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Bürger laufen Sturm gegen aggressives Wasser!

Donnerstag, 02 Juli 2015
Freigegeben in Lokales
Als im Berg-Quellwasser der Gemeinde Zell am Ziller Spuren von Arsen festgestellt wurden, hat man 2010 die Wasserversorgung auf Grundwasser umgestellt. Nun häufen sich die Beschwerden: Das „aggressive Grundwasser“ greift laut Bürger-Initiative die Leitungen an.

ZELL AM ZILLER (cm) Leitungen, die in Zell am Ziller beispielsweise in einem Hotelbetrieb erst 2007 eingebaut wurden, mussten 2014 wieder herausgerissen werden, weil sie komplett mit Kalk zugewachsen waren.
Seit Jahren ist eine Bürger-Initiative am Werk, um Verbesserungen oder Lösungen für die Bürger zu erwirken.
Zell hat etwa 1.700 Einwohner, 400 davon haben ein entsprechendes Begehren unterzeichnet.
Mit der Bürger-Bewegung aktiv ist auch Gemeinderat Christoph Steiner (Freie Liste Zell).
Er sagt dazu: „Bereits 2014 habe ich im Gemeinderat eine Bürger-Versammlung und einen Informations-Abend gefordert. Ja, wir hatten in unserer Unterschriften-Aktion Form-Fehler. Aber es kann nicht sein, dass der Bürgermeister deshalb über ein Drittel der Wahlberechtigten einfach ignoriert. Wir brauchen endlich eine Lösung. Hotellerie und Gastronomie werden mit dem Problem allein gelassen, die Kosten für Entkalkung und Reparaturen wird auf Betriebe und Private abgewälzt!“
Bgm. Pramstrahler: „Wir müssen die Gesetze einhalten“

Vorher lag die Wasser-Härte in Zell am Ziller bei 3,5 Härtegraden. Jetzt liegt sie bei etwa 12,5. Bgm. Robert Pramstrahler (ÖVP) kennt das Problem und weiß auch, dass Steiner die Situation nutzt, um für die kommende Gemeinderats-Wahl Stimmung zu machen.
„Ich kann versichern: Wenn es eine wirklich gute Lösung gäbe, hätten wir sie schon lange umgesetzt. Der EU-Grenzwert für Arsen liegt jetzt bei 10 Mikron. Unsere Quellen haben zwischen 50 und teils über 200 Mikron.“
Pramstrahler würde die alten Quellen wieder einleiten, jedoch wäre damit das Problem nur zum Teil gelöst. „Wenn wir die weniger belasteten Quellen reinigen und für die Wasserversorgung hernehmen, decken wir nicht den gesamten Bedarf. Dann müssen wir mischen und kommen auf einen Härtegrad von vielleicht 8. Dann müsste man immer noch Maßnahmen ergreifen, damit bei hoch erhitzten Bereichen wie in der Hotellerie der Kalk nicht ausfällt“, sagt der Bürgermeister.

Steiner sieht „hohe Kosten“

Bei einem Lokal-Augenschein unter anderem im Hotel/Gasthof Zellerstube von Beate Ellegast sagt sie: „Wir müssen jedes Jahr unseren Boiler entkalken lassen. Jedes Jahr tauschen wir etwa 30 Duschköpfe aus. Wir mussten teure Niro-Leitungen nach nur 7 Jahren Nutzung herausreissen. Die Kosten sind enorm. So geht es mehreren Betrieben.“ Die Kosten für eine Wasser-Entkalkungs-Anlage, die den Hotels laut GR Steiner von der Gemeinde empfohlen wird, liegen etwa zwischen 3.000,- und 30.000,- EURO.
Die Gemeinde hat bereits zum Umgang mit dem harten Wasser informiert. GR Steiner sieht aber nicht ein, warum die Bürger für die Mehrkosten zahlen müssen.

kalk

Beate Ellegast, Chefin vom Hotel/Gasthof Zellerstube, hofft auf Hilfe von der Gemeinde für die vielen Betroffenen. Sie zeigt völlig zugekalkte Warmwasser-Leitungen, die in ihrem Haus nur 7 Jahre lang im Einsatz waren.

„Gutes Wasser“

Bgm. Pramstrahler betont indessen: „Unser Grundwasser kommt aus 50 bis 80 Metern Tiefe. Es sickert 10 Jahre durchs Gestein und wird dabei gereinigt. Außerdem dürften wir die alten Quellen gar nicht reaktivieren, weil der Lebensmittel-Kodex mindestens einen Härtegrad von 8,7 empfiehlt!
                   
Bgm. Robert Pramstrahler sagt, „unser Wasser ist in Ordnung“ und ergänzt: „Damit meine ich, dass es aufgrund der Tatsache, dass es so lange durch das Gestein sickert, sehr sicher ist und keine Verunreinigungen oder Kontaminiationen aufweist.“ Dass er es gut findet, dass es sehr viel Kalk enthält, sage er damit nicht.
Betroffen sieht er vor allem die Hotellerie. Er wolle nun mit  Gemeinderat, Bürgerinitiative und Experten mögliche Lösungen und Projekte erarbeiten lassen. Auch ein Angebot zur zentralen Wasser-Enthärtung will er einholen, allerdings: „Erste Schätzungen gehen davon aus, dass wir für eine zentrale Wasser-Enthärtungs-Anlage, die das ganze Wasser entkalkt, für unser Volumen etwa 150 Tonnen Salz pro Jahr verbrauchen würden...“

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Unser Wasser ist in Ordnung, sagt Bgm. Robert Pramstrahler.

