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Schrebergarten-Pächter fordern Lärmschutzwand

Montag, 25 Februar 2013
Freigegeben in Lokales
Nach der Böschungs-Rodung entlang der B171 verlangen Schrebergarten-Besitzer in Rattenberg endgültig eine Lärmschutzwand. Die betroffenen Bürgermeister der Gemeinden Rattenberg und Radfeld sind sich uneins. Was geschieht nun beim Naherholungsgebiet?

RATTENBERG/RADFELD (aw) „Wenn man sich in einem der Schrebergärten befindet, kommt es einem so vor, als ob der vorbeifahrende LKW mitten durch fährt. Wer will sich hier noch erholen?“, klagt Kurt Lentsch an. Lentsch ist Vertrete der Bürgerinitiative „Lebenswertes Radfeld“ und organisierte vor kurzem  eine Protestaktion, bei der die Schrebergärten-Besitzer in Radfeld und Rattenberg eine Lärmschutzwand forderten.

„Böschung diente als Schutz“

An der Ostseite des Rattenbergtunnels befindet sich direkt am Straßenrand die Scherbergarten-Landschaft der Gemeinde Rattenberg. Die Garten-Pächter fühlen sich schon seit längerer Zeit vom Lärm an der angrenzenden Bundesstraße belästigt. Die Rodung der Böschung, die sich zwischen Schrebergärten und B171 befand, stachelte die Pächter endgültig zum Protest an. „Die Böschung diente zumindest dem Schutz vor Staub und Müll. Nun muss man sogar aufpassen, nicht von weggeworfenen Gegenständen aus fahrenden Autos getroffen zu werden“, fürchtet Schrebergarten-Besitzerin Verena Siorpaes.
Rattenberg‘s Bgm. Franz Wurzenrainer klärt auf: „Durch einen Sturm im Herbst sind zwei Bäume umgefallen, also musste die Straßenmeisterei etwas unternehmen. Zugegeben, es wurde wohl etwas radikal gerodet.“
Laut DI Erwin Obermaier, Leiter des Baubezirkamtes, wird im Frühjahr beidseitig mit schnell wachsenden Stecklingen wieder bepflanzt. Außerdem steht die Errichtung neuer Leitplanken bevor. Diese werden stabiler und sollen mit einem Unterfahrschutz für mehr Sicherheit sorgen.

Die Forderungen der Pächter

Für die Bürgerinitiative hat sich das Problem damit aber  nicht erledigt: „Wir fordern mit Nachdruck eine Lärmschutzwand und die Erweiterung der 60er-Zone um mindestens einen Kilometer“, bekräftigt Lentsch. Außerdem machen sich die Protestierer für permanente Geschwindigkeitskontrollen stark. „Denn an die Geschwindigkeitshöchstgrenze nach dem Tunnel halten sich die meisten nicht“, behauptet Garten-Pächterin Verena Siorpaes.

Bgm. Wurzenrainer: „Keine Schutzwand für Schrebergärten“

Bgm. Franz Wurzenrainer hält wenig von den Forderungen der Pächter: „Schrebergärten sind nicht dauerbesiedelt. Deswegen darf eine Lärmschutzwand gar nicht zur Debatte stehen. Sollte sie dennoch kommen, stellt sich die Frage: ‚Wer bezahlt das?‘. Außerdem müsste die Stadt dann Grund abtreten...“.

Bgm. Auer: „Pächter brauchen ihre Ruhe“

Gänzlich anderer Meinung ist NR Josef Auer, Bürgermeister von Radfeld. „Es stellt sich die Frage, warum Rattenberg überhaupt Schrebergärten errichtete. Natürlich möchten sich die Pächter in diesem ‚Erholungsgebiet‘ auch erholen. Und dazu gehört ein gewisses Maß an Ruhe“, argumentiert Auer. Zur Kosten-Frage sagt der Radfelder Bürgermeister: „Ich bin überzeugt davon, dass bei den Gärten auch die günstige Version einer Lärmschutzwand ausreicht.“
Außerdem verlangt Auer in dieser Beziehung mehr Sondergelder von der EU: „Dann könnten wir mehr Erholungsräume schaffen bzw. die vorhandenen schützen“.

Das Kamel passt doch durch´s Nadelöhr

Montag, 02 Juli 2012
Freigegeben in Politik

Die „Söller Wiesn" in Kundl sind der Beweis: Das Kamel passt doch durch´s Nadelöhr. Jahrelang bemühte sich der Kundler Unternehmer Josef Unterer, ein von ihm gekauftes Grundstück trotz Schutz-Status nutzen zu können. Nachdem er nun alle Auflagen erfüllt hat, ist er offenbar am Ziel. Noch kann die Bevölkerung Einspruch erheben.

