Kramsach: "Verkehrs-Hölle Feinstaub-Siedlung"
KRAMSACH - Die Initiative nennt sich am Plakat "BI Feinstaub-Siedlung L47 und L211". Im Gespräch mit dem ROFAN-KURIER schildern verschiedene Mitglieder: "Wir kommen einfach nicht mehr zur Ruhe, egal ob in der Nacht oder am Tag! 24 Stunden am Tag Lärm, Abgase und keine Erholung in Sicht, wir haben einfach genug!"
Dazu kommen private "Rennstrecken", wie der Bereich der L211 von der Tennis-Halle zum Kreisverkehr, wo auf Initiative des ROFAN-KURIER bereits vor Jahren Messungen durchgeführt wurden. Hier wurden amtlich bis zu 114 km/h gemessen! Es gilt jedoch Tempo 40 km/h...
Vor allem rund um den Kreisverkehr Unterberger konzentriert sich der Verkehr in Kramsach – und damit auch die Feinstaub-, Abgas- und Lärm-Belastung. Doch zu denken "... aber nicht bei uns", wäre falsch: Über die Wind-Strömungen im Unterland werden Abgase und Feinstaub (auch von der A12) großräumig verteilt.
Bürger-Initiative schildert Leid
Seit Jahren verschärft sich laut Initiative das Verkehrs-Problem in Kramsach immer mehr. Vor allem an der Ortseinfahrt. Neben dem enorm wachsenden Individual- und Durchzugsverkehr aus Brandenberg, Breitenbach, Münster und Kramsach durchqueren pro Tag fast 1.000 Schwer- und Baustellen-Fahrzeuge den Bereich über die Landesstraßen L211 oder L47. "Außerdem wickelt das Kühllogistikunternehmen Nagel Austria GmbH mit Sitz in der Hagau Geschäftstätigkeiten im Westen Österreichs über den Standort Kramsach ab", heißt es seitens der Bürger-Initiative und... dadurch gäbe es auch in der Nacht einiges an Schwerverkehr im Ort.
Über 17.000 PKW und knapp 1.000 LKW pro Tag!
Staus stehen laut Bürger-Initiative in Kramsach an der Tagesordnung. "Der Begriff 'Verkehrshölle' gilt allerdings nicht nur für die Autobahnabfahrt. Auch das Dorfzentrum, die Kuglgasse, die Seenstraße, Winkl, Amerling, Hagau oder die Hanglagen (durch Autobahnlärm) sind belastete Zonen", heißt es. Die sich ständig verschlechternde Situation führte vor einem Jahr zur Gründung der Bürgerinitiative "Feinstaub-Siedlung L211/L47" mit dem Ziel, Maßnahmen zur Verkehrsentlastung und –beruhigung zu setzen.
Bei einer Verkehrs-Zählung am 4. September 2017, also in der Zwischensaison, praktisch ohne Urlauber- und Bade-Verkehr, kam man auf 17.485 PKW und 940 Schwer-Fahrzeuge innerhalb von 24 Stunden an der Kramsacher Ortseinfahrt!
Zum Vergleich: Der Ort Brixen im Thale bekam vom Land Tirol bei einer Belastung von etwa 10.000 Fahrzeugen pro 24 Stunden eine Umfahrung mit Tunnel, die etwa 50 Millionen EURO gekostet hat. "Im Gemeindegebiet von Ellmau – auf der vielbesagten Transitstrecke Loferer Straße (B178) gibt es ein durchschnittliches Verkehrsaufkommen von etwa 15.000 Fahrzeugen pro Tag. Auch hier wurden – wie in Brixen – umfangreiche Lärmschutz- und Umfahrungs-Maßnahmen gesetzt!"
In Kramsach sei ein Schutz der Bevölkerung vor Lärm und Abgasen längst überfällig.
