Hinter der Diskussion um die Metzenjochbahn in Fügen steht der Wunsch, das Ski-Gebiet und den Ort für Touristen attraktiver zu machen. Darüber, wie genau das gelingen soll, scheiden sich die Geister...
FÜGEN (cm) Wie kann man ein kleines Skigebiet wie Fügen in die Zukunft führen und für Touristen interessanter machen?
Bürgermeister Walter Höllwarth und der Vorstand der Spieljochbahn setzen auf eine Erweiterung des Gebietes. Nachdem das Projekt „Geols-Lift“ wegen Bedenken abgeblasen wurde, hatte man das Projekt „Metzenjochbahn“ ausgearbeitet. Kosten: Etwa 20 Millionen EURO.
Vorstand und Bürgermeister sind vom Projekt überzeugt: „Wir brauchen diese Erweiterung jetzt, weil die Gäste das wollen“, sagt Bgm. Höllwarth im Rahmen eines TT-Forums in Fügen. Auch TVB-Obmann Ernst Erlebach sagt: „Wenn nichts passiert, ist das ein Problem. Stillstand ist ein Schritt zurück.“
Hubert Leo, Obmann der Agrargemeinschaft, hat Bedenken: „Wir ziehen hier über Jahre den Jungwald für den Objektschutzwald auf. Jetzt ist die Bergstation im Projekt so weit südlich, dass die Skifahrer über der Gartalm abfahren. Die Variantenfahrer fahren uns dann in die Aufforstungen! Dort oben sind aktuell 2.000 Pflanzen kaputt gemacht worden. Der Wald erholt sich nie mehr.“ Aber wenn man der Agrar den geforderten Forstweg geben würde, könnte man sich alles andere ausreden, sagt Leo.
Beinahe geschlossen gegen das Projekt sind die Zuhörer: Sie bevorzugen eine Sanierung des Bestandes anstatt eines Ausbaues oder wären für einen echten Zusammenschluss mit Hochfügen.
Dass die Skifahrer beim Metzenjoch-Projekt auf die Hochfügener-Straße abfahren und dort in einen Skibus nach Hochfügen steigen, glauben die meisten nicht.
Franz Sailer aus Vomperberg sagt: „Den Touristen-Rückgang im Zillertal bekämpft man nicht mit Skilifte bauen! Man muss zuerst das Verkehrs-Problem angehen...“
Bgm. Walther Höllwarth zur Situation: „Die Frage ist für uns: Wo kann die Reise mit der Spieljochbahn hingehen? Wir haben den Stand der Dinge genau erhoben und uns eben für eine Erweiterung entschieden, weil der Gast das will. Die Fremden sagen „ah ja, Fügen, das kleine Skigebiet da…“ Wir haben nette Umsätze. Ja. Aber ab 1,5 Tagen gilt die IG-Karte im ganzen Zillertal. Die Gäste wollen dann auch andere Gebiete sehen, weil es ihnen hier zu klein ist. Also fahren sie weg und wir zahlen etwa 50% der Einnahmen weiter an andere Skigebiete. Man würde aber auch mit anderen Bahnen bezüglich einer zukünftigen Entwicklung oder möglichen Anbindungen reden. Eine Erweiterung brauche man trotzdem.
DI Sigi Sauermoser, Wildbach- und Lawinenverbauung: „Wir waren gegen die erste Variante, also gegen das Projekt „Geols“. Diese Flächen sind hydrologisch zu wichtig und es geht hier um Schutzwald. Wir waren aber immer bemüht, die Projekte gemeinsam zu beurteilen. Aus Sicht der Wildbach- und Lawinenverbauung wäre das Projekt Metzenjoch aber möglich. Besser für das Skigebiet wäre aber ein Gesamtkonzept, das man einer Umwelt-Verträglichkeitsprüfung unterzieht, als hier in Salamitaktik lauter Einzelprojekte zu machen, damit man die UVP nicht braucht.“
Hubert Leo, Obmann der Agrargemeinschaft: „Ich sage: Der Bestand ist 42 Jahre alt. Es muss eine Volksbefragung her! Die Leute sollen abstimmen: Was wollt ihr – eine Erweiterung oder eine Sanierung des Bestandes. Die Leute wollen nicht anstehen – ein neuer Jet muss her, der die Leute schnell in den Skiraum bringt. Außerdem: Die Bergstation ist sehr weit nach Süden gerückt worden. Dadurch können die Variatenfahrer über dem Gartalm Hoch- und Niederleger abfahren. Wenn sie uns in den Schutzwald fahren, in die Aufforstungen, machen sie die ganzen Pflanzen kaputt. Man kann den Objektschutzwald auch nicht einzäunen – die jungen Leute haben sogar Drahtschneider mit, dass sie in diese Zonen einfahren können. Wir sind nicht gegen den Tourismus. Aber so sind Aufforstungen nicht möglich. 15 Jahre dauert es, bis eine Pflanze im alpinen Gelände zu einem kleinen Bäumchen wird. Dann kommen die Variantenfahrer und machen mit den scharfen Kanten der Ski die Arbeit von 15 Jahren zu Nichte. Aber wir stellen uns dem Projekt nicht in den Weg. Wir wollen für unsere Zustimmung aber einen Forstweg bewilligt haben, damit wir das Gebiet bewirtschaften können.“
TVB-Obmann Erlebach: „Es ist schade, dass im Skitourismus so ein Wettrüsten stattfindet. Das ist wie bei den Bauern… „wer hat den größten Traktor“… Ich habe aber Verständnis für die Haltung der Agrarier. Doch in Fügen kommt man nicht weiter, weil es so viele Meinungen gibt. Vielleicht könnte man bei den Varianten-Fahrern weniger durch Verbote und mehr durch Aufklärung erreichen… Das Verkehrs-Problem im Zillertal fängt ja schon bei der Autobahn-Abfahrt an. Man müsste eine zweite Straße im Zillertal haben, mit der man den Bereich über Bruck, Hart und Stumm anfahren kann.“
Woher kommt das Geld?