KUNDL (cm) Seit Jahren bemüht sich in Kundl der Unternehmer Josef Unterer darum, endlich ein von ihm gekauftes Grundstück auch wirtschaftlich als LKW-Parkplatz nutzen zu können. Sein Pech: Das etwa 10.000 m2 große Grundstück ist Teil des Schutzgebietes „Söller Wiesn". Ein Grundstück, das zu einem Schutzgebiet gehört, muss eigentlich genau so bleiben, wie es ist. Doch die Firma Unterer hat die 10.000 m2 Fläche nicht für Frösche, Bienen oder Gräser gekauft. Hier geht es um wirtschaftliche Interessen. 2001/2002 hat die Firma ein Schlupfloch gefunden: Offenbar darf man auch im Freilandbereich zumindest auf einem Teil einer Fläche eine Schotter-Schüttung machen und diese als Parkplatz nutzen. Das wurde auch gemacht: Etwa 1/3 der Fläche werden seither genutzt. Als die Bezirkshauptmannschaft als 1. Instanz jedoch auch bis 2005 noch hart blieb und einer generellen Nutzung eine Abfuhr erteilte, stellte Unterer den Antrag, man möge ihm doch seitens der Gemeinde 11.000 m2 Gewerbeflächen in der Nähe der Fa. Höck verkaufen, damit er sich dort weiterentwickeln könne. Die Teilung des Firmengeländes oder eine Verlagerung schien aber nicht zielführend. So blieb das Gelände bei der Fa. Höck ungenutzt.

Parallel dazu hat Unterer, wie zu erfahren war, den Antrag auf Nutzung seiner Teilfläche der „Söller Wiesn" weiterbetrieben. Und siehe da: In zweiter Instanz ging´s dann doch. Allerdings nicht ohne teils fast perverse Auflagen: Unterer wurde eine Genehmigung in Aussicht gestellt, falls er es schafft, dem Naturschutz angrenzend an die Söller Wiesn die 1,5-fache Fläche zur Verfügung zu stellen. Also etwa 15.000 m2. Das hat Unterer geschafft. Dann gab es noch eine weitere Bedingung: Er müsse das Gelände gemäß den Vorgaben herrichten: Teiche anlegen, Bäume und Sträucher pflanzen – und zwar genau so, wie es die Behörde für richtig hält. Auch das hat Unterer gemacht. Kosten: Etwa 150.000,- EURO.

Und dann solle er noch das „bio-logisch wertvolle Material" seiner restlichen noch nicht überschütteten 7.000 m2 einsammeln und am neuen Teilstück wieder ausschütten. Auch das hat er gemacht. Die Gemeinde hatte auch Wünsche: Die von Unterer 2005 gekauften 11.000 m2 müssen zu denselben Konditionen wieder an die Gemeinde zurückverkauft werden (damit diese Flächen für weitere Betriebe hat), ansonsten sei keine Zustimmung zu erwarten. Auch dem stimmt der Unternehmer offenbar zu.

Darüber hinaus wurde ein Verkehrsgutachten erstellt: Das Ergebnis besagt, durch den Ausbau käme es zu keinen nennenswerten Verkehrs-Steigerungen auf der B171. Die Verkehrseinbindung dürfe aber nicht über eine öffentliche, zweite Zufahrtsstraße laufen, sondern dürfe ausschließlich über Unterers Firmenzufahrt gehen. Auch dem wird entsprochen. Das Kamel passt also doch durch das Nadelöhr. Auch wenn es der Firma Unterer wohl kaum jemand zugetraut hätte, dass hier wirklich alle Auflagen erfüllt werden...

Gemeinderat 13:2 dafür

Anfang Juni hätte der Gemeinderat nun über die Sache abstimmen sollen. Der Punkt wurde jedoch wieder von der Tagesordnung genommen. Auf Wunsch von der Wirtschaftsliste, damit noch restliche Details geklärt werden können. Bgm. Anton Hoflacher unterstützt das Projekt: „Die Firma hat hier enorme Auflagen erfüllt, die im Endeffekt auch dem Naturschutz zu Gute kommen. Außerdem erhält die Gemeinde ihre 11.000 m2 Wirtschafts-Flächen zurück und hat damit nun wieder Reserven für neue Betriebe."

Bürger können Einspruch erheben

Vize-Bgm. Michael Dessl von der Bürgerlichen Kundler Liste (BKL): „Auf einem Naturschutzgebiet einen LKW-Parkplatz zu errichten entspricht nicht den Alpenkonventionen. Trotzdem hat der Gemeinderat mit 13 zu 2 dafür (und damit gegen uns) gestimmt. Jetzt ist aber erst Halbzeit. Die Bevölkerung hat nun vier Wochen Zeit um Einspruch zu erheben. Danach wird das Thema nochmal im Gemeinderat behandelt. Wir gehen aber davon aus, dass die Raumordnungsbehörde nicht zustimmen wird, weil sie die Söller Wiesen selbst erst 2005 zum Naturschutzgebiet erklärten", ärgert sich Dessl. Er betont: „Nicht nur die BKL ist dagegen, auch die Alpenkonvention und die Raumplaner geben uns recht. Und das lässt sich trotz Gemeinderats-Beschluss nicht abstreiten". Er sieht auch eine Ungleichbehandlung gegenüber zahlreichen Landwirten.

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