Kamil Stoch dominierte die Vierschanzen-Tournee. Der Pole gewann zum zweiten Mal die Gesamtwertung – diesmal mit fast 70 Punkten Vorsprung. Sein Trainer: Der Wörgler Stefan Horngacher. Er ist seit 2016 Cheftrainer im polnischen Ski-Sprung-Team.
WÖRGL - Mit Stefan Horngacher kann sich wenigstens ein Österreicher über den Sieg bei der Vier-Schanzen-Tournee freuen. Der von ihm trainierte Pole Kamil Stoch gewann die Gesamtwertung der Tournee mit 1.108,8 Punkten – fast 70 Punkte vor Andreas Wellinger aus Deutschland. Stoch gewann als zweiter Springer den "Grand Slam" der Tournee – bei allen vier Springen stand er am obersten Treppchen. Die Bilanz des österreichischen Teams ist ernüchternd: Während der ganzen Tournee gab es keinen Stockerlplatz. In der Gesamtwertung wurde Michael Hayböck als 14. bester Springer. Mitfavorit Stefan Kraft wurde nur 20. und hatte ca. 250 Punkte Rückstand auf den polnischen Sieger Stoch.
Österreichische Trainer-Power
Bei der Ski-Flug-Weltmeisterschaft gewann Kamil Stoch im Einzel "Silber", im Team erreichte Polen den dritten Platz – eine Woche vorher schwächelte Stoch am Kulm mit dem 21. Platz. Die Kulm-Platzierung war nur ein kleiner Schwäche-Anfall des konstant springenden Kamil Stoch.
Mit ihm arbeitete Horngacher bereits als "Jung-Trainer" zusammen – von 2004 bis 2006 trainierte er den polnischen B-Kader: "Das Talent von Kamil war relativ schnell zu erkennen. Schon der erste Sprung, den ich von ihm gesehen habe, war aussergewöhnlich", erinnert sich Horngacher. Den polnischen A-Kader trainierte zu dieser Zeit Heinz Kuttin, der jetzige Cheftrainer der Österreicher. Horngacher schätzt Kuttin sehr – die Schwäche der österreichischen Springer ist für ihn nur eine "Momentaufnahme".
Ski-Sprung-Heimat "Hennersberg"
Stefan Horngacher erlernte das Ski-Springen in Wörgl, am "Hennersberg" in Wörgl. Er fing allerdings vergleichsweise spät an: Mit zehn Jahren startet Horngacher seine Sprung-Karriere, vorher fuhr er sehr viel Alpin. Auch damals haben ihn vor allem die Schanzen gereizt, erzählt er.
Während seiner aktiven Karriere von 1988 bis 2002 sprang Horngacher 228 Mal im Weltcup, feierte zwei Weltcup-Siege im Einzel (1991 auf der Flugschanze am Kulm und 1999 in Zakupane/Polen) und vier Weltcup-Siege im Team. "Das Highlight für mich als Springer waren die Mannschaftsmedaillen", sagt er im Gesrpäch mit dem ROFAN-KURIER – bei Olympia holte das Team zwei Mal Bronze (1994 und 1998), bei Weltmeisterschaften zwei Mal Gold (1991 und 2001) und drei Mal Bronze (1993, 1999 und 2001). Seine Karriere beendete Horngacher in der Saison 2001/02.
Danach war er als Trainer beim ÖSV, in Deutschland und in Polen tätig. Seinen ersten Cheftrainerposten übernahm Horngacher im März 2016. Bereits in der folgenden Saison 2016/17 stellten sich die Erfolge ein: Kamil Stoch wurde Zweiter im Gesamtweltcup, gewann die Vierschanzen-Tournee und die polnische Mannschaft gewann die Gesamtwertung und Teamgold bei der WM in Lahti. Die Teambewerbe haben für Horngacher große Bedeutung: "Wenn das ganze Team super funktioniert, ist es für mich als Trainer eine Genugtuung!"
Stoch? "Kompletter Ski-Springer"
Auf seinen Superstar Kamil Stoch angesprochen, kommt der Wörgler Trainer nicht mehr aus dem Schwärmen heraus: "Kamil ist ein kompletter Ski-Springer. Er ist körperlich extrem gut, sehr sprungkräftig und hat ein wahnsinns Gefühl in der Luft. Außerdem kann er überall einen Telemark setzen. Er ist einfach ein kompletter Athlet, der für das Ski-Springen lebt!", sagt Horngacher. Schlagbar ist Stoch doch, aber "wenn Kamil in Topform ist, gibt es wenige die ihn schlagen können", sagt Horngacher. (mk)
Letzte Änderung am Mittwoch, 07 Februar 2018 16:14
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