Asbest, Arsen, Senfgas: Drei Gift-Stoffe, die als extrem gefährlich und krebserregend eingestuft sind. Dass die Welt-Gesundheits-Organisation WHO nun die Abgase von Diesel-Fahrzeugen in die selbe Kategorie einstuft, ist starker Tobak und lässt aufhorchen.

INTERNATIONAL (rr) Asbest, Arsen und Senfgas gelten als tödliche Stoffe – alle drei zählen zur Kategorie „krebserregend". Jetzt hat die WHO Diesel-Abgase mit diesen drei Stoffen auf eine Augenhöhe gestellt!Gerade Österreich ist ein Land, in dem wegen der früher doch gravierenden Preis-Unterschiede zwischen Diesel und Benzin extrem viele Diesel-KFZ gekauft wurden und werden.
Vor allem die lungengängigen Kleinst-Partikel in den Diesel-Abgasen sind eine Bedrohung für die menschliche Gesundheit: Sie sind so klein, dass der menschliche Reinigungs-Prozess in der Lunge sie nicht mehr entfernen kann! Die Partikel wandern durch die Lungenwand in den Blutkreislauf und sogar bis ins Gehirn.
Eine Expertengruppe der WHO hat Beweise dafür gefunden, dass diese Partikel Lungenkrebs verursachen können. Auch eine Verbindung zu Blasenkrebs existiert! Univ.-Prof. Dr. Manfred Neuberger vom Institut für Umwelthygiene an der MedUni Wien sagt dazu in der Zeitung Standard:  „Dieselruß ist langfristig krebserregend, wenn ich ihn jeden Tag einatme".

Zwei Mio. Transit-LKW

Was bedeutet das für ein Land wie Tirol, in dem Jahr für Jahr etwa zwei Millionen Transit-LKW durchfahren? Wohl gemerkt: Mit Ziel- und Quellverkehr sind im Bezirk Kufstein etwa 2,5 bis 3 Millionen LKW pro Jahr auf der A12 unterwegs.

In Zahlen ausgedrückt: Die Strecke von Kufstein bis zum Brenner beträgt 140 km, mit Umweg-Verkehr für Tank-Tourismus verlängert sie sich um 10 bis 20 km.
Ein LKW verbraucht auf 100 km etwa 40 Liter Diesel. Zwei Millionen Transit-LKW mal 1,5 mal 40 Liter ergibt 120 Millionen Liter Diesel, der pro Jahr nur auf der Strecke zwischen Kufstein und Brenner verbrannt wird! Dazu Dr. Neuberger: „Je mehr Feinstaub in der Luft liegt, desto höher ist das Lungenkrebsrisiko. Der ultrafeine Staub dringt tief in den Körper ein und bewirkt eine chronische Entzündung. Diese kann über die Jahre zu Krebs führen."

Feinstaub erhöht Herzinfarkt-Risiko!

Ein viel akuteres Risiko sieht Neuberger für Herzinfarktpatienten. US-Studien hätten gezeigt, dass Diesel-Abgase bei dieser Patientengruppe bereits innerhalb einer halben Stunde negative Auswirkungen zeigen.Die Studien, auf die sich die WHO stützt, betreffen gefährdete Berufsgruppen wie Minenarbeiter, Eisenbahner und LKW-Fahrer. Demnach haben diese ein um 40 Prozent erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. „Das wissen wir schon sehr lange – die Gefahr wurde nur leider immer wieder heruntergespielt", sagt der Umweltmediziner Dr. Hans-Peter Hutter dazu. „Stattdessen wurde Diesel sogar steuerlich bevorteilt."

Partikelfilter nutzlos oder noch schädlicher!

Beim Thema Partikelfilter scheiden sich die Geister: Einige österreichische Wissenschafter warnen seit Jahren davor, dass der Diesel-Partikelfilter lediglich größere, ohnehin nicht lungengängige Partikel aus dem Abgasstrom entfernt. Diese würden dann mit der Zeit die Poren des Filters verstopfen. Passiert dies, erhitzt sich der Filter auf über 700 Grad Celsius!
Dabei (siehe selbstreinigendes Backrohr!) zerfallen alle Dreck-Partikel zu Mikro-Staub und werden wieder ausgestoßen. Nebeneffekt: Bei diesem Prozess entstehen auch noch die Ultragifte DIOXIN und FURAN, beide hoch krebserregend. Zudem werden große Partikel offenbar ebenfalls zu Kleinst- und damit lungen-gängigen Partikeln abgebrannt. Eine These, der jedoch nicht alle Wissenschafter zustimmen. Höchstes Risiko gehe weiterhin von Zigaretten und Holzheizungen ohne Filter aus.

© Rofankurier