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1.000 verschiedene Waren, die Supermarkt-Regale voll. Selbstverständlich. „Nicht unbedingt", denken die Mitglieder der Initiative „Autark werden". Gemeinsam produzieren sie Lebensmittel, wie es unsere Vorfahren taten. Gesund und unabhängig von Konzernen.

SCHWAZ/BUCH i.T. (cm) Auf einem Feld zwischen Schwaz und Buch in Tirol, etwa 12.000 m² groß, steht ein bulliger Noriker, vor eine Pflugschabe gespannt. Männer und Frauen stehen im Kreis und schlagen mit Dresch-Flegeln das Korn. In einem Schuppen wird Marmelade gemacht und im Ton-Ofen knistert ein Feuer: Hier wird Brot gebacken...

„So war das früher", könnte man denken. Doch diese Bilder stammen nicht aus ferner Vergangenheit: Der Verein „Lebens-Insel" ist hier am Werk. Er hat es sich mit seiner Initiative „Autark werden" zur Aufgabe gemacht, seinen Mitgliedern ein möglichst unabhängiges Leben zu ermöglichen.

„Wir leben in einer globalisierten und geld- und profitorientierten Gesellschaft. Wir haben es verlernt, für unsere Lebensgrundlagen selber zu sorgen. Wir sind Gefangene einer Systemstruktur, die uns abhängig macht von funktionierenden Wirtschafts- und Systemkreisläufen", heißt es dazu auf der Homepage der Initiative.

Ein Leben unter dem Joch eines Finanz- und Zinssystems, das zu permanentem wirtschaftlichen Wachstum und Ressourcenverbrauch zwingt, wollen die Mitglieder nicht mehr hinnehmen.

2.000 Seiten aus dem Kloster

Im Zuge ihrer Recherchen nach alten, natürlichen Mitteln zur Pflanzen-Aufzucht, zur Lebensmittel-Konservierung und zur Bewirtschaftung von Grund und Boden haben sie im Archiv des Klosters von Schwaz eine Art „Anleitung für die Landwirtschaft", wohl ein Standardwerk für den guten Landwirt aus dem 16. oder 17. Jahrhundert gefunden!

Diese 2.000 Seiten haben sie bereits elektronisch abfotografiert und wollen das alte Wissen der Öffentlichkeit zugänglich machen. „Das wird zwar noch etwas dauern, aber unser bisher kultiviertes Wissen über die Selbstversorgung wird dadurch entscheidend erweitert werden", freuen sich die beiden Gründer, der Landwirt Andreas Kreutner, der auch das entsprechende Grundstück zur Verfügung stellt und sein Kollege Eckhard Emde, der als Ansprechpartner für die Gruppe fungiert.

Das Leben selbst in die Hand nehmen!

Mit den Mitgliedern des Vereins werden am Feld (das seit 40 Jahren nicht mehr künstlich gedüngt wurde) Kartoffeln, Getreide, Mais, Zwiebeln, Kräuter aber auch Obst angebaut.

„Seit kurzem haben wir auch ein Bienenvolk und machen selber Honig", erklärt Andreas Kreutner. Wenn er über die industrialisierte Landwirtschaft spricht, verfinstert sich seine Mine: „Der Weizen hat oft schon ein Selbstmord-Gen eingebaut. Den kann man nicht mehr vermehren! Man muss neues Saatgut kaufen und ist abhängig von den industrialisierten Lieferanten", ärgert er sich. Auch mit URKORN und ARCHE NOAH arbeitet AUTARK WERDEN zusammen.

„Kein Strom bedeutet Chaos"

„Die EU hat ja offenbar eine Studie in Auftrag gegeben, was es bedeuten würde, wenn Europa zwei Wochen ohne Strom wäre", sagt Kreutner. Ein großer Prozentsatz der Menschen würde offenbar in diesen zwei Wochen sein Leben verlieren, habe er gelesen. Bei „Autark werden" wird entweder ohne Strom und ohne fossile Brennstoffe gearbeitet oder Strom wird selbst hergestellt und in Akkus gespeichert.

Kein „Geschäft mit der Angst"

Als „Geschäft mit der Angst" sieht „Autark werden" die eigenen Seminare und Kurse nicht. Man wolle den Menschen einfach das nötige Rüstzeug anbieten. Entscheiden müsse ja jedermann selbst.

Ab Februar gibt es wieder Seminare, Infos unter: 0660-4040730 oder 0650-7136200 oder auch auf der Homepage im Internet unter: www.autark-werden.at

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