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Amazon: Retour-Ware landet oft im Müll!

Montag, 30 Juli 2018
Freigegeben in International
Das ZDF-Magazin Frontal 21 berichtete kürzlich, dass der Online-Riese Amazon massenhaft funktionstüchtige Ware zerstört. "Es wird alles mögliche vernichtet", sagen Amazon-Mitarbeiter. Kritiker sehen hier einen Umweltskandal!

INTERNATIONAL - Mitte Juli war, wie jedes Jahr, der große Amazon-Prime-Day. "Prime-Mitglieder haben am diesjährigen Prime Day Millionen Artikel bei Amazon gekauft und den Prime Day 2018 damit zu Amazons größtem Shopping-Event aller Zeiten gemacht", heißt es in einer Amazon-Presseaussendung. Der größte Prime-Day aller Zeiten ... mit Millionen verkauften Artikeln. Und wahrscheinlich werden wieder etliche Artikel zurückgeschickt werden. Doch was passiert mit diesen Artikeln?

Umwelt-Skandal

Dieser Frage ging kürzlich das ZDF-Magazin Frontal 21 auf den Grund. Von anonymen Quellen im Amazon-Betrieb bekamen die Redakteure des Magazins den Tipp, dass massenhaft funktionstüchtige Waren in den Amazon-Zentren verschrottet würden. Vernichtet wird offenbar alles mögliche: Fernseher, Beamer, Kühlschränke, Rasenmäher...
"Das waren neuwertige Sachen, manchmal mit kleinen Macken, aber die funktionierten alle noch", wird eine Amazon-Mitarbeiterin anonym zitiert. Eine weitere Mitarbeiterin gibt an, dass sie selbst im Auftrag von Amazon täglich Waren im Wert von mehreren zehntausend EURO vernichtet. "Es wird alles vernichtet, was nicht mehr niet- und nagelfest ist", erzählt etwa Norbert Faltin, ein ehemaliger Betriebsrat von Amazon in Koblenz.
Genaue Zahlen – wie viel von Amazon verschrottet wird – gibt es nicht. Auf Anfrage von Frontal 21 weist der Online-Riese nur darauf hin, dass sie auch viele Produkte spenden.
Amazon hat hier ein grundsätzliches Problem mit den Steuern. Das Fernseh-Magazin rechnet vor: "Bei einer Shampoo-Lieferung  im Wert von 100.000,– EURO fallen bei einer Spende 19.000,– EURO Umsatzsteuer an. Die Entsorgung kostet nur 5.000,– EURO und ist steuerfrei."
Ein System, dass seine Kritiker hat: "Ich finde es einen Skandal. Es kann nicht sein, dass Vernichten billiger ist als Spenden!", sagt etwa Dr. Julia Kronen, die Geschäftsführerin von innatura (Vermitteln Sachspenden für soziale Zwecke).

Wie wäre es in Österreich?

Der ROFAN-KURIER hat beim Finanzministerium nachgefragt, wie die Sachlage diesbezüglich in Österreich ist.
Dazu heißt es vom Finanz-Ministerium: "Grundsätzlich ist es so, dass bei Spenden eine Umsatzsteuer anfällt und bei der Zerstörung von Waren nicht". Geändert könne diese Regelung nur auf europäischer Ebene werden....
Doch warum ist das so? Grund dafür ist die 20-prozentige Vorsteuer. Wenn ein Unternehmen (Amazon ist nur ein Beispiel) Ware kauft, kann die Vorsteuer geltend gemacht werden. Das Unternehmen verkauft die Ware mit Umsatzsteuer. Die Umsatzsteuer muss das Unternehmen an das Finanzamt abführen.
Bei einer Spende wird kein Umsatz erzielt, es handelt sich hier um eine "Entnahme" – und es gibt keine Umsatzsteuer, die das Unternehmen „weiterverrechnen“ könnte. Es muss dann die Vorsteuer selbst an das Finanzamt zahlen.
Keine Steuer hingegen muss bei einer Zerstörung/Verschrottung abgeliefert werden. "Die Zerstörung der Ware ist 'wirtschaftlich vorteilhaft' und stellt somit auch keine Entnahme mehr dar“, erklärt das Finanzamt. Folglich ist auch keine Vorsteuer rückzuführen und Umsatzsteuer ist auch keine zu zahlen.

Zusammengefasst:

Ein Unternehmen kauft Ware und muss Vorsteuer leisten - diese Vorsteuer wird dann vom Finanzministerium zurückbezahlt. Dann:
a) Verkauft das Unternehmen die Ware mit Mehrwertsteuer: Es zahlt die Mehrwertsteuer an das BMF.
b) Spendet das Unternehmen die Ware: Es muss die Vorsteuer an das BMF nachzahlen.
c) Verschrottet das Unternehmen die Ware: Es bezahlt die Verschrottung und muss keine Steuer an das BMF abliefern.
(mk)

Alexa und Co: Die Spione im Wohnzimmer...