Keine Auskunft von BH und auch von Gemeinde Kramsach
Die Bürger-Initiative möchte wissen, unter welchen Bedingungen der Schwerverkehr der Firma Nagel Austria GmbH bewilligt wurde. Weder von der BH Kufstein (Gewerbeamt) noch von der Gemeindeführung Kramsach habe die Bürger-Initiative diesbezüglich Auskunft erhalten. Beide Stellen verweisen auf die fehlende Partei-Stellung. "Offensichtlich hat man in Österreich weder als Privatperson noch als Interessensgruppe Zugang zu relevanten Informationen wie genehmigten LKW-Fahrten, bewilligten Zeiten und anderen wichtigen gewerberechtlichen Bedingungen und wird auch diesbezüglich nicht unterstützt", heißt es.
Communalp: "Nicht nur Bau-Projekte"
Im Gemeinde-Entwicklungsprozess mit der Firma Communalp, wurden nicht nur immer neue Bauprojekte besprochen, sondern auch viele Strukturmaßnahmen wie ein nachhaltiges Verkehrskonzept. "Die Bürgerinitiative L211/L47 sieht hier ein dringend umzusetzendes Instrument, um den Verkehr mit Hilfe von ausgewiesenen Verkehrsplanungs-Experten in geordnetere Bahnen zu lenken denn allerorts wird in Kramsach gebaut...", heißt es seitens der BI. Rasant wachsende Wohnsiedlungen in Zentrumsnähe, noch viele Grünflächen, mit denen sich Geld machen lässt...
Es sei daher wichtig, sich in Kramsach endlich Gedanken über die Zukunft zu machen. "Wie soll Kramsach in 20 Jahren ausschauen, wie wird der Verkehr und der Zuzug den gesamten Ort verändern, wenn die Gemeinde weiterhin so wächst?", heißt es im Schreiben der Bürger-Initiative.
Teilnehmen...
Wer sich über die Aktivitäten der Initiative informieren will oder Mitglied werden möchte, kann sich hier melden:
Tel.: 0699/10078633
Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Facebook: Bürgerinitiative Feinstaubsiedlung L211/L47.
WHO: Diesel-Abgase so gefährlich wie Senfgas!
Asbest, Arsen, Senfgas: Drei Gift-Stoffe, die als extrem gefährlich und krebserregend eingestuft sind. Dass die Welt-Gesundheits-Organisation WHO nun die Abgase von Diesel-Fahrzeugen in die selbe Kategorie einstuft, ist starker Tobak und lässt aufhorchen.
INTERNATIONAL (rr) Asbest, Arsen und Senfgas gelten als tödliche Stoffe – alle drei zählen zur Kategorie „krebserregend". Jetzt hat die WHO Diesel-Abgase mit diesen drei Stoffen auf eine Augenhöhe gestellt!Gerade Österreich ist ein Land, in dem wegen der früher doch gravierenden Preis-Unterschiede zwischen Diesel und Benzin extrem viele Diesel-KFZ gekauft wurden und werden.
Vor allem die lungengängigen Kleinst-Partikel in den Diesel-Abgasen sind eine Bedrohung für die menschliche Gesundheit: Sie sind so klein, dass der menschliche Reinigungs-Prozess in der Lunge sie nicht mehr entfernen kann! Die Partikel wandern durch die Lungenwand in den Blutkreislauf und sogar bis ins Gehirn.
Eine Expertengruppe der WHO hat Beweise dafür gefunden, dass diese Partikel Lungenkrebs verursachen können. Auch eine Verbindung zu Blasenkrebs existiert! Univ.-Prof. Dr. Manfred Neuberger vom Institut für Umwelthygiene an der MedUni Wien sagt dazu in der Zeitung Standard: „Dieselruß ist langfristig krebserregend, wenn ich ihn jeden Tag einatme".
Zwei Mio. Transit-LKW
Was bedeutet das für ein Land wie Tirol, in dem Jahr für Jahr etwa zwei Millionen Transit-LKW durchfahren? Wohl gemerkt: Mit Ziel- und Quellverkehr sind im Bezirk Kufstein etwa 2,5 bis 3 Millionen LKW pro Jahr auf der A12 unterwegs.