Wie würde diese Bahn finanziert? Offenbar gibt es auf einem Sparbuch über 4 Millionen EURO, weitere 5 Millionen EURO hätte die Gemeinde in bar. Zusammen stehen Mittel von etwa 9,6 Millionen EURO in bar zur Verfügung. Das Projekt kostet insgesamt etwa 20 Millionen EURO.
Der Rest von ca. 10 Millionen EURO soll über Kredite finanziert werden.
Dazu Bgm. Walter Höllwarth: „Wir haben das Projekt gut abgewogen und nicht blind einfach Linien in die Landschaft gezogen. Die Verantwortung liegt jetzt beim Verwaltungsrat der Bergbahn. Die Spieljochbahn hat entschuldet und derzeit nur mehr 4 Millionen Schulden. Für das Projekt ein Eigenkapital von etwa 50% zu haben, ist schon eher sensationell. Das gibt es auch nicht oft…“
Die Zuschauer beteiligten sich an diesem Abend rege an der Diskussion. Die Frage ist für einige, ob ein einziger Lift die Situation „als kleines Skigebiet“ für Fügen ändern könne und ob man zuerst nicht den Bestand sanieren sollte.
Bgm. Walter Höllwarth wirft ein, dass man mit dem Bestand 192.000 Leute befördern könne, derzeit aber nur 140.000 Leute fahren würden und dass der Bestand zumindest technisch immer erneuert worden wäre.
1. Fragesteller, Peter Hauser, Fügen: „Das ist ja alles nett vorgetragen. Aber ich kenne den Bereich und das ist labiles Gebiet und jetzt soll man da oben hektarweise roden? Ich glaube nicht, dass das viel bringen wird. Besser wäre es, den alten Bestand zu modernisieren als hier Geld in dieses Nebenprojekt zu stecken. Man muss hier nicht mit Gewalt einen Lift in die Landschaft hineinboxen.“
2. Fragesteller, Franz Sailer, Vomperberg: „Das Zillertal hat 4% Nächtigungs-Rückgang! Ja da ist doch Feuer am Dach! Und das könnt ihr auch nicht dort oder da mit einem Lifterl richten. Da muss das Zillertal zuerst dringend das Gesamt-Verkehrsproblem lösen. Die Skizukunft betrifft alle, nicht hier eine Bahn raufwürgen. Man muss das Zillertal endlich vom Inntal her an den Verkehr anbinden. Hier liegt das Problem.
3. Fragesteller, Franz Kröll: „Fügen ist ein kleines Skigebiet. Es kann so nicht auf Dauer überleben. Man braucht einen Zusammenschluss mit Hochfügen oder Hochzillertal. Aber die Leute wollen wissen, in welche Richtung die Reise geht. Da braucht man nicht in dieses Loch hinein einen Lift für 20 Millionen EURO bauen.“
4. Fragesteller, Josef Kreidl, Hart i.Z.: „Der Gast will eine gescheite Gastronomie und ein großes Skigebiet. Darum ist die Frage nicht: Soll man diesen Lift bauen? Die Frage ist: Wie lange muss das Seil sein in Richtung Holzalm nach Süden!“
5. Fragesteller Tobias Rieser: „Die Gäste sollen mit den Skiern abfahren, die Ski ausziehen und dann auf den Bus warten und mit dem Bus nach Hochfügen fahren. Also ich denke, die Touristen werden sich das nicht antun.“
6. Fragesteller: „Simon Ritzel, Fügen: „20 Millionen für eine neue Bahn? Aber oben haben wir das gleiche Skigebiet wie bisher. Das ist unser aller Skigebiet. Da können jetzt nicht ein paar wenige anschaffen, sondern wir alle.“
7. Fragesteller: Franz Argus: „Wie soll das weitergehen? Will man ein Skigebiet von Strass bis Hintertux?"
8. Fragesteller Greti Weisleitner: „Ich bin für eine Verbindung, aber mit dem Bus ist das nicht geeignet. Wenn viel Schnee liegt, wollen schon viele Lieferanten und LKW-Fahrer nicht nach Hochfügen fahren. Wie soll man da eine verlässliche Verbindung mit dem Skibus gewährleisten?“
9. Fragesteller Dominik Meinsch: „Der Tourist will von Haus aus dahin, wo das Skigebiet groß ist. Ja. Aber ich frage mich: Wenn man jetzt den Lift baut: Wann hat man dann wieder Kapital, um den Bestand zu erneuern?“
10. Fragesteller Alois Huber, Fügen: „Das Spieljoch ist ein wunderbares Gebiet und es soll auch weitergehen. Es gibt aber für das Neubau-Projekt viele Hindernisse. Daher sollte man sich nicht auf ein Projekt versteifen. Vielleicht sollten sich die drei benachbarten Skigebiete zusammensetzen und über mögliche, andere Lösungen nachdenken. Mir scheint das Projekt Metzenjoch nicht ausgereift. Das ist sensibles Gebiet da oben…“
Letzte Änderung am Freitag, 07 März 2014 13:57