Es war am Samstag Nachmittag, als die 11-jährige Sophie aus Brixlegg (Name von der Redaktion geändert) mit dem Regionalzug nach Wörgl fährt. Dort will sie sich mit Freundinnen treffen. Doch zwischen Rattenberg und Kundl bekommt sie zwei unliebsame Begleiter…
REGION/KUNDL Als die 11-jährige Sophie am Samstag Mittag in Rattenberg in den Regionalzug nach Wörgl steigt, ist der Zug fast leer.
In einem Großraum-Abteil setzt sich das Mädchen bei einer 4er-Bank hin. Wenig später kommen zwei Rumänen, einer mit Gips. Sie setzen sich zum Mädchen. Sprechen es an. „Vermutlich haben sie die Geldtasche gesehen, die das Mädchen auf dem Schoß liegen hatte und festhielt“, sagt der zuständige Sachbearbeiter der Polizei Kramsach. Einer der Rumänen fordert das Mädchen auf, ihm Geld zu geben. Dann hält er ihr einen Zettel vor die Nase, worauf steht, er habe keine Arbeit, keine Wohnung und brauche Geld.
„Einer der Männer setzte sich gegenüber dem Mädchen hin, der andere daneben“, zitiert der zuständige Polizei-Inspektor im Gespräch mit dem ROFAN-KURIER aus dem Protokoll.
15,- EURO hatte das Mädchen für das Kino dabei. Als sie kein Geld hergibt, beginnt sie einer der Rumänen zu schupsen, stupft sie am Arm an.
Der ROFAN-KURIER hat sich auch mit der Mutter und dem Mädchen getroffen.
Die 11-jährige Sophie im Gespräch mit dem ROFAN-KURIER: „Ich hatte große Angst und habe mich weggedreht. Ich habe aus dem Fenster geschaut. Aber er hat nicht aufgehört, mich anzuschubsen. Da habe ich ihm 5,- EURO gegeben.“ Der erste Täter nimmt die 5,- EURO und geht.
Der zweite Rumäne – jener mit dem Gips – verlangt daraufhin weiteres Geld!
Mutter: "Meine Tochter war wochenlang verstört!"
Sophie will ihm aber keines geben. „Ich wollte weggehen. Aber er hat sich ganz knapp vor mich hingestellt und mir die Hand vors Gesicht gehalten. Ich bin ganz ans Fenster gerückt, damit er mich nicht berühren kann. Er hat mich aber nicht aufstehen lassen“, sagt die 11-jährige.
Die Mutter erzählt: „Meine Tochter hatte eine Heidenangst! Sie war wochenlang verstört. Sie geht in Wörgl zur Schule. Aber eine Woche lang ist sie nicht mehr in den Zug eingestiegen. Der Opa hat sie fahren müssen.“
Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen gegen den ersten Täter eingestellt. Hier sei es lediglich zu „aggressivem Betteln“ gekommen.
Der zweite Täter, der das Mädchen am Gehen gehindert und damit genötigt hat, ist zur Fahndung ausgeschrieben worden. Die Identität der beiden Rumänen konnte übrigens durch die Video-Aufzeichnungen der ÖBB geklärt werden.
Erwachsene im Abteil schweigt
Was die Mutter besonders ärgert: „Im Abteil war auch eine erwachsene Frau, die alles gesehen hat. Sie saß in der übernächsten Bank und hat hergeschaut. Sie hat keinen Finger gerührt und nichts gesagt. Man erwartet nicht, dass jemand körperlich einschreitet. Aber mit einem Minimum an Zivil-Courage wäre meine Tochter nicht ganz allein dagestanden…“
Letzte Änderung am Donnerstag, 05 Oktober 2017 08:39
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