In Zahlen ausgedrückt: Die Strecke von Kufstein bis zum Brenner beträgt 140 km, mit Umweg-Verkehr für Tank-Tourismus verlängert sie sich um 10 bis 20 km.
Ein LKW verbraucht auf 100 km etwa 40 Liter Diesel. Zwei Millionen Transit-LKW mal 1,5 mal 40 Liter ergibt 120 Millionen Liter Diesel, der pro Jahr nur auf der Strecke zwischen Kufstein und Brenner verbrannt wird! Dazu Dr. Neuberger: „Je mehr Feinstaub in der Luft liegt, desto höher ist das Lungenkrebsrisiko. Der ultrafeine Staub dringt tief in den Körper ein und bewirkt eine chronische Entzündung. Diese kann über die Jahre zu Krebs führen."
Feinstaub erhöht Herzinfarkt-Risiko!
Ein viel akuteres Risiko sieht Neuberger für Herzinfarktpatienten. US-Studien hätten gezeigt, dass Diesel-Abgase bei dieser Patientengruppe bereits innerhalb einer halben Stunde negative Auswirkungen zeigen.Die Studien, auf die sich die WHO stützt, betreffen gefährdete Berufsgruppen wie Minenarbeiter, Eisenbahner und LKW-Fahrer. Demnach haben diese ein um 40 Prozent erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. „Das wissen wir schon sehr lange – die Gefahr wurde nur leider immer wieder heruntergespielt", sagt der Umweltmediziner Dr. Hans-Peter Hutter dazu. „Stattdessen wurde Diesel sogar steuerlich bevorteilt."
Partikelfilter nutzlos oder noch schädlicher!
Beim Thema Partikelfilter scheiden sich die Geister: Einige österreichische Wissenschafter warnen seit Jahren davor, dass der Diesel-Partikelfilter lediglich größere, ohnehin nicht lungengängige Partikel aus dem Abgasstrom entfernt. Diese würden dann mit der Zeit die Poren des Filters verstopfen. Passiert dies, erhitzt sich der Filter auf über 700 Grad Celsius!
Dabei (siehe selbstreinigendes Backrohr!) zerfallen alle Dreck-Partikel zu Mikro-Staub und werden wieder ausgestoßen. Nebeneffekt: Bei diesem Prozess entstehen auch noch die Ultragifte DIOXIN und FURAN, beide hoch krebserregend. Zudem werden große Partikel offenbar ebenfalls zu Kleinst- und damit lungen-gängigen Partikeln abgebrannt. Eine These, der jedoch nicht alle Wissenschafter zustimmen. Höchstes Risiko gehe weiterhin von Zigaretten und Holzheizungen ohne Filter aus.
Wörgler Grüne kämpfen gegen Feinstaub
In den ersten zwei Monaten des Jahres überstieg die Feinstaub-Belastung in Wörgl schon elf Mal die Alarmierungsgrenze von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter. Die Wörgler Grünen fordern nun, dass der Alarmierungswert gesenkt wird!
WÖRGL (aw) Die Wörgler Grünen warnen: die Feinstaub-Belastung in Wörgl wird massiv unterschätzt! In den ersten beiden Monaten des Jahres wurde der Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Quadratmeter schon ein gutes Dutzend mal überschritten. Deswegen stellten die Grünen einen Antrag an den Gemeinderat Wörgl: der Feinstaub-Alarmierungswert muss gesenkt werden!
Mehr Warnsignale
Die Grünen fordern mehr Möglichkeiten, um die Wörgler Bevölkerung vor der Feinstaub-Belastung zu warnen. Gemeinderat
Richard Götz schlägt vor: „Wir müssen das Internet besser nutzen, um vor Feinstaub zu warnen! Auch elektronische Tafeln oder ein Warn-Service per SMS wären denkbar“.
Die Grünen plädieren zudem für eine Senkung des Feinstaub-Alarmierungswertes auf 40 mg/m3. „Durch diese Maßnahmen könnte jeder Bürger individuell auf die Gefahren reagieren“, meint Gemeinderätin Christine Mey.