Montag, 26 Februar 2018
Freigegeben in Wissenschaft
Konsumenten- und Daten-Schützer schlagen Alarm: Smarte Lautsprecher, wie "Alexa" von Amazon oder "Google Home", sind mit leistungsstarken Super-Mikrofonen ausgestattet und können auch zum Ausspionieren des eigenen Lebens-Umfeldes missbraucht werden.

INTERNATIONAL - Ende 2017 ging diesbezüglich ein Fall durch die deutschen Medien: In der Stadt Pinneberg hatte "Alexa" einen Polizei-Einsatz ausgelöst. Während Besitzer Oliver H. in Hamburg unterwegs war, hackte sich jemand über die Licht-Steuerung in das System und drehte die Party-Musik auf volle Lautstärke. Nachbarn riefen die Polizei. Was anfänglich lustig klingt, zeigt einmal mehr die Gefahren, die diese Geräte mit sich bringen. Marit Hansen, Landesbeauftragte für Datenschutz in Schleswig-Holstein, sieht Geräte wie Amazons "Alexa" sehr kritisch. Sie sagt im Interview mit der örtlichen Presse: "Die Geräte sind nicht ausgereift. Es gibt viele Kinderkrankheiten."
Die Datenschützerin betont, dass Hacker "Alexa" und Co. als "Paradies" bezeichnen. Sie warnt davor, sich den "Spion ins Wohnzimmer" zu holen. Die Geräte seien nämlich auch auf Sprachaufzeichnung ausgelegt. Es sei schwer nachvollziehbar, wann die Assistenten aufzeichnen und wann nicht.

Entscheidender Unterschied zu bisherigen Geräten

Das Thema kennt man bereits von "Smart-TV", Spiele-Konsolen, Puppen oder bei Smart-Phones… Alles, was über W-LAN funkt oder via Kabel am Internet hängt, kann prinzipiell auch als Spionage-Gerät missbraucht werden. Beispiele gefällig? Das Paar, das vom eigenen Fernseher beim Sex auf der Couch gefilmt wurde. Englische Politiker, die über ihre Smart-Phones von Journalisten abgehört werden. Spiele-Konsolen, deren Linsen permanent ins Wohnzimmer starren, wie einst der Super-Computer "HAL" in "Odyssee im Weltraum"... Der große Unterschied zu smarten Lautsprechern: Sie schneiden immer wieder "unabsichtlich" ganze Konversationen mit, ohne dass sie jemand hackt! Und mit dem Kauf erklären sich die Kunden bereits mit der Aufzeichnung und Weitergabe ihrer Stimmen einverstanden. Besonders bedenklich: Kinder können hier nicht ausgenommen werden! Entscheidet sich ein Konsument für eines dieser Geräte, wird auch die Privatsphäre der Unmündigen gleich mitverkauft.

Schlechter Tausch: Vermeintlich "hipp" gegen Privatsphäre

Viele Menschen sind mittlerweile so unkritisch und so versessen darauf, die neueste Technik zu besitzen, dass sie jeden vermeintlichen Komfort hechelnd annehmen, auch wenn sie dafür ihre Privatsphäre und den Schutz ihrer Daten aufgeben. Frei nach dem Motto: "Hab ja nix zu verbergen." Darum geht es aber nicht. Die Hersteller haben großes Interesse an den Gewohnheiten und Verhaltensweisen ihrer "Kunden". In Wahrheit ist der Kunde hier selbst die Ware. Darum sind die Systeme auch so billig. Mit den Kunden-Daten wird das große Geld gemacht.

Google Home Mini nahm alle Gespräche auf

Android-Police-Gründer Artem Russakovski war aufgefallen, dass sein Google Home Mini offenbar die gesamte Zeit aktiv war und überraschend viele Daten ins Internet hochlud. Bei einer näheren Untersuchung stellte sich heraus, dass das Gerät tatsächlich sämtliche Gespräche rund um die Uhr aufgezeichnet hatte und auf die Server von Google übertrug, wo diese Sprachdateien auch von den Nutzern selbst eingesehen werden können. Bei Google bestätigt man das Problem und hat auch gleich eine passende Erklärung parat: Es handle sich um einen Hardware-Defekt bei einzelnen Vorserienmodellen des Home Mini, die bei Presse-Events an Journalisten ausgegeben wurden. Konkret geht es um das Touchfeld an der Oberfläche, das neben dem Hotword ebenfalls zur Aktivierung des Assistenten genutzt werden kann. Dieses sei im betreffenden Fall fehlerhaft gewesen, und habe so eine dauerhafte Aktivierung registriert. Google sagt, man hätte das Problem mittlerweile via Update bereinigt, indem ein Langdruck auf diesen Touch-Button künftig ignoriert wird...
© Rofankurier