rückschlag. Aber in meiner Laufbahn die einzige echte Verletzung!“

ROKU: „Hast du deinen Nachfolger als Präsident des Tiroler Boxverbandes selbst ausgewählt?“

Salzburger: „Ab August 2013 übernimmt Peter Knetsch die Funktion des Präsidenten. Meine Hauptfunktion ist die Funktion des Obmannes des Boxclub Unterberger. Auch hier würde ich mir Peter Knetsch als Nachfolger wünschen. In Tirol gibt es nur acht Vereine und es ist ohnehin schwer, jemanden als Funktionär zu finden.“

ROKU: „Wie bist du dann vom „einfachen Boxer“ zum Funktionär geworden?“

Salzburger: „Wir hatten beim Boxclub Steinadler keinen Trainer mehr und so übernahm ich die­se Funktion. In der Schule habe ich damals schon unterrichtet. Das hat sich nach der Olympiade 1968 aber nicht mehr vertragen. Geheiratet, Kinder… dann wurde ich zum Trainer. Als dann noch ein neuer Obmann gesucht wurde, übernahm ich auch diesen Posten. Dann war ich etwa 30 Jahre lang Trainer und Funktionär.“ ...

ROKU: Wie ist der Verband organisiert?

Salzburger: Anders wie bei anderen Sportarten gibt es im Amateurbereich nur einen Boxverband in Österreich. Bei den Profis haben sich einige Vereine zusammengetan und eigene Weltverbände gegründet. Von den Preisgeldern kann vermutlich niemand leben. Der Vorteil ist, dass es vom Land aus ein Leistungszentrum gibt. Jetzt dürfen die Trainer auch etwa 500,– EURO dazuverdienen.

ROKU: Denkst du, dass Kampfsport oder Boxen die Gewaltbereitschaft erhöht?

Salzburger: Sicher nicht. Wenn man das gezielt macht, baut es im Gegenteil eher Aggressionen ab. Wer gemeldeter Boxer ist, muss mit schweren Strafen rechnen, wenn er Gewalt anwendet. Hier wird die Faust als Waffe gewertet! Das ist ein ganz anderer Strafrahmen. Wir hatten einen einzigen Fall – da wurde der Boxer eingesperrt.
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